Weitere Flüchtlinge sollen im Dezember nach Donaueschingen kommen. Und sie sollen in der Sporthalle der Gewerblichen Schulen untergebracht werden. Um über den genauen Ablauf zu informieren und eventuell Ängste und Sorgen zu nehmen, haben Stadtverwaltung Donaueschingen und Landratsamt zu einer Informationsveranstaltung in die Aula der Gewerblichen Schulen geladen.
Die Besucher brachten dabei etliche Bedenken zum Ausdruck, mitunter wurde das Unverständnis über die Situation auch exzessiv gezeigt: „Wir wollen so transparent wie möglich damit umgehen“, erklärte Oberbürgermeister Erik Pauly zu Beginn.
Warum müssen die Flüchtlinge in die Halle?
„Die Herausforderungen mit den neu ankommenden Flüchtlingen sind in den Städten und Gemeinden groß“, sagte Landrat Sven Hinterseh. „Wir haben jetzt eine Situation, die wir unbedingt vermeiden wollten – nämlich Menschen in einer Sporthalle unterzubringen.“ Es handle sich allerdings um eine Notsituation.
„Wir versuchen auch, möglichst rasch wieder aus der Halle rauszukommen“, so Hinterseh weiter. Man habe keine anderen Möglichkeiten mehr, die Situation sei aus der Not heraus entstanden. Das habe auch mit einer Überlappung verschiedener Krisen auf der Welt zu tun.

Die Halle habe aktuell einen Wasserschaden und werde deshalb nicht genutzt. Im Kreishauhalt werden allerdings Mittel zur Sanierung der Halle bereitgestellt.
Wie lange werden die Flüchtlinge in der Halle sein?
„Das hängt davon ab, wie lange wir brauchen, um in Bad Dürrheim und Furtwangen ein Unterkunft zu bauen. Bad Dürrheim sei die drittgrößte Stadt im Kreis und habe noch keine Gemeinschafts-Unterkunft. Wir hoffen, das Ganze bis auf wenige Monate zu beschränken“, sagte Hinterseh. Viele Flüchtlinge seien gekommen, „und wir konnten nicht so schnell neue Unterkünfte realisieren“. Angedacht sei die Unterbringung in einer Gemeinschafts-Unterkunft längstens für 24 Monate.
Wie wird die Unterbringung organisiert?
„Die Idee ist es, möglichst wenig Begegnungsverkehr mit den Schülern zu haben“, erklärte Stefan Löffler vom Amt für Schule, Hochbau und Gebäudemanagement. Man werde die Bereich voneinander klar abgrenzen. Der Zugang für den Bereich der Sporthalle werde über die Bräunlinger Straße erfolgen. Der Querungsbereich werde für diese Zeit daher auf Tempo 30 reduziert. „Auf dem Sportplatz werden wir Koch- und Waschcontainer aufstellen“, so Löffler.

Wann kommen die Flüchtlinge – und woher?
Die Sporthalle werde am Wochenende 9. und 10 Dezember vorbereitet, mit den ersten Personen rechne man das Wochenende darauf, also etwa am Samstag, 16. Dezember. Es werden allerdings nicht alle auf einmal eintreffen: „Es kommen nicht sofort 130. Das wird langsam gestartet“, so Stefan Löffler.
Und wer kommt? „Ich kann es nicht haargenau sagen, wir müssen zuerst schauen, wer uns zugewiesen wird“, sagte Sven Hinterseh. Er vermute, dass es Personen aus Syrien und Afghanistan sein werden, aber auch Kurden aus der Türkei.
Wird es mit den Flüchtlingen Probleme geben?
Was von vielen Besuchern der Veranstaltung angesprochen wurde: Die Sporthalle befindet sich in einem Wohngebiet und es werden Konfliktpunkte gesehen, die Kopfzerbrechen bereiten. „Ich kann das verstehen, kann aber auch aus der Erfahrung anderer Gemeinschafts-Unterkünfte sagen, dass es überwiegend wenig Probleme gibt“, sagte Hinterseh.
Das liege auch daran, dass man mit eigenem Personal vor Ort sei, das auch als Ansprechpartner bei Problemen zuständig sei und sich kümmern könne. „Ansprechpartner sind der Heimleiter und das Personal“, sagte Sozialdezernent Jürgen Stach.
„Ich will aber auch eines klar sagen: Wir bauen hier kein Gefängnis. Es gibt keinen Grund, die Gemeinschafts-Unterkunft einzuzäunen“, ergänzte der Landrat. Es werde dennoch Sicherheits-Personal rund um die Uhr vor Ort sein. „Mein Ehrgeiz ist, dass wir nur kurz hier bleiben. Das ist eine Sporthalle für die Schule“, so Hinterseh weiter. Sicherheits-Personal sei das Maximale, das man machen könne. Man dürfe die Menschen dort nicht kriminalisieren

Die Bereiche von Schule und der Unterbringung werden getrennt werden. „Wir können Konfliktsituationen nicht zu 100 Prozent ausschließen, schauen aber, so etwas sofort einzudämmen“, erklärte Stefan Löffler.
Potenzial für Konflikte?
Die Leute werden allerdings viel Zeit haben und sich irgendwo aufhalten – das biete Potenzial für Konflikte: „Wenn alles normal läuft, dann haben wir das nicht. Es gibt immer Personen, die quer im Stall stehen“, so Hinterseh. Eine Maßnahme wäre dann etwa, diese Personen in andere Unterkünfte zu verlegen. „Und wenn im Städtle irgendwas passiert, dann gilt allgemeines Polizeirecht.“
Das Ordnungsamt und auch das örtliche Polizeirevier werden die Situation im Auge behalten: „Sie müssen keine Sorge haben, dass wir in einem rechtsfreien Raum unterwegs sind. Aus heutiger Sicht ist das nicht zu erwarten“, sagte OB Erik Pauly.
Gehen die Verwaltungen naiv an die Sache ran?
Der OB und Landrat Hinterseh wehrten sich gegen den Vorwurf, man gehe naiv an die Sache: „Ich habe versucht deutlich zu machen, dass wir überwiegend keine Probleme haben“, erklärte der Landrat. „Wir sind nicht naiv und sind vorbereitet“, bekräftigte das OB Pauly.
Es gebe bereits Gemeinschafts-Unterkünfte in der Stadt, etwa im Sternensaal oder bei der Alten Wolterdinger Straße und man habe Erfahrungen: „Man kann die Zukunft nie voraussagen, aber glauben sie mir: Wenn es eine Lage gibt, dann ist schnell das notwendige Personal da.“ Es gebe keine grundsätzliche Gefahrenlage. „Die Stadt ist sicher.“
Eine Besucherin führte an, sie fühle sich im Bereich der Alten Wolterdinger Straße besonders nachts nicht mehr sicher: „Ich kann das nachempfinden, hier handelt es sich jedoch um ein subjektives Sicherheitsempfinden. Da kann ich nicht helfen.“
Ein Besucher bedankte sich für die Veranstaltung: „Sie merken die Unsicherheit der Menschen hier. Ich plädiere für einen Folgetermin, wenn die Leute hier sind. Dann lassen sich die Fragen nochmals besprechen.“ Voraussichtlich Ende Januar soll das geschehen.