Soldaten des Jägerbataillons 292 bereiten sich aktuell auf ihren Einsatz im westafrikanischen Mali vor. Sofern das Bundestagsmandat durchgeht, werden sie im Herbst dorthin aufbrechen.

Die Übungen sind dieses Mal besondere: Sie finden mitten in Donaueschingen und in den Ortsteilen statt. So etwa in Aasen. Zuerst in der Donaueschinger Innenstadt unterwegs, machen sich die Soldaten in ihren gepanzerten Fahrzeugen über Feldwege auf den Weg in Richtung der Ortschaft.

Bild 1: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
Bild: Simon, Guy

Zuvor wurde kommuniziert, dass es einen – fiktiven – Konflikt zwischen Aasen und den Immenhöfen gebe. Die Soldaten sollen sich ein Bild der Lage verschaffen. Auf den Feldwegen heißt es jedoch plötzlich: Stopp!

Bild 2: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
Bild: Simon, Guy

„Sie müssen jetzt schauen, ob die Straße überhaupt gangbar ist“, erklärt Hauptmann Pascal Hille. Konkret bedeutet das, die Soldaten müssen nach möglichen Sprengfallen suchen. Das macht zuerst einer allein. Er steigt aus und untersucht den Bereich unmittelbar rund um das Fahrzeug.

Bild 3: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
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Während das geschieht, ist allerdings immer ein wachsames Auge notwendig. Aus den Panzerfahrzeugen achten die Soldaten auf die Umgebung und sichern ihre Kameraden, die draußen nach IEDs suchen.

Bild 4: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
Bild: Simon, Guy

IED steht dabei für improvised explosive device. Darunter verstehen die Soldaten Sprengfallen verschiedenster Art und Konstruktion. Sie könnten nahezu unsichtbar am Straßenrand versteckt liegen.

„Wenn wir auf der Straße halten müssen, dann ist das für uns ein Moment der Schwäche“, sagt Hille. Sprengfallen könnten auf der Straße sein – und es sind noch nicht alle Soldaten ausgestiegen. Um die Schwäche zu minimieren, stellen sich die Panzerfahrzeuge quer und blockieren die Straße für Zivilisten. „Das ist natürlich in der Rush Hour besonders schwierig“, sagt der Hauptmann.

Bild 5: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
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Ist der Bereich direkt um die Fahrzeuge abgesucht, dann steigen weitere Soldaten aus und vergrößern den Suchradius. „Dabei laufen sie immer so parallel, dass sich das Fahrzeug zwischen ihnen befindet“, erklärt Hille. Sollte einer eine Sprengfalle auslösen, dann wäre sein Kamerad durch das Fahrzeug dazwischen geschützt.

Bild 6: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
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Schließlich ist auch dieser Bereich sicher. Weitere Soldaten steigen aus. Jetzt wird in größeren Abständen der komplette Weg bis nach vor zur Kreuzung überprüft. Was die Soldaten dabei nicht wissen: Ihre Ausbilder haben ihnen hier etwas in den Weg gelegt, dass sie erkennen sollten.

Bild 7: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
Bild: Simon, Guy

Zum Einsatz kommt dabei nicht nur hochmodernes Gerät, sondern auch profane Arbeitsmaterialien, wie etwa eine handelsübliche Gartenkralle aus dem Baumarkt. Im Bundeswehr-Jargon wird sie als Kabelsuchhaken bezeichnet. „Sie ist beim Absuchen des Bodens hilfreich. Man kann mit ihr etwa Kleinigkeiten anheben“, sagt Hille.

Bild 8: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
Bild: Simon, Guy

Die Soldaten sind bereit und bewegen sich an Straße und Feld entlang in Richtung Kreuzung. Dabei wird der Boden abgesucht.

Suche nach IED Video: Simon, Guy

Haben sie einen größeren Bereich des Weges gesichert, schließen die anderen Fahrzeuge weiter auf.

Dingo nähert sich Video: Simon, Guy

Und dann zeigt sich, warum eine Übung auf einem Feldweg bei Aasen für den Einsatz in Mali vorbereiten kann. Von hinten nähert sich ein Spaziergänger, der mit seinem Hund Gassi geht. Eine Situation, die so nicht eingeplant war: „Ein Zivilist nährt sich, was tun wir?“, klingt es aus dem Funkgerät. „Freundlich bitten, doch einen anderen Weg zu nehmen.“ Das ist allerdings nicht mehr notwendig. Der Mann bleibt kurz stehen und ändert dann seine Laufrichtung.

