Rund um Joachim Heizmann drehen sich die großen Trommeln. Hier wird keine Musik gespielt, sondern Wäsche gewaschen. Heizmann ist Geschäftsführer der Ello City Reinigung in der Karlstraße. Wer den Fleck auf seinem Hochzeitsanzug nicht mehr selbst wegbekommt, der geht zu Heizmann.

Dort hat sich mit dem Jahresende etwas getan, das sich schon davor abgezeichnet hat: „Bis Ende 2022 waren wir beim Stromanbieter vertraglich noch gebunden. Das ist auf den Jahreswechsel hin ausgelaufen“, erklärt Heizmann. Jetzt bekomme man keine langen Verträge über zwölf Monate mehr.

Gute Verträge sind Vergangenheit

„Früher hatten wir gute Verträge über zwölf bis 24 Monate. Da hatte man Planungssicherheit. Das ist weg“, sagt er. Eine Zeitlang könne man so etwas schlucken, „aber vom Drauflegen selbst lebt niemand.“

Also sei man in den vergangenen Monaten mit dem Preis um etwa 15 Prozent nach oben. Der große Batzen sei zum Jahreswechsel gekommen, mit dem Zehn-Prozent-Aufschlag. „Mir bleibt nichts anderes übrig. Es sind andere Faktoren, die den Preis bestimmen“, so Heizmann weiter.

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Schon in der Pandemie sei es nicht einfach gewesen: „Die eigenen Räume waren hier unsere Rettung. Es war eine blöde Zeit, aber das ging ja allen so. Es ist allerdings ein anderer Faktor, wenn die Miete im Haus bleibt.“

Keine Flecken, kein Einkommen

Damals sei vieles weggefallen, was eigentlich Einnahmen generiere. Die vielen Feiern: „Wenn sich niemand mit der Hochzeitstorte bekleckert, dann haben wir auch keine Kundschaft“, treibt Heizmann es auf die Spitze. Zu seinen Kunden gehören Privatkunden, die ihre Textilien bei ihm reinigen lassen.

Energiepreise und Inflation spürt er auch an anderer Stelle: „Man merkt, dass der Otto-Normal-Verbraucher am Ende des Monats blank ist. Die letzte Woche im Monat ist derzeit immer sehr schwach“, sagt Heizmann. Da werde dann überlegt: „Gebe ich die Winterjacke zur Reinigung, oder mache ich es selbst?“

Früher habe die Ello City Reinigung noch entsprechende Aktionen gefahren. Im Frühjahr habe es Angebote gegeben, um die Winterjacke reinigen zu lassen: „Solche Tiefpreis-Aktionen kann ich aktuell nicht anbieten. Das kostet zu viel“, so Heizmann. Die Energiekosten im Betrieb haben sich etwa verdoppelt, erklärt er. „Im Normalfall hätte ich eine solche Preiserhöhung nicht gemacht.“

Das sagt der Verband

Reinigung sei „schon eine Luxusbranche“. Während der Corona-Zeit sei man nicht ins Büro gegangen, das Homeoffice habe sich etabliert: „Es hat sich verändert und viele behalten das bei. Anstatt mit Anzug ins Büro sitzt man halt im Schlabberlook zu Hause“, so Heizmann. Dadurch sei einiges weggebrochen. Jetzt komme noch die Energie dazu.

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Joachim Heizmann hat den Betrieb von seinem Schwiegervater übernommen und arbeitet seit rund 20 Jahren in der Branche: „Die Branche stirbt hier aus. In Reinigerkreisen gibt es einen Stammtisch. Früher waren da 15 Leute dabei, heute sind wir noch zu dritt. In Donaueschingen gab es mal fünf bis sechs Reinigungen, heute sind es noch zwei.“

Die Last ist zu groß

Einen neuen Betrieb von Grund auf zu starten, das nehme heute niemand mehr auf sich: „Das ist zu teuer.“ Hinzu kommen etwa die Schwierigkeiten beim Besorgen von Ersatzteilen: „Ich habe gerade sechs Monate für eines aus China gewartet. Alle Firmen sagen, dass es jetzt lange dauert.“

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Je besser das Geschäft laufe, umso effizienter sei alles: „Wegen einer Hose die Maschine laufen lassen, das lohnt sich nicht. Dann muss ich dem Kunden eventuell sagen, dass er warten muss. Kundenorientiert arbeiten, das geht nicht mehr ganz so“, erklärt Heizmann. Allerdings verstehen das die Kunden auch: „Es ist Verständnis da, weil jeder betroffen ist. Das macht es leichter.“

Nicht aufgeben

Ob der Situation mag man schnell den Mut verlieren, „dazu gehöre ich aber nicht“, sagt Heizmann. „In meinen knapp 20 Jahren hatten wir eine Finanzkrise, die Pandemie und jetzt das. Schwarz sehen will ich jedoch nicht. Das ist nicht meine Art.

Was sich für die Reinigungen positiv auswirke, sei ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit: „Je länger jemand wert auf gute Kleidung lägt, bin ich gefragt. Und diese Klientel haben wir. Es sind auch immer mehr junge Leute, die schauen, dass ihre Kleidung zeitlos und leistungsfähig ist.“