Hannah Schedler

Die Tage werden zunehmend kürzer, die Temperaturen sinken: der Herbst ist da. Das wiederum bedeutet, dass die Grippe-Saison bereits in den Startlöchern steht – auch wenn Januar und Februar als die Hauptmonate dafür gelten. Schutz vor der Grippe bietet eine Impfung. Doch es ist im ganzen Land hartnäckig von einem Engpass zu hören.

Bestätigung kommt etwa von Cornelia Augstein, Filialleiterin der Rathaus-Apotheke in Donaueschingen: „Es ist in der Tat schwierig, einen Impfstoff zu bekommen.“ Dieses Jahr sei die Nachfrage nach dem Impfstoff stark gestiegen. „Bei uns wurden etwa 30 Prozent mehr Impfdosen angefragt“, sagt sie. Grund dafür sei, dass die Impfindustrie wenig produzierte, so Augstein.

Zudem erlange das Impfen aktuell zunehmend Präsenz. Denn die Medien würden sich stark mit dem Thema beschäftigen und die Menschen unterhalten sich ihr zufolge mehr darüber. Insbesondere aber verstärke auch das Coronavirus diese Präsenz – weil die Menschen, so Augstein, mehr Angst vor Viren haben. Doch die Apothekerin beruhigt: „Es sind bereits neue Impfungen bestellt. Es wird bald wieder genug Dosen für die Donaueschinger geben.“

Auch in der Rathaus-Apotheke in Donaueschingen sei die Nachfrage an den Grippeimpfungen diese Saison stark angestiegen, berichtet ...
Auch in der Rathaus-Apotheke in Donaueschingen sei die Nachfrage an den Grippeimpfungen diese Saison stark angestiegen, berichtet Cornelia Augstein. | Bild: Hannah Schedler

Coronavirus macht Impfen präsent

Peter Meess von der Hof-Apotheke erklärt: „Zwar haben wir genug Impfstoffe, um die Bestellungen der Ärzte abzudecken, aber auf dem freien Markt hat es so gut wie keine Dosen mehr.“ Deshalb würden die Impfungen auch stückweise ausgeliefert. „Das Impfen hat in den Medien und in der Politik gerade durch das Coronavirus Brisanz“, so der Donaueschinger Apotheker.

Das könnte Sie auch interessieren

Insbesondere Corona-Risikopatienten würden sich gegen Grippe impfen lassen, um sich zu schützen. Denn die Viren befallen die Lunge. Genauso wie die Pneumokokken-Bakterie ebenfalls die Lunge schädigt. Deshalb bestehe auch hierfür eine große Nachfrage, doch es habe ebenfalls kaum Impfdosen. Meess erklärt: „Befallen gleich mehrere Erreger die Lunge, so ist das Immunsystem abgeschwächter.“ Gerade für die Risikopatienten sei eine gute Immunabwehr sehr wichtig – wie die Immunität gegen die Grippe. „Dann kann das Immunsystem effektiv gegen den einen Virus arbeiten“, erklärt Meess.

Außergewöhnlich sei aber auch der frühe Hochpunkt der Impfungen im September. Ansonsten würde mehr im Oktober oder November geimpft werden. Auch Meess betont, dass die Donaueschinger sich keine Sorgen machen müssen: „Es wurden reichlich Impfungen bestellt.“

Knapp sei der Impfstoff immer

„Der Grippe-Impfstoff ist schon immer knapp gewesen“, sagt indes der Kinderarzt Walter Schmidt. Da müsse auch ein Stück weit die Impfindustrie Schuld dafür tragen, denn die Produktion sei unzureichend. Kinder bräuchten zudem die doppelte Dosis, also zwei Impfungen, erklärt er. Doch bei chronisch kranken Kindern könne die Impfung durchaus Sinn machen, sagt Schmidt.

Das könnte Sie auch interessieren

Trotzdem sehe er die Gesundheitsparole der Politik hinsichtlich des Coronavirus kritisch. „Man darf keinesfalls verallgemeinern“, so der Donaueschinger Kinderarzt. Zwar sei es gut, wenn die Medien sowie die Politik sich stärker mit dem Impfen beschäftigen, aber es gebe immer mehrere Positionen. Auch er nehme die höhere Nachfrage wahr: „Normalerweise benötigen wir in unserer Praxis 50-70 Impfungen, aber es besteht nun die Nachfrage für 150 Impfungen.“

Großer Ansturm in den Arztpraxen

Auf SÜDKURIER-Nachfrage teilt die Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, Swantje Middeldorff, mit, dass in Deutschland für dieses Jahr 17 Millionen Impfdosen durch die Ärzte bestellt wurden. Sie bestätigt, dass der Ansturm in den Praxen groß sei und sich deutlich mehr Menschen impfen lassen wollen. Das hänge mit der Corona-Krise deutlich zusammen – insbesondere wegen der Empfehlung verschiedener Politiker und Organisationen, sich gegen die Grippe impfen zu lassen, sagt Middledorff.

Das könnte Sie auch interessieren

Es gebe eine nationale Impfstoffreserve von sechs Millionen Dosen sowie weitere drei Millionen Dosen im Handel. Diese befinden sich derzeit zur Überprüfung beim Paul-Ehrlich-Institut, das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Die Impfdosen werden für November erwartet, sagt sie. Middeldorff erklärt: „Da der Influenza-Impfstoff biologisch hergestellt wird, hat er lange Produktionszyklen – daher kann es über die 26 Millionen Dosen hinaus keinen weiteren Impfstoff geben.“ Doch dies sei eine Steigerung von neun Millionen Impfdosen im Vergleich zum Vorjahr.

Kein Grund zur Panik

Doch die Ärzte und Apotheker aus Donaueschingen sind sich letztlich einig: Der Vorrat an Impfstoff für den Grippeschutz sei zwar im Moment knapp, aber es gebe keinen Grund zur Panik – denn neue Impfdosen sind bereits auf dem Weg. Und dann kann sich früher oder später auch jeder, der möchte, rechtzeitig vor drohenden Grippeviren schützen.