Wenn sich Donaueschinger im Sommer gemütlich auf dem Max-Rieple-Platz aufhalten, dann denkt wohl kaum einer daran zurück, wie es dort in den Achtzigern einmal ausgesehen hat. Und vor allem: Was eigentlich für dieses Gebiet damals angedacht war.
Damals – das beginnt jedoch schon etwas früher. Und zwar im Jahre 1977. In der unteren Karlstraße herrschen „städtebauliche“ Missstände“, wie Heinz Bunse, ehemaliger Stadtbaumeister Donaueschingens, erklärt. „Es handelte sich um einen Stadtbereich, der vernachlässigt und nicht gut genutzt wurde“, so Bunse weiter. Die Fassade war in einem schlechten Zustand, der Putz bröckelte von der Wand.
Ein neuer Saal für den Rat
Daran will die Stadt etwas ändern und macht sich an die Arbeit, um Geld für ein Aufhübschungsprojekt zu bekommen – und Ideen, was dort gemacht werden könnte. Das mündet in einem Architekten-Wettbewerb. Und was sollte dort genau untergebracht werden? „Es ging damals auch darum, einen neuen Sitzungssaal für den Gemeinderat zu bauen“, erklärt Bunse. Das gehörte zu den Vorgaben für die Architekten. Im Entwurf schlägt sich das schließlich auch nieder. Wo heute der Platz ist, war darin eine überbaute Fläche vorgesehen: „So hätte es keinen Max-Rieple-Platz gegeben“, sagt Bunse.
Jubiläum steht vor der Tür
Das sei auch Stand der Dinge gewesen, als Bunse im Jahr 1984 zur Stadt kam: „Bis dahin hatte der Gemeinderat bei diesem Projekt kalte Füße bekommen.“ Schließlich fällt die Entscheidung, den Entwurf so nicht umzusetzen. Aber irgendwas musste mit dem Gebiet geschehen. Immerhin stand das Stadt-Jubiläum im Jahre 1989 vor der Tür. Es handelte sich um das 1100-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt. Das wurde damals ein ganzes Jahr lang gefeiert.

Projekt selbst stemmen
„Der Gemeinderat erwartete, dass zum Jubiläum die Karlstraße und Teile der Innenstadt neu gestaltet werden“, sagt Bunse. Eine Aufgabe, die in seinen Bereich fällt. „Ich fragte dann: Klar, kein Problem: Wo sind die Pläne?“ Die gab es nicht. Also machte sich das Bauamt an die Arbeit, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Der städtische Architekt Dieter Scholz und der Freiberufler Harry Ludszuweit sind mit im Boot. Gemeinsam mit dem frisch gebackenen Stadtbaumeister Bunse bauen sie verschiedene Modelle und präsentieren sie dem Rat. Es gilt, Stadtbibliothek und eine Tiefgarage unterzubringen. Es wird eine arbeitsintensive Zeit – auch für den Gemeinderat, der sich viele Stunden damit beschäftigt.

Anspruchsvolles Projekt
Die Lösung für den Platz wird ein technisch sehr anspruchsvoll: „Der Platz hat zwei Geschosse und zwei Tiefgaragen“, so Bunse. Eine öffentliche, deren Zufahrt sich auf Seite der Stadtkirche befindet, und eine, deren Zufahrt über den Burgweg erfolgt. Daneben ist Platz für die Stadtbibliothek, die im postmodernen Stil entsteht. So wie auch die Staatsgalerie in Stuttgart. „Wir haben immer argumentiert, dass die Bibliothek nicht komplett unter dem Platz verschwinden darf“, erklärt Bunse. „Sie hat eine große Bedeutung und das wollten wir auch baulich zeigen. So ist der Turm entstanden.“

Es funktioniert gut
Was den Zeitplan betrifft läuft das Projekt sehr gut: 1982/1983 wird die Musikschule saniert und 1988 ist man mit der Neugestaltung der Karlstraße bis zum Rathausplatz gekommen. Eine markante Veränderung war auch die Versetzung des Hanselbrunnens. Der befand sich früher vor dem heutigen Irish Pub und wanderte schließlich an seinen heutigen Platz. „Zum Jubiläum war die Volkshochschule in ihre Räume gezogen und die Bibliothek in Betrieb. Es ist ein echtes Bürger- und Kulturzentrum entstanden“, so Bunse. 1989 ist schließlich alles fertig. „Rat, Bürgermeister und Stadtbauamt – alle haben da gut zusammengespielt.“ So sei eine Umsetzung auch ohne einen Architekten-Wettbewerb möglich gewesen.

Das große Fest
Höhepunkt ist schließlich am 11. Juni 1988, die offizielle Einweihung des Max-Rieple-Platzes: „Es gab ein großes Fest auf dem Platz, mit Musik und Simultanschach“, sagt der frühere Stadtbaumeister. Eigens für die Einweihung gibt es einen Erinnerungspostkarte. Es hat sich etwas getan zu jener Zeit: Die Musikschule war saniert, Tiefgaragen geschaffen, ein neuer Platz gestaltet, „das Café Reiter wurde damals saniert und auch die Häuser um das Quellhöfle“, so Bunse.

Und darunter ein Bunker
Die Tiefgarage hatte über viele Jahre zudem noch eine weitere Nutzung: „Sie war auch als Bunker geplant. Eine Zivilschutzeinrichtung für 400 Personen. Mit Absperrgittern, Wasserfilteranlagen, Notstrom-Aggregaten und Gas- und Strahlendichten Wasserbehältern. Es war vorgesehen für einen Aufenthalt von 14 Tagen.“ Vor fünf bis zehn Jahren habe sich der Gemeinderat jedoch dazu entschieden, diese Nutzung aufzugeben: „Die Anlage musste ja auch entsprechend gewartet werden.“ Die Räume für die Filter- und Wasseranlagen sind heute als Lager noch vorhanden.
