Donaueschingen-Neudingen In den letzten Jahren hat sich die Population der Weißstörche auf der Baar fast explosionsartig vermehrt. Eine Gemeinde auf der Baar ist davon besonders betroffen: Neudingen. Inzwischen gibt es dort über zwei Dutzend Horste, so viel wie nirgends sonst im Betreuungsgebiet von Storchenvater Manfred Bartler aus Hochemmingen.

Auf Platz zwei folgt Aasen mit zehn Brutpaaren. Auf den Hochspannungsmasten entlang der Bundesstraße B27 zwischen Donaueschingen Süd und dem Flugplatz befinden sich auf manchen Masten sogar mehrere Horste. Die kann Manfred Bartler nur beobachten, mit einem Hubsteiger oder der Feuerwehrleiter an die Horste gehen und diese beringen, ist nicht möglich.

Die Feuerwehr Donaueschingen ist, wie viele andere Feuerwehren, die eine Drehleiter haben, Partner beim Beringen der Störche. In diesem Jahr sind viele Jungstörche schon recht früh dran und machen bereits Flugbewegungen, um die Muskeln der Flügel zu stärken. Höchste Zeit für die Beringungsaktion. Doch die Feuerwehr Donaueschingen kann in dieser Woche aus personellen Gründen nicht aushelfen. In der nächsten Woche würde die Feuerwehr mit Drehleiter wieder parat stehen, wie Feuerwehrkommandant Gerd Wimmer betont.

Da Bartler in diesem Jahr aber so viele Jungstörche wie noch nie beringen muss, war jedoch Eile geboten. Auf der Suche nach einem adäquaten Ersatz einer Möglichkeit die Horste zu erreichen, wandte er sich an die Niederlassung der Firma Paul Becker in Tuningen. Niederlassungsleiter Luigi Naidin sagte Bartler spontan Unterstützung zu und bediente den 30-Meter-Hubsteiger persönlich. „Das ist eine gute Sache, die wir natürlich unterstützen“, so Naidin.

Manfred Bartler ist für die schnelle und reibungslose Unterstützung sehr dankbar. Die Neudinger Störche sind nämlich schon so weit, dass es in der nächsten Woche bereits zu spät sein könnte. Bartler kommt nicht allein, seine Frau Andrea hat die Liste der Störche der ganzen Region und führt Protokoll und Buch. Jeder Ring wird notiert. Man weiß dann, wenn die Störche in einigen Jahren wiederkommen und brüten, in welchem Nest sie geschlüpft sind. Andrea Bartler berichtet, dass es als sie 2018 die Betreuung der Störche von Friedrich Wiedmann aus Neudingen übernommen haben, in der Region 30 Nester gegeben habe. Inzwischen sind es über 125.

Derzeit hat das Ehepaar Bartler viel zu tun, möglichst viele der Jungstörche müssen noch beringt werden – es sind über 130. Wenn Bartler mit dem Hubkorb in die Nähe des Horstes kommt, stellen sich die Jungstörche tot. Könnten sie fliegen könnten, würden sie flüchten. Es gab auch schon Situationen, in denen die sich die Jungstörche davon machten, obwohl sie noch nicht richtig fliegen konnten. Dann werden sie eingefangen und wieder in den Horst gesetzt, sie wären sonst eine willkommene Beute etwa für einen Fuchs.

Bis zu vier Junge sind in den Nestern, in diesem Jahr sind wegen des Wetters auch einige Jungtiere verendet, aber bei weitem nicht so viele wie in den Vorjahren. Manchmal rettet die Beringungsaktion auch Jungstörche, denn manchen ist der Schnabel verklebt durch die Nahrung. „Ich bin froh, dass mich meine Frau bei dem Hobby intensiv und leidenschaftlich unterstützt“, betont Manfred Bartler. Er appelliert dringend an Drohnenbesitzer, ihre Fluggeräte nicht zu benutzen. Die Altstörche verlassen dann das Nest, die Jungtiere sterben. Das war schon in Neudingen so und erst vor kurzem sogar in mehreren Horsten in Wurmlingen.

Bald dürfte man das Heer an Jungstörchen geballt auf den Wiesen in den Donauauen zwischen Pfohren und Gutmadingen sehen, solange bis die meisten dann ihren Flug in die Winterquartiere antreten.