Der Skandal um den Zahlungsdienstleister Wirecard wird die Finanzwelt noch Jahre beschäftigen. Mit seinem Ausmaß dürften die Vorfälle zu den größten Skandalen des vergangenen Jahrzehnts gehören. Falsche Bilanzen sorgten schließlich bei der Kontroll-Instanz für viele Fragen, der Betrug fiel auf. Vorstandsvorsitzender Markus Braun konnte festgenommen werden, sein Manager-Kollege Jan Marsalek dagegen setzte sich ab und ist untergetaucht. Er wird mit internationalem Haftbefehl wegen Betrugs in Milliardenhöhe gesucht.
Hat dieser Skandal auch Auswirkungen auf Bankgeschäfte hier in der Region?
Eine Zurückhaltung im Wertpapierbereich sei zumindest nicht festzustellen, sagt Katrin De Giovanni, Pressesprecherin der Sparkasse Schwarzwald-Baar. „Eher im Gegenteil. Das schon lange andauernde Niedrigzinsumfeld stellt massive Herausforderungen für Anleger dar. Aus klassischen Zinsanlagen Erträge zu erzielen, ist faktisch unmöglich geworden. Das Wertpapiergeschäft bietet hier viele Möglichkeiten, welche von den Anlegern weiterhin gerne genutzt werden“, erklärt sie. Mit Wirecard selbst habe man zu keinem Zeitpunkt Geschäftsbeziehungen gehabt.
Eine Sonderstellung
Die Volksbank eG nehme eine Sonderstellung ein. Sie ist eine sogenannte Acquirer-Bank – also die Bank des Händlers. „In dieser Funktion ist unsere Hauptaufgabe, Zahlungen von Kunden zu autorisieren und die jeweiligen Summen über unsere Systeme vom Konto des Zahlungspflichtigen abzubuchen. Was einfach klingt, ist in der Realität ein technologisch hochkompliziertes und reguliertes Geschäftsfeld, das in Deutschland nur von rund einem Dutzend – meist internationalen Großunternehmen – angeboten wird“, erklärt Markus Dauber, Co-Vorstandsvorsitzender.
„Wichtig ist, mit wem man Geschäfte macht“
Man kenne sich mit dem Geschäft gut aus und habe einen speziellen Blick auf den Wirecard-Skandal. Geschäfte mache man mit Kunden, die sich mit der Bank in den eCommerce-Vertrieb entwickelt haben: „Das Prinzip ‚Kenne Deinen Kunden‘ ist gerade in der digitalen Welt wichtiger denn je – ansonsten ist der Kriminalität Tür und Tor geöffnet“, sagt Dauber. Die Wirecard AG sei nach Einschätzung der Volksbank überwiegend im eCommerce-Acquiring, international und auch in Ländern, Branchen und Geschäftsmodellen aktiv gewesen, „in denen wir auch aufgrund unserer vorsichtigen Risikostrategie nicht tätig sind.“ Händlerkunden der Volksbank haben keinen Schaden erlitten, auch von den Privatkunden sei kein Fall bekannt: „In den letzten Monaten bekommen wir sehr viele Anfragen von enttäuschten und ehemaligen Wirecard-Händlerkunden. Offensichtlich haben diese jetzt leidlich erlebt, dass es nicht nur wichtig ist, welche Geschäfte man macht, sondern vor allem mit wem.“