Der Rote Hans in der Sennhofstraße hat seit rund einem Jahr wieder geöffnet. Davor stand seine Zukunft im Unklaren. Die früheren Pächter Elvira und Gerd Thielsch beschlossen, 2022 in den Ruhestand zu treten.
Mittlerweile ist dort Giuseppe Luciano aktiv, ebenso Christina Gaisser. Sie ist eine Urenkelin des Namensgebers der kultigen Donaueschinger Kneipe, Johann Gaisser, der roter Hans genannt wurde. Eine Wirte-Tradition, die seit 1893 Bestand hat. Also bereits seit 130 Jahren.
Tradition auch woanders leben
Und diese Tradition soll auch in anderer Form weiter am Leben bleiben, dachte sich Christina Gaisser. In ihrer Familie ist man sei jeher an der Fasnet aktiv und unterwegs. Also wieso nicht auch dieses Fest mit einer Erinnerung rund um den Roten Hans bereichern?
2018 wird das Vorhaben in die Tat umgesetzt. Und in der Stadt ein neuer Narrenverein gegründet: die Märtel-Hexen Donaueschingen. Aber was hat das jetzt genau mit dem Roten Hans zu tun?
Nach dem Tod von Johann Gaisser übernahm seine Tochter Martha Gaisser die Bewirtung im Roten Hans. Sie wurde von allen nur Märtel genannt – und war ein echtes Donaueschinger Original. Kernig aber mit ganz viel Herzblut. Rund um die Märtel und den Roten Hans gibt es unzählige urige Anekdoten.
Von Motorradfahrten durch die Schankstube, über Schüler, die sich über das Dachfenster in die Kneipe schleichen bis hin zum hitzigen Temperament, für das Märtel auch bekannt war. Bis 1964 kümmerte sie sich um den Roten Hans.
Anekdoten in Erinnerung behalten
„Wir haben den Verein gegründet, damit diese Anekdoten in Erinnerung bleiben“, erklärt Christina Gaisser. Die Märtel war eine Tante ihres Vater Hans-Peter Gaisser. Und der hat mir der neuen Zunft nun auch etwas zu tun.
„In den 1970er-Jahren wollte ich hier eine neue Hexengruppe gründen“, sagt Hans-Peter Gaisser. Die Pläne gingen dann so weit, dass er mit dem Entwurf für eine Scheme zum Schnitzer geht.
Gemeinsam wird getüftelt und schließlich eine Hexen-Scheme entworfen. Zur Gründung eines neuen Vereins sei es damals dann jedoch nicht gekommen, „wir waren stattdessen als wilde Hexengruppe unterwegs“, sagt Gaisser.
Idee wieder aufgegriffen
Etliche Jahre später greift seine Tochter die Idee abermals auf – und nutzt die Scheme, die der Vater vor Jahren hat machen lassen, als Prototyp für die Märtel-Hexe: „Über einen Schnitzer in Freiburg haben wir dann weitere machen lassen“, erklärt sie.
Mittlerweile besteht die Gruppe aus rund 16 Erwachsenen und vier Kindern, Christina Gaisser ist im Vorstand aktiv. Viel Zeit, sich an der Fasnet auszuleben, hatte die junge Gruppe bislang nicht. Kurz nach der Gründung kam schon die Pandemie – und machte alle weiteren Festvorhaben zunichte.

Allerdings sind die Märtel-Hexen bereits in Erscheinung getreten, bei einigen Umzügen in der Gegend – und auch schon beim Nachtumzug der Hexen am Fasnetfreitag in Donaueschingen. Das will die Gruppe jetzt ausbauen – und ihre eigenen Anekdoten schaffen – um jene von der Märtel aus dem Roten Hans zu ergänzen.