Weil sich rund 100 Regierungskritiker beim Besuch des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn vor dem Gelände der Luisenklinik in Bad Dürrheim in Stellung gebracht haben, musste die Veranstaltung in einem etwas anderen Rahmen vonstattengehen als ursprünglich geplant (wir berichteten).

Vulnerable Gruppen zuerst

Im Rahmen einer sachlichen Diskussion ging es dann später – neben den Baustellen im Gesundheitswesen – auch um das Thema Corona-Schutzimpfung. Minister Spahn erklärte mit Blick auf die anrollende vierte Pandemie-Welle den Nutzen einer Drittimpfung und für welche Personengruppen diese sinnvoll sein soll. Man müsse mit denjenigen beginnen, die Ende des vergangenen Jahres beziehungsweise im ersten Quartal 2021 geimpft wurden, sagte Spahn in der Turnhalle der Klinik auf Nachfrage eines Mediziners. Konkret meinte er damit also insbesondere die Über-80-Jährigen oder Pflegebedürftigen.

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Der 41-Jährige fügte an, dass eine Drittimpfung nach sechs Monaten auch denen empfohlen werde, die mit Astrazeneca oder Johnson & Johnson geschützt wurden, also mit sogenannten Vektorimpfstoffen. „Im nächsten Schritt erhalten dann alle, die wollen, eine Auffrischung. Es handelt sich um ein Angebot zuerst für die vulnerablen Gruppen und dann für alle anderen“, fasste der Minister es zusammen.

Impfdurchbruch sorgt für Diskussionen

Bei den Gegnern des Bundesgesundheitsministers sorgte das mitunter heikle Impfthema schon vor Veranstaltungsbeginn für Erzürnung. Mit mehreren Plakaten – auf einem stand „Die Spahnische Grippe: Deutschland krempelt die Ärmel hoch“ geschrieben – und dazu mit Anti-Impf-Songs machten sie vor der Luisenklinik Stimmung. Der eine oder andere verwies außerdem auf den Über-80-Jährigen, der im Schwarzwald-Baar-Klinikum trotz vollständigem Impfschutz gestorben war (wir berichteten). Der Mann hatte nach Angaben des Klinikums eine schwere Vorerkrankung.

Jens Spahn stellte in Sachen Impfauffrischung zwar klar, „dass abschließende Daten noch nicht da“ seien, aber diese habe man erst bei weiteren Todesfällen. Und genau da wolle man nicht hinkommen, denn dann sei es zu spät, versuchte der Gesundheitsminister mit einem einfachen, aber zugleich harten Beispiel für eine dritte Corona-Impfung zu werben. Etwas surreal komme ihm in diesem Zusammenhang die Tatsache vor, dass die Gesellschaft zu Beginn der Pandemie den lange Zeit knappen Impfstoff kritisiert habe – jetzt sei genügend für alle da.