Selten ist jemand so zufrieden, wenn er von Tiefpunkten spricht, doch für Thomas Knörr sind diese ein Anlass zur Freude. Als Leiter des Polizeireviers Donaueschingen hat er die Kriminalstatistik für das Jahr 2011 vorgestellt. Insgesamt 840 Delikte verzeichnet das Revier für die Stadt Donaueschingen für das Jahr 2021.
Damit ist die Anzahl an Straftaten nur geringfügig gestiegen. 2020 verzeichnete die Polizei den absoluten Tiefpunkt mit 808 Fällen. Dennoch ist Thomas Knörr mit der Statistik zufrieden. Zwei Faktoren haben die Zahlen jedoch nach oben getrieben.
Unbekannte zerkratzen Autos
Einer dieser Punkte ist das Thema Sachbeschädigungen. Hier ist die Anzahl der Delikte von 102 im Jahr 2020 auf 149 im Jahr 2021 gestiegen. Dieser überproportionale Anstieg hängt unter anderem mit einer Serie von zerkratzten Autos zusammen.
In ein bis zwei Nächten haben die Täter – die Polizei geht von einer Gruppe aus – mehrere Fahrzeuge mit einem metallenen Gegenstand, vermutlich einem Schlüssel, zerkratzt und teilweise die Reifen zerstochen.
Betroffen von dieser Serie war auch ein Autohaus. Doch obwohl dessen Videoaufnahmen ausgewertet wurden, konnten die Täter nicht ermittelt werden.
„Gerade bei Sachbeschädigungen sind wir auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen“, betont Knörr und gibt zu bedenken, dass Sachbeschädigungen grundsätzlich eine geringere Aufklärungsquote als andere Delikte hätten.
„Wir bemerken eine Respektlosigkeit vor fremdem Eigentum.“Thomas Knörr, Leiter des Polizeireviers Donaueschingen
Außerdem bemerken Knörr und seine Kollegen, dass es bei dem Thema eine geringere Hemmschwelle gibt. „Wir bemerken eine Respektlosigkeit vor fremdem Eigentum“, sagt der Polizeibeamte. „Bei dieser Serie ist ein erheblicher Sachschaden entstanden.“
Polizei konzentriert sich auf Rauschgiftdelikte
Und auch im Bereich Rauschgift zeigt sich ein Anstieg an Delikten: Im Jahr 2021 gab es 86 Fälle, davor, im Jahr 2020, waren es nur 67 Fälle. „Über diese Zahlen bin ich sogar froh“, sagt Knörr.
Die Polizei Donaueschingen habe dieses Thema in den Fokus genommen und je stärker die Polizeiarbeit in einem Bereich, desto kleiner werde auch das Dunkelfeld. Das schlägt sich nun in den höheren Zahlen nieder.
Durch gezielte Kontrollen wurden verstärkt berauschte Fahrer identifiziert. Bei einer anschließenden Fahrzeugdurchsuchung wurde dann oftmals weiteres Rauschgift festgestellt. Dieser Verstoß wird gesondert angezeigt und geht somit als zwei Delikte in die Statistik ein.
Skepsis gegenüber Cannabis-Legalisierung
Der angestrebten Legalisierung von Cannabis steht Thomas Knörr allerdings kritisch gegenüber. Er befürchtet, dass die Verkehrssicherheit darunter leiden wird. „Unsere Erfahrungswerte zeigen, dass dann sicher auch mehr Menschen berauscht Auto fahren“, befürchtet er.
Im Zusammenhang mit dem Thema Rauschgift fällt auch immer wieder das Schlagwort Bahnhof. Das liege, so Knörr, aber eher daran, dass der Bahnhof ein stark besuchter Ort ist. Eine Drogenszene oder einen Brennpunkt gebe es hier nicht.
Corona hat weiterhin Einfluss
Grundsätzlich spüre man vor allem bei den sogenannten Rohheitsdelikten einen Rückgang. Darunter sind Körperverletzungen, Raub, räuberische Erpressung, Nötigung, Bedrohung, Freiheitsberaubung und Nachstellung zusammengefasst. Hier sank die Anzahl der Fälle kontinuierlich.
2020 hatte es in der Stadt noch 149 Delikte gegeben, 2021 waren es nur noch 122. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 lag der Wert bei 234 Taten. Das Absinken der Fallzahlen hat auch mit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie zu tun. „Keine Veranstaltungen, keine Gastro – das haben wir ganz stark gemerkt“, so Knörr.
Im Bereich Rohheitsdelikte verzeichnet die Polizei außerdem eine besonders hohe Aufklärungsquote. Im Vorjahr konnten in 95,1 Prozent der Fälle der Täter ermittelt werden. Die gesamte Aufklärungsquote liegt bei 63,1 Prozent und damit leicht unter dem Jahr 2020 mit 65,6 Prozent.
Einen weiteren Ermittlungserfolg gab es zudem bei den Betrugsdelikten. Hierunter fallen auch typische Betrugsmaschen wie der Enkeltrick, aber auch WhatsApp-Betrug, bei dem vorrangig älteren Menschen vorgegaukelt wird, ein Familienmitglied sei in Not und brauche Geld.
„Letztes Jahr konnten wir unter anderem einen Abholer festnehmen, als ihm das Geld übergeben wurde“, berichtet Knörr. „Man glaubt nicht, wie viele Leute auf diese Maschen eingehen.“
Gewalt gegen Polizisten nimmt zu
Insgesamt war die Polizei Donaueschingen im Jahr 2021 rund 4900 Mal aus unterschiedlichen Gründen im Einsatz. „Das ist eine stolze Größe“, sagt Thomas Knörr. Hier zeige sich aber auch der Personalmangel bei der Polizei. „Wir wären froh, wenn wir mehr Leute hätten“, sagt er. Das Thema sei jedoch ein landesweites Problem.
Ähnlich sieht es auch mit Gewalt gegen Polizeibeamte aus. Auf Landesebene stiegen die Zahlen um drei Prozent an und auch in Donaueschingen nahm der Wert zu. 2020 hatte es elf Fälle gegeben, 2021 waren es 13 Fälle. Grundsätzlich ist Thomas Knörr laut eigenen Angaben mit den Zahlen der aktuellen Kriminalstatistik aber sehr zufrieden.