Baden-Württemberg arbeitet an insektenfreundlicher Straßenbeleuchtung. Auch im Städtedreieck gibt es entsprechende Ansätze.
Was bedeutet insektenfreundlich?
Insekten werden von künstlichen Lichtquellen angezogen. Sie umschwirren die Lampen und kommen entweder an den heißen Leuchten um oder umkreisen diese bis zu Erschöpfung. Die Folge ist eine hohe Insekten-Sterblichkeit und damit eine geringere Biodiversität.
Besonders UV-, sowie blaues und weißes LED-Licht locken die meisten Insekten an. LED-Licht mit mehr Rotanteilen hat eine schwächere Wirkung. Um das Insektensterben abzumildern hat Baden-Württemberg das Landesnaturschutzgesetz daher angepasst. Bei Neubau oder Sanierungen sind Kommunen verpflichtet, auf insektenfreundliche Außenbeleuchtung zu achten.
„In Donaueschingen fand zwischen 2011 und 2014 eine große Umrüstaktion der Straßenbeleuchtung statt. Damals wurde für 1,4 Millionen Euro der Großteil der Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchten oder Natriumdampfleuchten umgerüstet“, teilt Beatrix Grüninger, die Pressesprecherin der Stadt Donaueschingen mit.
Insgesamt gibt es in Donaueschingen und den Ortsteilen 4000 Lampen. Davon sind nach Angaben der Stadt rund 2200 LED-Leuchten, der Rest überwiegend Natriumdampfleuchten, kurz NAV-Leuchten.
Anpassungsfähige Lampen
„Bei der Donaueschingen Straßenbeleuchtung handelt es sich um eine adaptive Beleuchtung“, sagt Beatrix Grüninger. Adaptiv bedeutet, dass sich die Helligkeit der Lampe an der Umgebung orientiert, sie also mit zunehmender Dunkelheit heller wird. Eine weitere Möglichkeit ist responsive Beleuchtung. Diese Lampen schalten sich ein, wenn der eingebaute Bewegungsmelder auslöst.
„Lediglich in einzelnen Straßenzügen wurde versuchsweise eine responsive Straßenbeleuchtung installiert. So etwa im Arnold-Schönberg-Ring oder in der Straße Auf der Staig“, so Grüninger.
Ein Vorteil von insektenfreundlicher Beleuchtung: Da diese weniger hell sind oder eine Anpassung an das Umgebungslicht mit sich bringen, gehen sie meist auch mit geringeren Energiekosten einher. „Im Jahr 2020 betrug der Stromverbrauch für die Straßenbeleuchtung in Donaueschingen rund 430.000 Kilowattstunden. Vergleicht man den Verbrauch von 2000 mit dem von 2020 ergibt sich eine Reduktion des Verbrauchs um rund 56 Prozent“, so Grüninger.
So ist die Lage in Bräunlingen
In Bräunlingen ist die Situation recht ähnlich: „In Bräunlingen ist überwiegend NAV und LED installiert, was beides relativ insektenfreundlich ist“, so Bürgermeister Micha Bächle. „Die letzte größere Umrüstung fand 2016 statt.“ Es gibt aktuell laut Bürgermeister Bächle keine responsive oder adaptive Beleuchtung. Die Straßenbeleuchtung der Stadt umfasst 1300 Leuchten.
„Wir haben uns 2021 mit dem Thema Straßenbeleuchtung im Gemeinderat intensiv auseinandergesetzt“, berichtet Bächle. Das Ergebnis: In Bräunlingen gibt es eine Halbnächtigschaltung, die Lampen bleiben in diesem Zeitraum also ausgeschaltet. 2021 wurde der Beginn außerdem nach vorne verlegt. Statt um 23.30 gehen zwei Drittel der Lichter schon um 22.30 Uhr aus. Ausgeschaltet bleiben die Lampen bis 5 Uhr morgens.

Im Sinne der Energieeinsparung, der Kosteneinsparung und des Insektenschutzes wurde außerdem auf die Beleuchtung der Zufahrtsstraße zum Baugebiet Bregenberg zu verzichten. „Dadurch entfallen sieben Leuchten und Kosten von 10.000 bis 15.000 Euro“, heißt es in der Sitzungsvorlage.
So wird Hüfingen beleuchtet
In Hüfingen und den dazugehörigen Ortsteilen gibt es laut Hauptamtsleiter Horst Vetter rund 2800 Straßenlaternen. „80 Prozent sind LED Aufsatzleuchten und Retro-Fit LED-Leuchtmittel für Bestandsleuchten, 20 Prozent sonstige Leuchtmittel“, so Vetter. „Der Blau-Anteil unterscheidet sich je nach Anbieter.“
Responsive Leuchten, also solche mit Bewegungssensoren gibt es in Hüfingen nicht. „Wir haben jedoch Leuchten mit Astro-Dimm, die zwischen 22 Uhr und 3 Uhr auf 30 Prozent Dimmen“, teilt Horst Vetter mit. Außerdem wird ein Teil der Lampen nachts abgeschaltet.
„Jedes Jahr wird ein Teil der Straßenbeleuchtung auf neue Leuchten umgestellt. In Hüfingen wird bei der Instandsetzung und Neuanschaffungen von Leuchten auf aktuelle Leuchtmittel und Leuchten geachtet.“Hüfingens Hauptamtsleiter Horst Vetter
Auch in Hüfingen ist der Energieverbrauch der Straßenbeleuchtung gesunken, auch wenn der Blick auf die Zahlen das erst mal nicht nahe legt: „Die Beleuchtung verbrauchte 177.500 Kilowattstunden im Jahr 2020 und 192.200 Kilowattstunden im Jahr 2021“, teilt Vetter mit.
Dass der Verbrauch insgesamt steigt, hat mit dem Wachstum Hüfingens zu tun. „Der Verbrauch pro Leuchte sinkt zwar deutlich, dennoch steigt der Stromverbrauch im Gesamten leicht an, da Straßenzüge ausgebaut werden und Neubaugebiete hinzukommen“, so Vetter.