Eva-Maria Hasenfratz schickt jeden Morgen um kurz vor halb Acht ihre vier Mädchen aus dem Haus. Kein ungewöhnlicher Vorgang, denn am Grüninger Ringzughalt jenseits der Brigach hält um 7.33 Uhr der Ringzug, der aus Villingen und Brigachtal einfährt. Doch derzeit läuft es anders. Die Schulen müssen sich auf Notbetreuung und den Unterricht für Abschlussklassen beschränken, die meisten Schüler bleiben zuhause: trotz des bezahlten Schülertickets. Werden die Elternbeiträge – mindestens für den Januar – erstattet? Diese Frage stellt sich derzeit in vielen Familien.

Die Grüningerin betreut vier Pflegetöchter. Die Mädchen im Alter von zehn bis 17 Jahren gehen auf verschiedene Donaueschinger Schulen. Die Jüngste wechselt demnächst von der Heinrich-Feurstein-Schule auf die Eichendorffschule, die Mittleren sind schon dort und die Älteste besucht die Kaufmännischen Schulen. Zusammen stehen sie am Bahnsteig, wenn morgens der Schülerzug aus dem Brigachtal eintrifft.

Schülerzug häufig überfüllt

Ob sie mitfahren können, ist manchmal die Frage: „Meist sind die beiden Waggons schon proppenvoll“, weiß die Pflegemutter. Dann müssen ihre Schützlinge auf den nächsten Zug warten. Dieser Zustand sei schon ein Ärgernis gewesen, als ihre beiden längst erwachsenen leiblichen Kinder nach Donaueschingen fuhren. Kaum anders sei die Situation auf der Heimfahrt ab Siedlersteg regelmäßig am Freitag: Nur ein einziger Waggon sei angekoppelt, der die Schüler aufnimmt, ein zweiter Ringzug falle häufig aus.

Keine Familienvergünstigung

Für die Schülerbeförderung zahlt sie rund 110 Euro im Monat. Kein kleiner Betrag, zumal es für Pflegefamilien keine Familienvergünstigung gibt. Gerechtfertigt wäre das, sagt sie, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. Denn insgesamt findet sie das System grundsätzlich gut. Dass die Schüler ab 14 Uhr mit Bus und Bahn kostenlos überall hinfahren können, sei lobenswert.

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Kindergartengebühren und Monatstickets seien derzeit finanzielle Aspekte, die die Familien umtrieben, sagt die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, Regina Vogelbacher. Entscheidende sei die Frage, inwieweit das Land zumindest die Januar-Kosten erstattet. Die wenigen Ausfalltage im Dezember seien da eher zu vernachlässigen.

Wenig los ist am Busbahnhof in der Mittagszeit während der Schulschließung.
Wenig los ist am Busbahnhof in der Mittagszeit während der Schulschließung. | Bild: Wursthorn, Jens

Zur Sprache bringt Vogelbacher ferner Kommunikationsdefizite Anfang Januar. Viel zu spät hätten Eltern erfahren, dass ab 11. Januar der Ferien- und erst ab 18. Januar wieder der reguläre Fahrplan gilt. Elternbeschwerden in den Weihnachtsferien räumt die Sprecherin des Landratsamtes Schwarzwald-Baar, Heike Frank, ein.

Die Erfahrungen falsch interpretiert

Intern habe man schon in der Woche zuvor entsprechende Entscheidungen treffen müssen, da die Umstellung von Fahrplänen einen zeitlichen Vorlauf hat. Was folgte, war eine Fehlinterpretation nach den Erfahrungen aus dem Lockdown im Mai und Juni 2020. Man sei der Meinung gewesen, dass ohne Präsenzunterricht und mit Notbetreuung auch nach Jahresbeginn wieder der Ferienfahrplan funktionieren würde.

Das kostet das Schülerticket

Die Eigenanteile für zwei Monate Schulschließung im vergangenen Jahr habe vollständig das Land finanziert. Kostenpunkt 650.000 Euro. Derzeit sei aber nicht bekannt, dass das Land aktuell Überlegungen hinsichtlich einer ähnlichen Regelung wie 2020 anstelle, so Frank.

Auch Mario Mosbacher geht davon aus, dass die Fahrtkosten durchaus ein Thema für die Eltern ist. „Das ist sicher ein großer Posten in den familiären Ausgaben für den schulischen Bereich“, sagt der Leiter des Fürstenberg-Gymnasiums. Gerade dann, wenn am weitesten entfernten Wohnorte der, je nach Jahreszeit, 300 bis 400 Fahrschüler Fützen, Ewattingen, Öfingen oder Löffingen heißen.

Der stille Eindruck täuscht. An der Realschule findet eine Notbetreuung statt. Zudem werden die Neunt- und Zehntklässler auf ihre ...
Der stille Eindruck täuscht. An der Realschule findet eine Notbetreuung statt. Zudem werden die Neunt- und Zehntklässler auf ihre Prüfungen vorbereitet. | Bild: Wursthorn, Jens

In der Realschule läuft die Notbetreuung. Zudem werden 114 Zehner und sechs Neuntklässler auf ihre Realschul- beziehungsweise Hauptschulprüfung fit gemacht. „Das sind gerade die beherrschenden Themen“, sagt Schulleiterin Katja Fox. 440 der 784 Schüler der Realschule kommen mit Bus oder Bahn zur Schule. Natürlich seien die Fahrtkosten ein Faktor.

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Aber darüber, so Fox, stehe die bewusste Entscheidung der Eltern für die Schule nach Wahl. Also ein Teil der Bildungskosten. Wo es Fehler in der Kommunikation gebe, sei die Schule außen vor. Änderungen kämen über die Stadt und würden zeitnah über einen Messenger-Dienst an die Eltern weitergeleitet.

Ein Bild aus einer Zeit, als der Schulbetrieb normal lief. Am Rathaus warten Schüler auf den Bus der Linie 855. Dieser führt über ...
Ein Bild aus einer Zeit, als der Schulbetrieb normal lief. Am Rathaus warten Schüler auf den Bus der Linie 855. Dieser führt über Wolterdingen nach Mistelbrunn. | Bild: Wursthorn, Jens

Es seien eher die Betreuungskosten, auf deren Rückerstattung die Eltern pochten, sagt Wolfram Möllen. Von den 500 Schülern der Grund- und Werkrealschule fährt jeder fünfte mit Schülerbus oder Ringzug. „Und wer sparen muss, für den ist die Fahrkarte ein Kostenfaktor“ meint der Schulleiter. Mit der Stadt sei man wegen einem ganz anderen Corona-Thema im Schriftwechsel. Hier geht es darum, Beginn und Ende der Unterrichtszeiten auf den Prüfstand zu stellen.

Idee kaum umsetzbar

Das bestätigt Stadt-Sprecherin Beatrix Grüninger. Hintergrund der Anfrage sei es, die Möglichkeiten zur Entzerrung der Unterrichtszeiten zu prüfen. Man habe aber von den Schulen die Rückmeldung erhalten, dass eine Entzerrung von Unterrichtsbeginn und Unterrichtsende, wenn überhaupt, „nur unter erheblichem organisatorischen Aufwand und nur verbunden mit pädagogischen Nachteilen“ umsetzbar wäre, gibt die Sprecherin den Sachstand wieder.