Bild 9: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
Bild: Simon, Guy

Aus der Entfernung war er für die Soldaten gut erkennbar. Das liegt auch an ihren technischen Möglichkeiten. Auf dem Dingo-Fahrzeug befindet sich ein FLW-Aufbau. Das steht für Fernbedienbare Leichte Waffenstation. Sie wird digital aus dem Fahrzeug gesteuert, besitzt eine Kamera mit Nachtsicht- und Wärmebildfunktion. Zudem kann sie mit verschiedenen Waffensystemen bestückt werden. „Auf zwei bis drei Kilometer hat man dabei eine gute Optik“, sagt Hille.

FLW sucht die Gegend ab Video: Simon, Guy

Die Soldaten überqueren schließlich eine kleine Brücke. Entdeckt wird nichts, das ihnen verdächtig erscheint. Gegeben hätte es allerdings schon etwas. Ein Kabel liegt mitten auf der Straße (am unteren Bildrand zu erkennen). Genau aus diesem Grund werde geübt, sagt der Hauptmann. Vieles was hier noch nachlässig erscheine, sitze dann im echten Einsatz.

Bild 10: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
Bild: Simon, Guy

Die Ausbilder haben zuvor ein Kabel ausgelegt. Das könnte zu einer Sprengfalle gehören. Die Soldaten haben zwar die Brücke von unten kontrolliert, auf der das Kabel lag. Es selbst wurde aber nicht gemeldet. Das wird bei der anschließenden Nachbesprechung thematisiert. Sie erfolgt durch Soldaten, die bereits in Mali im Einsatz waren.

Bild 11: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
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Die Straße gilt jetzt allerdings als gesichert und die Fahrt kann weitergehen. Ziel ist ein sogenannter OP (engl.: Observation Point), von dem aus die Soldaten Aasen unter die Lupe nehmen wollen.

Es geht weiter nach Aasen Video: Simon, Guy

Auf dem Weg steht plötzlich eine Person in bunter Kleidung. In diesem Fall ein Statist der Bundeswehr, der einen Medizinverkäufer darstellt. Er winkt den Fahrzeugen offensiv, will seine Waren verkaufen. Eine Situation, wie sie in Mali durchaus vorkommen könnte.

Bild 12: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
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Alles bleibt ruhig, die gepanzerten Fahrzeuge fahren weiter. Ihr Ziel ist ein Hügelkamm, von dem aus man einen guten Blick hinein nach Aasen hat.

Bild 13: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
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Dort angekommen ist das Prozedere wieder gleich: Aussteigen, Suche nach Sprengfallen. „Hier ist wichtig, das diese Aufgabe nicht zu einer bloßen Routine verkommt“, sagt Presse-Offizier Philipp Riedl. Eine Unaufmerksamkeit könnte schwerwiegende Konsequenzen haben.

Bild 14: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
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Warnleuchten und die Verkehrsmarkierungen auf den Panzern sind für den Einsatz im zivilen Bereich vorgeschrieben. Im Einsatz seien sie nicht mehr montiert, sagt Riedl. Ist alles gesichert, folgt schließlich der Blick nach Aasen hinein. Was gibt es dort zu entdecken?

Bild 15: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
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Was die Soldaten auch hier nicht wissen: Ihre Ausbilder haben eine Inszenierung für sie parat. Bewaffnete Statisten werden sich in der Ortschaft bewegen. Sie sollten erkannt werden.

Bild 16: Sprengfallen, Medizinverkäufer und Bewaffnete in Aasen: Das erlebt die Bundeswehr bei ihrer Übung
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Die Übung ist an diesem Tag noch lange nicht beendet. Nach der Observierung geht es weiter an eine andere Station. Über die Möglichkeit, mitten in der Stadt und den Ortschaften sich auf diese Art und Weise vorbereiten zu können, sind die Soldaten dankbar: „Es ist etwas anderes als auf dem Truppenübungsplatz. Da wissen die Soldaten, dass alles inszeniert ist. Hier treffen sie auf echte Menschen und unvorhergesehene Situation“, sagt Hille.

Geübt wird in der Donaueschinger Innenstadt und bei Aasen abermals am Dienstag, 3. und Mittwoch, 4. Mai sowie Dienstag, 17. und Mittwoch, 18. Mai.