Der Eingang ist verriegelt, die Stühle auf der Terrasse sind gestapelt und im Menükasten hängt ein Schild mit dem Wort „Geschlossen“ darauf. Seit Jahresbeginn hat die Kultkneipe „Roter Hans“ an der Sennhofstraße nicht mehr die Türen geöffnet gehabt – und das wird vorerst auch so bleiben.
Denn was bereits als Gerücht in Donaueschingen und Umgebung die Runde gemacht hat, bewahrheitet sich: Der Rote Hans hat zum Ende des vergangenen Jahres zugemacht.
Elvira Thielsch, die mit ihrem Mann Gerd seit 2014 das Lokal geführt hat, bestätigt das auf Anfrage dieser Zeitung. „Wir haben die Schlüssel für den ‚Hans‘ zum 31. Dezember abgegeben“, sagt sie. Den Pachtvertrag hätten sie bereits vorzeitig gekündigt gehabt. Im vergangenen Jahr hätten sie dann zum allerletzten Mal das Lokal zugeschlossen.
Wirtspaar Thielsch: „Wir haben aus Altersgründen zugemacht“
Die Entscheidung und der Abschied von der Kneipe seien Elvira und Gerd Thielsch aber nicht leicht gefallen, gibt sie zu. „Ich sehe es mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge“, so Thielsch. Sie hätte mit ihrem Mann sieben Jahre lang die Kneipe betrieben und in dieser Zeit viele schöne Momente erlebt.
„Wir haben aus Altersgründen zugemacht“, sagt Thielsch, „und jetzt freuen wir uns auf den Ruhestand.“ Inwiefern die Corona-Pandemie auch einen Einfluss auf ihre Entscheidung gehabt habe, dazu wollte sie sich nicht ausführlich äußern. Vielmehr hätten die Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre den Betrieb nicht einfacher gemacht, sagt Thielsch.
„Wir hatten wenig Laufkundschaft und eher Stammkunden“, sagt die ehemalige Pächterin. Aber auch diese konnten sie in den vergangenen Jahren aufgrund der Pandemie seltener bewirten.
Mehr als 125 Jahre Tradition
Der „Rote Hans“ ist eine der traditionsreichsten Gaststätten Donaueschingens. Im Februar 1893 wurde sie von Johann Gaißer eröffnet, nachdem dieser die Räumlichkeiten urkundlich erworben hatte. Schnell wurde die Lokalität über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Mitglieder der Familie Gaißer führten die Kneipe ungefähr bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts.
Seit den 1980er-Jahre hatte der „Rote Hans“ insgesamt vier unterschiedliche Pächter. Seit 2014 führte das Ehepaar Thielsch die Geschäfte. Ob die Kneipe künftig an einen anderen Betreiber verpachtet wird, ist unklar. Der Inhaber und Verpächter der Räume war für die Donaueschinger SÜDKURIER-Redaktion bislang nicht erreichbar.