Der Wahlkampfauftritt von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitagabend in Albbruck war überschattet von lautstarkem Protest von Corona- und Impfgegnern. Während die Besucher im abgesperrten Bereich vor dem Rathaus die Aussagen des Ministers mit Beifall bedachten, wurden die Demonstranten auf der anderen Seite des aufgestellten Zauns nicht müde, ihren Unmut über die Regierungspolitik mit aller Kraft hinauszuschreien.
Mit jedem Anstieg der Lautstärke erhöhten die Tontechniker die Mikrofonleistung für Jens Spahn, den CDU-Abgeordneten und Kandidaten Felix Schreiner sowie für jene Bürger, die sich mit Fragen an den Gast aus Berlin wandten.
Unseren Live-Ticker zum Besuch des Bundesgesundheitsministers mit Videos und weiteren Bildern können Sie hier noch einmal nachlesen.
Die Themen für den Auftritt des Gesundheitsministers waren fast schon selbstredend gesetzt. Mit kurzen Worten ging Jens Spahn auf das in Albbruck geplante Zentralkrankenhaus ein, zu dem er die Region ausdrücklich gratulierte, und auch auf den Gesundheits-Campus in Bad Säckingen, dessen Pate er ist. Für Spahn, so seine Antwort auf die Frage von Inge Böppler aus Murg, gelte weiterhin das Prinzip einer eher zentralen stationären Gesundheitsversorgung. Er sagte: „Die Zusammenlegung von Standorten kann am Ende die Versorgung verbessern.“ Um im Nachsatz zu ergänzen, dass ein zentraler Standort auch schnell erreichbar sein müsse.
Auch räumte Spahn mit Blick auf die Schließung des Krankenhauses ein, dass es nie einfach sei, aus zwei Häusern eines zu machen. Dennoch brauche es die Investition in das Zentralkrankenhaus in Albbruck. Die Patenschaft für den Gesundheits-Campus in Bad Säckingen habe er übernommen, „damit es für das Projekt eine Perspektive gibt“. Mit den Worten „alles gute für das Zentralkrankenhaus in Albbruck“ schloss er diesen Themenkomplex.

Sein anschließendes Werben bei den Demonstranten hinter dem Zaun – „die meisten begleiten mich schon seit Tagen“ – mit ihm in die Diskussion zu treten, verhallte im lautstarken Protest der Corona-Gegner ungehört. Allerdings machte Spahn auch deutlich, dass er Politik nicht für die Lauten, sondern für die mache, die täglich zur Arbeiten gingen und so das Gesundheitswesen am Laufen hielten.
Zudem warb er eindringlich, vom Impfangebot Gebrauch zu machen und sagte: „Ja, das Impfen ist eine sehr persönliche Entscheidung, aber auch eine Entscheidung, die alle anderen auch betrifft.“ Kritik übte Spahn an der Abhängigkeit Deutschlands von „einem großen, autoritären Land“, gemeint war China. Selbstkritik gab es in Sachen mangelnder Digitalisierung. Spahns Forderung: „Wir brauchen 5G an jeder Milchkanne.“
Neben reichlich Beifall für seine Ausführungen musste sich der Gesundheitsminister gleichwohl kritischen Fragen zur Pandemie-Bewältigung stellen, auf die er nicht immer konkrete Antworten parat hatte. So zum Beispiel auf die Wortmeldungen von Andreas Vogt aus Rickenbach und Sabine Moster aus Riedern am Wald zum Thema Schule. So forderte Vogt ein Ende der Einschränkungen an Schulen und Universitäten nach dem Sommer und Moster wollte vom Minister wissen: „Wie gehen Sie mit ungeimpften Lehrern um?“

An diesem Punkt wiederholte Spahn seinen Impf-Appell: „Wir kommen nur aus der Pandemie raus, wenn ein Großteil geimpft ist.“ Mitarbeiter in der Pflege, in Krankenhäusern und an Schulen hätten in diesem Punkt „eine besondere moralische Verpflichtung“. Aktuell seien 90 Prozent der Corona-Patienten auf den Intensivstationen nicht geimpft. Auch forderte Spahn besondere Schutzkonzepte für unter Zwölfjährige.
Am Ende des etwa einstündigen Auftritts trug sich Jens Spahn im Beisein von Albbrucks Bürgermeister Stefan Kaiser, den beiden Abgeordnete Felix Schreiner (Bundestag) und Sabine Hartmann-Müller (Landtag) ins Goldene Buch der Gemeinde ein.