Terry Diaconu kniet am Montagabend in der Donaueschinger Realschulturnhalle auf der Judomatte, neben ihm Jacob Edward Eppler. Es herrscht Stille. Den beiden gegenüber warten rund 20 Kinder und Jugendliche auf Anweisungen, verbeugen sich voreinander, ein Ausdruck von Höflichkeit, Wertschätzung und Selbstbeherrschung. Das Begrüßungsritual soll auch die Konzentration aufbauen und eine Abgrenzung zum Alltag schaffen. Das Judotraining kann beginnen.

Terry Diaconu leitet an diesem Abend die Übungsstunde, an seiner Hüfte trägt er einen schwarzen Gürtel, was ihn sichtbar als Meister seines Faches ausweist. Was nicht auf den ersten Blick erkennbar ist: Der gebürtige Rumäne hat Wochen die Deutsche Judo-Meisterschaft bis 81 Kilo in der Altersklasse der über 30-Jährigen gewonnen. Er ist 42 Jahre alt.
Seit 2019 unterstützt er das Trainerteam der Donaueschinger Judokas. Beim lockeren Aufwärmen baut Terry Diaconu spielerisch judotypische Bewegungen mit ein. Die Stimmung ist ausgelassen.
Teil der Trainingsgruppe sind auch die zehnjährige Diana und der 13-jährige Kevin, die Kinder von Terry Diaconu. Mittendrin und immer dabei ist auch die zweijährige Amelie, in ihrem eigenen, kleinen Judoanzug. Sie ist die jüngste Tochter von Terry und Octavia Diaconu.

Die Mutter ist am Montagabend ebenfalls in der Halle, wo nun einzelne Techniken von den Trainern demonstriert und im Anschluss eingeübt werden.
Judo, Judo, Judo
Octavia Diaconu arbeitet als Ärztin in der Schweiz. Sie selbst hat auch schon einmal Judo trainiert, mittlerweile schaut sie lieber zu und unterstützt ihre Liebsten im Hintergrund und vom Mattenrand aus. „Judo ist ein fester Bestandteil unserer Familie“, sagt sie. Gemeint ist, dass der Sport viel der eigentlich freien Zeit der Familie in Anspruch nimmt.
Terry Diaconu trainiert selbst vier- bis fünfmal pro Woche, die Kinder zweimal. Hinzu kommen Kader-Trainings, Wettkämpfe und Turniere an den Wochenenden. Und die vielen Judoanzüge müssen regelmäßig gewaschen werden. Das gehört zum Judo dazu. Ein Sport, bei dem sehr auf Hygiene geachtet werde, erklärt Terry Diaconu, der abseits der Matten Lehrer an der Lucian-Reich Schule in Hüfingen ist. Kevin und Diana besuchen das Donaueschinger Fürstenberg-Gymnasium.

Macht das noch Spaß?
Diese Frage wird von der Familie mit einem klaren „Ja“ beantwortet. Die 10-jährige Diana findet Judo „toll“. Sie ist durch den Sport selbstbewusster geworden und hat Freunde gefunden. „Man kann sich selbst verteidigen und Stress abbauen, zum Beispiel nach einem anstrengenden Schultag“, zählt sie ihre Argumente auf.
Die Zeit beim Judo ist bei den Diaconus immer auch Familienzeit, wenn man gemeinsam unterwegs ist oder trainiert. „Und es ist eine sinnvolle Beschäftigung“, findet der Vater. Zeit, in der man zum Beispiel das Handy nicht in der Hand habe oder am Computer sitze. Judo ist für ihn daher viel mehr als Sport, eher eine Art Lebensphilosophie.
„Wenn man Judo trainiert, dann kann man etwas, wird selbstbewusster und bekommt dafür Anerkennung“, erklärt er. Letztlich lerne man, Verantwortung für andere zu übernehmen. Für ihn sind das drei wichtige Säulen, die auch Teil der zehn Judowerte sind, die er im Training seinen Schützlingen mit Hilfe eines Schaubildes vermittelt.

Werte spielen eine zentrale Rolle
Was damit gemeint ist, wird unvermittelt auf der Matte sichtbar, wo die im Training gelernten Techniken von den Judoschülern im freien Kampf ausprobiert werden. Ein Junge kommt bei einer Aktion seines Gegners ins Straucheln, droht unsanft neben der Matte aufzuschlagen.
Sein Gegner, der diesen Vorteil eigentlich bewusst eingeleitet hat, bricht seinen Angriff blitzschnell ab, versucht seinen Trainingspartner mit einem festen Griff vor dem unkontrollierten Sturz zu bewahren. Das ist Hilfsbereitschaft.
Der Nachwuchs lernt mutig zu sein, zum Beispiel bei Übungen mit größeren oder älteren Gegnern. Und nicht zuletzt steht Freundschaft im Mittelpunkt. Kinder und Jugendliche aus sechs Nationen üben sich gemeinsam in neuen Fertigkeiten, genau so wie einst Terry Diaconu, als er mit sechs Jahren in Rumänien mit dem Judo angefangen hatte. Am Ende der Trainingsstunde wird abgeklatscht.