Ein- bis zweimal täglich heißt es für Rafail Sappidis: „Ab ins Training.“ Kraft, Ausdauer und Techniktraining stehen auf dem Programm. Auf die Frage, wann er das macht, sagt er: „In meiner freien Zeit.“ Und die ist knapp.
Rafail Sappidis arbeitet Vollzeit als Projektleiter im Bereich Medizintechnik. Zusammen mit seiner Familie hat er kürzlich das Restaurant Akropolis in Donaueschingen eröffnet, wo er ebenfalls regelmäßig mithilft.
Außerhalb der Arbeitszeit geht es für ihn meist direkt in die Trainingshalle der MFF-Kampfsportschule. Dort wird Rafail Sappidis von Inhaber Marco Knöbel trainiert und gefördert, der selbst auf eine Profi-Karriere zurückblicken kann.
Diesen Weg will auch der 27-Jährige beschreiten. Und die Anfänge sind gemacht. Seit einiger Zeit ist Rafail Sappidis als Profi im Griffkampf aktiv, dem sogenannten Grappling. 131 Kämpfe hat er bestritten, die meisten erfolgreich.
Diese Bilanz hatte ihm zuletzt eine Einladung zu den Offenen Süddeutschen Meisterschaften von DMMAV (Deutscher MMA Verband) in Kooperation mit dem DRB (Deutscher Ringer Bund) eingebracht. Eine Chance, die er nutzte.
Am Ende standen zwei Siege in zwei Wettbewerben der Klasse bis 77 Kilogramm. Das war gleichzeitig die Qualifikation für das Deutsche Nationalteam. 2024 darf er Deutschland nun bei den Europameisterschaften vertreten. „Wenn keine Verletzung dazwischen kommt“, so der 27-Jährige.
Früher habe er Fußball gespielt, ein Mannschaftssport. Das hat ihn aber nicht mehr begeistert. Er wollte als Einzelsportler selbst für seine Leistungen verantwortlich sein, sich mit anderen messen. Genau diese Herausforderung begeisterte ihn, als er vor neun Jahren in der Kampfsportschule von Marco Knöbel erste Gehversuche machte.

Heute ist er Profi und selbst als Trainer aktiv. Und auch im MMA möchte er als Profi durchstarten. „Ich möchte Leute begeistern“, beschreibt er sein Ziel. Sportlich reizt ihn, irgendwann der Beste seiner Klasse zu sein. Ein Sieg bei der Weltmeisterschaft ist der große Traum, aber auch Erfolge für das Team Deutschland zu erringen.
Dass das irgendwann klappt, davon ist Trainer Marco Knöbel überzeugt. „Vor allem sein Wille zu gewinnen, sein Kämpferherz und eine starke Physis zeichnen ihn aus. Das ist oft wichtiger als eine perfekte Technik“, so Knöbel. Beweise dafür seien zahlreiche Siege gegen höher gelistete, größere oder schwerere Gegner.
MMA eine brutale Sportart?
Beim Grappling ist selten Blut zu sehen. KO-Schläge gibt es nicht. Vielleicht deshalb erfreut sich diese Sportart immer größeren Beliebtheit, auch im Frauenbereich. Aber was ist die Faszination von MMA, wenn auch allerlei Schläge und Tritte erlaubt sind? Ist das nicht einfach nur brutal?

Das verneinen Rafail Sappidis und Marco Knöbel. Das Sportliche stehe im Fokus und es gebe viele Regeln. Nicht selten sei man außerhalb des Rings befreundet. Im Training geht es freundschaftlich und respektvoll zu. Erstaunlich viele Kinder wuseln in der Kampfsportschule über die Matten, lernen Selbstverteidigung, Boxen oder Kickboxen und andere Techniken.
Insgesamt knapp 300 Mitglieder zählt der Inhaber. Von brutalen Szenen ist nichts zu sehen. „Niemand muss kämpfen, man kann auch einfach nur trainieren“, erklärt Knöbel. Schlägertypen gebe es in seiner Schule nicht.
Keine Angst vor harten Treffern
Wer irgendwann aber doch in den Ring steigen möchte, wird darauf vorbereitet. So wie einst Rafail Sappidis. Das Kämpfen ist für ihn ein Urinstinkt. „Es geht darum, sich zu messen. Man möchte gewinnen“, so der 27-Jährige. Angst vor einem harten Schlag oder Verletzungen habe er nicht. „Der schlimmste Schmerz ist für mich, wenn ich verliere.“ Aber auch das gehöre dazu. „Aus Niederlagen lernt man am besten“, weiß er.
Pioniere des Kampsports
Eine Profikarriere als MMA- oder Grappling-Kämpfer einzuschlagen ist verbunden mit vielen Entbehrungen. Das weiß Marco Knöbel aus eigener Erfahrung und bezeichnet sich als Pionier dieser Sportart. Mit einfachsten Mitteln und ohne Unterstützung habe er angefangen. Das sei heute zwar besser, aber noch immer sei viel Eigeninitiative nötig, vor allem im Profi-Bereich.
Für Rafail Sappidis bedeutet das neben täglichem Training, auch die Reisen zu internationalen Wettkämpfen meist selbst zu organisieren und zu finanzieren.

So geht es weiter
Als nächstes steht für ihn im September ein Grappling-Profikampf in Athen an. Außerdem tritt er im Oktober im MMA in der Karl-Benz-Halle in Stuttgart in den Ring. „Und mehrere kleinere Kämpfe“, sagt Sappidis, „um die Kampfroutine nicht zu verlieren“, fügt sein Trainer hinzu.
Wer mitverfolgen möchte, wie die Karriere von Rafail Sappidis weitergeht, kann ihm auf seiner Instagram-Seite folgen.