Der Schutz vor der durch das Coronavirus verursachten Krankheit Covid-19 ist für viele Menschen im Städtedreieck ein wichtiges Anliegen. Konnten sich anfangs nur wenige dagegen impfen lassen, sind die Möglichkeiten, sich mit einem entsprechenden Vakzin zu versorgen, mittlerweile zahlreich – ob Kreisimpfzentrum, Hausarzt, im Impfbus oder in einer der Schwerpunktpraxen.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch Rosemarie Mikuliszyn aus Hüfingen hat sich dazu entschieden, sich impfen zu lassen. An zwei Terminen besuchte sie dazu eine entsprechende Arztpraxis im Städtedreieck (um welche Praxis es sich genau handelt, ist dieser Redaktion bekannt). Nach dem zweiten Piks mit Impfstoff sollte eigentlich alles erledigt sein. Das dachte Mikuliszyn zumindest. „Für mich war die Sache damit eigentlich abgeschlossen“, erklärt sie. Was dann folgte, damit hatte sie nicht gerechnet. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Rechnung für die Corona-Impfung?

Im Juli flattert bei ihr eine Rechnung ins Haus. Kostenfaktor für die privat versicherte Rosemarie Mikuliszyn: 53,04 Euro. Aber wofür eigentlich? Das dachte sich auch Mikuliszyn. Die Impfung kostet doch nichts: „Meines Wissens ist die Corona-Impfung für jeden Bürger ein kostenloses Angebot.“

Um ihr Gefühl zu verifizieren, erkundigt sie sich auch bei ihrer Krankenkasse, wo ihr das bestätigt wird. Die Hüfingerin ärgert sich. Und sie will vor allem jene Stelle damit konfrontieren, woher der Ärger rührte: „Ich habe daraufhin mit der Arztpraxis das Gespräch gesucht.“ Dort erhält sie die Auskunft, dass man sich erlaubt habe, die Impfung für Privatpatienten in Rechnung zu stellen. Die Begründung: „Für privat Versicherte bekäme die Praxis von der Kassenärztlichen Vereinigung nicht den vollen Betrag über 20 Euro pro Impfung. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Zudem habe es geheißen: „Die Impfung kostet nichts, die Verabreichung schon. Und man habe davor ausgeschlossen, dass ich einen Infekt hatte.“ Und auch auf der Rechnung ist der Posten vermerkt: „Eingehende, das gewöhnliche Maß übersteigende Beratung – auch mittels Fernsprecher – Mindestdauer zehn Minuten.“ Wie Mikuliszyn sagt, sei sie nie derart untersucht worden. „Ich wollte das so nicht stehen lassen“, erklärt sie. Sie wirft der Arztpraxis schließlich Betrug vor. „Klar hätte ich die Rechnung problemlos weiterreichen können. Aber das kann es nicht sein. Die Kosten im Gesundheitswesen explodieren durch Corona. Und dann sowas.“ Die Rechnung wird schließlich von der Arztpraxis storniert.

Etliche seien betroffen

Das ist Mikuliszyn jedoch nicht genug: „Das betrifft etliche Patienten. Eine Freundin von mir hat ebenfalls solch eine Rechnung bekommen und wird sich dort melden. Ich wollte nicht polemisch werden, aber so etwas muss meines Erachtens nach ausgesprochen werden.“ In die Praxis gingen nicht nur Einzelpersonen, ganze Betriebe lassen sich laut Mikuliszyn dort impfen. „Klar wurde nicht nur mir die Rechnung geschickt. Manche hinterfragen das nicht, sind vielleicht zu bequem und sagen dann, dass sie es eben bezahlen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Auf SÜDKURIER-Nachfrage bezieht die beschuldigte Arztpraxis Stellung: Es habe sich allem Anschein nach um um ein Missverständnis gehandelt, gibt man dort zu. Durch den erheblichen Mehraufwand, der im Zuge der zahlreichen Impfungen entstünde, komme es eben auch mal zu Fehlern. „Wir haben über 1000 Leute geimpft in unserer Praxis. Die Rechnung der Patientin ist sofort storniert worden, es ist erledigt“, heißt es.

Ausschnitt der Rechnung, die nach der Corona-Impfung an Rosemarie Mikuliszyn gegangen ist. Sie wurde schließlich storniert.
Ausschnitt der Rechnung, die nach der Corona-Impfung an Rosemarie Mikuliszyn gegangen ist. Sie wurde schließlich storniert. | Bild: Rosemarie Mikuliszyn

Die Praxis verweist auf das Bundesamt für Soziale Sicherung, nach dessen Angaben eine Corona-Schutzimpfung für Patienten umsonst ist. „Manch einer hat aber noch Klärungsbedarf, dann ist das eine weitergehende Beratung, die nichts mehr direkt mit der Impfung zu tun hat“, erklärt man die Möglichkeit dennoch entstehender Behandlungskosten. Dass Rosemarie Mikuliszyn öffentlich ihren Unmut bekundet, gefällt der Arztpraxis allem Anschein nicht, als durchklingt: „Wenn Fehler passieren, wenden sich Patienten in der Regel an uns.“