Natascha Godina ist 34 Jahre alt und kommt aus Talheim im Kreis Tuttlingen. Sie lässt sich seit sieben Jahren regelmäßig gegen die saisonale Grippe impfen. „Ich bin momentan schwanger. Nach Absprache mit meinem Arzt werde ich mich auch in diesem Jahr impfen lassen.“
In ihrem Job, sie ist im Handel tätig, hat sie viel Kundenkontakt. Außerdem ist sie eigenen Angaben zufolge anfällig für eine Bronchitis. „Aus diesen Gründen und auch, weil man Arzt mir dazu geraten hat, begann ich, mich impfen zu lassen.“ Schlecht reagiert – etwa mit Grippesymptomen – hat sie noch nie auf eine Impfung. Anders als eine Freundin von ihr: „Sie hatte negative Folgen. In solchen Fällen verstehe ich es total, dass jemand auf die Grippe-Impfung verzichtet.“
Ähnlich argumentiert auch eine Facebook-Nutzerin beim SÜDKURIER auf die Frage, ob sie sich impfen lässt: „Nein, da zum Beispiel meine Mutter nach der Impfung eine schwere Grippe hatte. Ich hab mich noch nie impfen lassen und hatte seit 15 Jahren höchstens einen leichten Schnupfen.“
Das Gesundheitsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises rät allerdings derzeit allen Menschen, auch Kindern, zur Impfung gegen die saisonale Influenza, wie Pressesprecherin Heike Frank auf SÜDKURIER-Anfrage mitteilt. Das hänge mit der Corona-Pandemie zusammen. Das Gesundheitsamt hält sich dabei an die Empfehlung der ständigen Impfkommission (Stiko). Laut der sollten sich – wenn es gerade keine Pandemie gibt – chronisch Kranke, Ältere und Schwangere sowie Beschäftigte, die in Kindertageseinrichtungen, Kliniken und Pflegeheimen tätig sind, impfen lassen.
„Die Grippe ist keineswegs eine harmlose Erkrankung. In vielen Fällen führt sie zu Komplikationen wie Lungenentzündungen, Herzinfarkten und Schlaganfällen. Vor allem in Räumen und Örtlichkeiten, an denen viele Menschen zusammenkommen, ist die Ansteckungsgefahr am größten“, sagt Frank. Als Beispiele gelten unter anderem Veranstaltungen, Arztpraxen, Klinikambulanzen, Kindergärten, Gemeinschaftseinrichtungen und der öffentliche Nahverkehr. Nicht impfen lassen sollten sich dagegen beispielsweise Menschen mit einer Kontraindikation, etwa bei einer Hühnereiweiß-Allergie.

Die individuelle Impfaufklärung übernehmen in der Regel Fachpersonen sowie das Gesundheitsamt und niedergelassene Ärzte – wie Michael Luft aus Villingen: „Wir haben den Eindruck, dass sich viel mehr Menschen als üblich gegen die Grippe impfen lassen.“ Bislang wurden in seiner Praxis 200 Impfungen durchgeführt. Bestellt hat er bei der Apotheke 400. „Wenn es so weiter geht, haben wir in drei, vier Wochen keinen Grippe-Impfstoff mehr“, sagt Luft im Gespräch. Und Nachschub sei schwer zu erhalten.
Neben den Patienten, die sich jedes Jahr impfen lassen, kommen in diesem Jahr auch vor allem jene, die Angst vor Corona haben. Luft: „Vergangenes Jahr mussten wir von den 400 Impfdosen sogar 150 zurückschicken. Das wird in diesem Jahr nicht passieren.“ Impfen lassen sich bei Luft vor allem über 60-Jährige. Er selbst rät aber allen, eine Grippeschutz-Impfung durchführen zu lassen: „Es geht darum, das Krankenhauswesen zu entlasten.“
Ob der Grippeimpfstoff dieses Jahres ein qualitativ guter ist, wird man laut Luft erst nach Silvester sehen. Dann nämlich kommt die Grippe erst so richtig nach Villingen-Schwenningen. „Im vergangenen Jahr war der Impfstoff ein sehr guter. Wir hatten kaum Influenza-Fälle“, so der Hausarzt.
Auch das Paul-Ehrlich-Institut, das dem Gesundheitsministerium untergeordnet ist, rät zur Grippe-Impfung. Damit der Impfstoff während der Corona-Pandemie nicht ausgeht, hat das Ministerium eigenen Angaben zufolge sechs Millionen Dosen Influenza-Impfstoff mehr beschafft, als üblich. Demnach stehen für die Grippe-Saison 2020/2021 26 Millionen Impfdosen bereit. 2019/2020 waren es 20 Millionen.