Immer weniger Kinder lernen schwimmen. Umso größer wird auch die Gefahr, dass sie im Wasser zu Schaden kommen. Dieses Thema beschäftigt Eltern, Schulen, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und viele Schwimmschulen. Das Interesse daran, seinem Kind einen Schwimmkurs zu ermöglichen, ist dabei ungebrochen: „Vor Corona hatten wir eine Wartezeit von etwa einem Jahr“, erklärt Stefanie Renoth. Sie ist zertifizierte Säuglings- und Kleinkinder-Schwimmtrainerin und bietet über ihre Schwimmschule www.babyswim.de entsprechende Kurse an.

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Jetzt ist es dramatisch

Mit dem Coronavirus und den geschlossenen Schwimmbädern hat sich die Situation mit den Schwimmkursen jedoch abermals verändert: „Wir haben die Warteliste eigentlich gut abgearbeitet. Jetzt ist es dramatisch“, erklärt Renoth. Die bestehenden Wartelisten mussten warten, weitere Interessenten kamen dazu.

Ein Boom

Viele Jahre hat Renoth für die Schwimmverein der Baar (SVB) Hüfingen Schwimmkurse angeboten, half bei der DLRG. Und schließlich war für die zweifache Mutter immer der Gedanke vorherrschend: „Ich will denen mit einer eigenen Schwimmschule auch nichts wegnehmen.“ Derzeit ist das Gegenteil der Fall: „Wir erleben schon eine ganze Weile einen Boom.“ Problematisch daran sei vor allem, dass es zu wenig Badekapazitäten gebe: „Wir könnten jeden Tag ins Bad, wenn wir die Möglichkeit hätten“, erklärt sie. Aber die entsprechenden Wasserzeiten fehlen in den Schwimmbädern. Dort sei es schwierig, alle unterzubekommen, die das Wasser nutzen wollen.

Mit ihrem Schwimmkurs sind Renoth und ihre Kollegin Patricia Pais normalerweise im Physiobereich des Geisinger Haus Wartenberg. Eigentlich wollte man auch in die Donaueschinger Mediclin, dort musste jedoch umgebaut werden, dann kam Corona. Und so wie es aussieht, werde zukünftig dort niemand Externes mehr zugelassen.

Kinder und Eltern sind unsicher

Dabei lief der normale Kursrhythmus etwa bis in den März 2020: „Damals haben wir den Kurs abbrechen müssen.“ Mit steigenden Infektionen und den damit verbundenen Auflagen wird die Nutzung der Bäder nicht mehr möglich. Erst in den Sommerferien 2020 sei das wieder möglich geworden. „Über diesen Zeitraum haben wir viele Crash-Kurse angeboten“, sagt Renoth. Man habe geschaut, ob man irgendwie das fehlende halbe Jahr wieder aufholen konnte – und dann ging wieder alles zu. „Die Kinder vom letzten Jahr sind jetzt wieder im Kurs. Und Kinder und Eltern sind unsicher.“ Wird es auch diesen Herbst wieder zu steigenden Zahlen und einer damit verbundenen Schließung der Bäder kommen?

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400 Kinder warten

Fakt ist, Renoth hat aktuell rund 400 Kinder auf der Liste: „Seit vorletzter Woche bis Anfang September haben wird etwa 170 Kinder in den Kursen.“ Früher waren es pro Kurs-Durchlauf etwa 40 bis 50 Kinder. Dennoch haben Renoth und ihre Kollegin sich vorgenommen, das durchzuziehen: „Eigentlich ist es nicht das Problem, dass es dafür diesen Sommer keinen Urlaub geben wird. Darauf kann man sich einstellen.“ Nicht einfach sei hingegen die ganze Bürokratie, die hinter der Organisation eines Schwimmbades für die Ausrichtung der Kurse stehe.

Wichtiges Thema

Wie wichtig das Thema der Schwimmkurse jedoch auch für die Kommunen sein sollte, das betont Renoth: „2020 sind 23 Kinder im Grundschulalter ertrunken. Die Zahlen sind besorgniserregend.“ Dass es jedoch auch im Schulunterricht nicht immer einfach laufe, das sehe sie selbst. Stefanie Renoth hat Kooperationen mit der Heinrich-Feurstein-Schule, sowie der Donaueschinger Realschule. Neben der Zeit, die im Wasser verbracht wird, gibt es da ganz andere Probleme – kultureller und religiöser Natur. Wenn etwa von Zuhause das Verbot kommt, am Schwimmunterricht teilzunehmen: „Ich sage dann immer, dass wir natürlich getrennte Umkleiden haben und es auch die entsprechende Bademode gibt, wie etwa einen Burkini. Ich versuche alles zu machen. Und 80 Prozent kommen nachher und schwimmen mit.“ Mit den Vorurteilen, die es gebe, müsse jedoch ziemlich gekämpft werden.

Reaktion der Eltern?

Und wie reagieren die Eltern auf die übervollen Teilnehmerlisten? „Sie sind enttäuscht, aber sehr verständnisvoll. Ich denke sie sind froh, dass überhaupt etwas angeboten wird“, sagt Renoth. Vor der Pandemie sei das anders gewesen. „Da hieß es dann: Na gut, ich gehe woanders hin.“ Die Eltern seien auch bereit, Zeiten für Kurse möglich zu machen, die früher nicht gingen. Aber sollte man jetzt warten, bis man sein Kind anmeldet? „Einfach unverbindlich auf die Liste setzen lassen. Sobald ich weiß, dass etwas frei ist, melde ich mich“, erklärt die Schwimmtrainerin.