In diesem Jahr haben die meisten Landwirte schon in den ersten August-Wochen die Ernte abgeschlossen. Das ist ungewöhnlich, denn im Vorjahr begann die Ernte erst Mitte August. Der Klimawandel lässt den Erntetermin immer weiter nach vorne rücken.

Uwe Münzer vom Talackerhof in Neudingen ist Vorstandsmitglied im Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband, kurz BLHV. Er sieht die Entwicklung hin zu einem früheren Erntetermin ebenfalls. Jedoch müsse man sich an die Gegebenheiten des Klimawandels anpassen, so Münzer. Was oft nicht erkannt werde, sei die Tatsache, dass die Landwirtschaft wohl am stärksten vom Klimawandel betroffen sei. Und somit, wenn auch zeitversetzt, der Verbraucher.

Viele Sorgenplagen die Landwirte der Baar, so auch Futterkosten für die 120 Milchkühe und 110 Jungvieh wie hier Uwe Münzer vom ...
Viele Sorgenplagen die Landwirte der Baar, so auch Futterkosten für die 120 Milchkühe und 110 Jungvieh wie hier Uwe Münzer vom Talackerhof in Neudingen erklärt. | Bild: Silvia Bächle

„Egal ob wir Futter für die Tierproduktion, zur Strom- und Wärmeerzeugung in Biogasanlagen oder Marktfrüchte anbauen, die Erträge hängen sehr stark von den Niederschlagsmengen in der Vegetationsperiode ab“, sagt Münzer. Im Großen und Ganzen seien die Erträge bei den Ackerkulturen in diesem Jahr zufriedenstellend.

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„Sowohl Ertrag als auch Qualität haben gepasst. Anders sieht es beim Grünland aus“, erklärt er. Hier gebe es aufgrund des fehlenden Niederschlags und der Hitze in den Sommermonaten erhebliche Einbußen, sowohl beim Ertrag als auch bei der Qualität.

Einbußen bei Grünflächen, schnelle Reife beim Getreide

Seine Kollege Lothar Seiffert vom Wiesenackerhof in Sumpfohren kann über eine verlängerte Vegetationsperiode auf der Baar durch den Klimawandel berichten. Die frühe Erntezeit durch die Hitzeperiode und den trockenen Sommer habe zu einer durchgängige Abreife des Getreides geführt mit einer guten Qualität und einer relativ einfachen Arbeitswirtschaft. „Durch die lange Trockenzeit gab es ein entspanntes Arbeiten“, so Lothar Seiffert.

Ohne großen Fuhrpark kommen die Landwirte nicht aus, da bereiten die gestiegenen Dieselkosten schon große Sorgen, wie hier beim Landwirt ...
Ohne großen Fuhrpark kommen die Landwirte nicht aus, da bereiten die gestiegenen Dieselkosten schon große Sorgen, wie hier beim Landwirt Lothar Seiffert vom Wiesenackerhof in Sumpfohren. | Bild: Silvia Bächle

Allerdings hätten gerade Gewitter mit Starkregen auch zu lokal ganz unterschiedlichen Ernten geführt, vor allem beim Mais. Während Seiffert manche seiner Felder schon abernten konnten, dauert es bei anderen noch fünf bis sechs Wochen. Nach der Getreideernte wird die Zwischenzeit für die Bodenverbesserung genutzt und Senf, Buchweizen und Ölrettich angesät. Dies bindet den Kohlenstoff, gerade für die Winterzeit in den Böden, wie Lothar Seiffert informiert.

Lange Tage erleichtern die Arbeit

Bernhard Bolkart, BLHV-Präsident, sieht im frühen Erntetermin schon gewisse Vorteile. Sicherlich können die Landwirte die längere Tageszeit besser nutzen. Dies gilt allerdings nur, wenn die Witterung entsprechend gut ist. Dieses Jahr konnte sehr früh abgeerntet werden, wie Bernhard Bolkart, der bei seinem Bruder in Donaueschingen tatkräftig mithilft, unterstreichen kann. Im vergangenen Jahr war dies nicht der Fall.

Der BLHV Präsident Bernhard Bolkart richtet auf dem Hof seines Bruders in Donaueschingen die Saatmaschine. Gleich geht es los Grünroggen ...
Der BLHV Präsident Bernhard Bolkart richtet auf dem Hof seines Bruders in Donaueschingen die Saatmaschine. Gleich geht es los Grünroggen und dann Wintergerste anzusäen. | Bild: Silvia Bächle

In seiner Jugend hätte man mit dem Abernten der Wintergerste, es ist das erste Korn welches auf der Baar geerntet wird, meist erst Mitte August, Anfang September begonnen. Da hätte sich die Ernte bei schlechter Witterung schon mal bis in den Oktober hineingezogen. Im Oktober sind allerdings die Nächte frisch und auch der Nebel gehöre zu dieser Jahreszeit. Somit hätten die Baaremer Landwirte sehr viel Geld für das notwendige Trocknen des Getreides aufbringen müssen. Dies sei heuer auf der Baar nicht mehr der Fall.

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Das frühe Abernten sei auch für den Mais von Vorteil, so Bernhard Bolkart. Dieser werde schon seit den 1980er-Jahren auf der Baar vor allem als Futter und auch für die Biogasanlagen angebaut. Durch die längere Vegetation könne man hier auch den Ertrag steigern.

Allerdings sei diese Veränderungen auf der Baar nicht so gravierend wie etwa in der Rheinebene, wo man nun Soja anbauen kann. „Auf der Baar sind es vor allem Raps und Mais, welche in der klassische Fruchtfolge angebaut werden“.

So sieht das Landwirtschaftsamt die Situation

Ralf Brodscholl vom Landwirtschaftsamt sieht gleich zwei große Vorteile der frühen Ernte. Zum einen sei genug Zeit für die Zwischenfrüchte zum anderen für die mechanische Unkrautbekämpfung, was zu weniger Pflanzenschutzmitteln führe. Die heißen Temperaturen, wie heuer, sorgten für eine trockenere Ernte, weniger Pilzkrankheiten und keine Fusarium-Belastung. Natürlich gäbe es auch Nachteile, die sich im Ertrag- und der Qualität auswirken könnten.

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Jedes Jahr sei als gesondert anzusehen. In diesem Jahr hätten durch die Wettersituation vor allem die Wintergeste profitiert, während der Weizen unter dem Wasser-Mangel teilweise gelitten habe. „Es hat sich gezeigt, dass in trockenen und heißen Jahren der Roggen oft bessere Erträge bringt als der Weizen, weil dieser durch sein besseres Wurzelwerk tiefer liegende Wasser-Reserven besser erreichen kann.