Guy Simon und Stephanie Jakober

Zwei Wochen Ausnahmezustand: Home-Office, wenig soziale Kontakte und das gesellschaftliche Leben liegt bracht. Doch es gibt auch viel Solidarität und Hilfsbereitschaft im Städtedreieck.

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  • OB Erik Pauly: Begeistert zeigt sich OB Erik Pauly über die große Hilfsbereitschaft, die aktuell in der Stadt herrscht. „Viele nehmen den Lieferdienst in Anspruch und zeigen Solidarität gegenüber den Händlern“, so Pauly. Das wichtigste Zeichen in den harten Zeiten sei, dass man zusammenhält. Und auch die Regeln würden größtenteils eingehalten. Einzelne Verstöße habe es eher in der Anfangszeit gegeben, meistens wären die Entsprechenden dann nicht richtig informiert gewesen und hätten sich im Gespräch aber verständnisvoll gezeigt. Nachdem Donaueschingen in den Anfangstagen die meisten Infizierten im Kreis hatte, habe sich die Zahl zwar deutlich erhöht, aber nicht so sehr, wie befürchtet. So sind es (Stand: Freitag 12 Uhr) 25 Corona-Fälle – auch davon bereits genesen. „Und das sind eigentlich die Zahlen von vor zehn Tagen, wir kommen jetzt erst in den Bereich, in dem die Maßnahmen greifen.“ Wie die Wirtschaft das ganze verkrafte, sei aktuell schwer zu sagen. „Wir haben in vielen Bereichen dramatische Einschnitte. Es gibt zwar Hilfen, aber bei vielen ist die Existenz bedroht und das beschäftigt uns sehr“, sagt Pauly und fügt hinzu: „Dass ein Virus einmal die ganze Welt lahmlegt und die Wirtschaft heruntergefahren wird, das hätte sich wohl keiner ausmalen können.“ Für die anstehenden Osterferien ruft Pauly die Bürger auf, vorsichtig zu sein und weiter Abstand zu halten.
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  • Lieferservice Donaueschingen: Noch bevor die Restaurants schließen mussten, wurde in Donaueschingen ein Lieferservice ins Leben gerufen. Gestartet wurde mit vier Gastronomen. „Ich wollte das ursprünglich für das Twist hoch zwei machen und die anderen haben gefragt, ob sie mitmachen können“, sagt Initiator Christian Köster. Und die Idee kommt gut an: Mittlerweile sind es zwölf Gastronomie-Betriebe. Doch das ganze Angebot hat sich auch geöffnet. Denn Einzelhändler und Dienstleister sind ebenfalls dazugekommen, so dass es jetzt insgesamt 32 Teilnehmer sind. Während bei den Einzelhändlern und Dienstleistern auf ihre Internet-Seiten verwiesen wird, erfolgt die Essensbestellung direkt über den Lieferservice: „Wir haben insgesamt zwischen 250 und 270 Essen täglich“, sagt Köster. Zu Spitzenzeiten – gerade am Wochenende – wären es auch schon mal 400 Essen. Mittlerweile wird das Angebot auch von der Stadt unterstützt.
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  • Bürgermeister Michael Kollmeier: „Ich muss die Bevölkerung größtenteils loben. Alle machen perfekt mit und wir haben keine großen Ausreißer“, sagt das Hüfinger Stadtoberhaupt. Viele hätten schon mitgezogen, bevor die Verordnung des Landes überhaupt in Kraft getreten ist. Der städtische Gemeindevollzugsdienst ergänze die Streifentätigkeit der Polizei: „Wir haben aber nur Kleinigkeiten, die man mit einem Gespräch auch schnell abstellen kann. Die Zahl der Verstöße ist sehr gering.“ Zwar hat Hüfingen aktuell (Stand: Freitag 12 Uhr) 19 Corona-Fälle (davon einer genesen), ein Schwerpunkt sei aber nicht auszumachen, die Fälle wären breit gestreut. „Aber es ist glücklicherweise niemand Älteres dabei“, so Kollmeier. Aktuell würde die Zeit, in der sich die Fälle verdoppeln, noch fünf bis sechs Tage betragen. „Das ist wesentlich besser als am Anfang, aber immer noch zu hoch“, sagt Kollmeier mit Bezug auf die Aussage von Kanzlerin Angela Merkel, die eine Verdoppelung von zwölf bis 14 Tagen als Maßgabe deklariert hat.
Niemand unterwegs: Auch die Hüfinger Hauptstraße ist menschenleer.
Niemand unterwegs: Auch die Hüfinger Hauptstraße ist menschenleer. | Bild: Roland Sigwart
  • Hüfingen hilft: „Es läuft sehr gut“, sagt Susann Marder, die die Aktion initiiert hat. Es geht hier nicht nur um das Thema Einkaufen, sondern auch darum, für Menschen in der Isolation da zu sein. „Eigentlich waren die Telefonate in erster Linie als Unterhaltung für ältere Menschen gedacht“, sagt Marder. So erhält eine ältere Dame, die eigentlich noch an der Schule arbeitet und nun die Kinderstimmen vermisst, viele Anrufe und auch Fensterbesuche. Doch es gibt auch die anderen Kontakte. „Da geht es dann darum, dass jemand den Lebensmut verloren hat“, sagt Marder. Schnell wurde ein Krisenteam zusammengestellt – aus Pädagogen und Menschen, die mit solchen Situation Erfahrungen haben. Auch ansonsten ist die Hilfsbereitschaft in Hüfingen groß: Viele wollen helfen und mittlerweile nehme auch die Zahl derer zu, die diese Hilfe annehmen können und wollen.
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  • Bürgermeister Micha Bächle: In Bräunlingen sind (Stand: Freitag, 12 Uhr) sechs Personen mit dem Coronavirus infiziert. Als letzte der Baar-Städte trat das Virus in Bräunlingen in Erscheinung, eine Person ist bereits wieder genesen. Bürgermeister Micha Bächle führt eine Liste über die Zahl der Infizierten. Die Verdopplungszeit der Fälle betrage momentan etwa sieben bis acht Tage. In der Stadt habe man schnell reagiert und entsprechende Maßnahmen eingeleitet: „Noch bevor es Rechtskraft hatte, haben wir Spielplätze geschlossen, die Bücherei.“ Kritik an den Maßnahmen gebe es in der Stadt nicht groß. Auch seien die Leute vernünftig: „Ich habe das Gefühl, dass sie die Situation ernst nehmen.“ Schön in der Situation sei die Kreativität der Bräunlinger: „Es entstehen viele tolle Ideen, etwa dass man den anstehenden Waldputz individualisiert angeht.“ Jetzt sei allerdings weiter Geduld notwendig: „Ich denke es zeigt sich, das die Maßnahmen greifen.“
Corona in Bräunlingen: Wie in den anderen Städten sind auch hier die Spielplätze gesperrt, hier jener in der der Ebermannstraße.
Corona in Bräunlingen: Wie in den anderen Städten sind auch hier die Spielplätze gesperrt, hier jener in der der Ebermannstraße. | Bild: Roland Sigwart
  • Hilfsaktion Bräunlingen: Bisher sei die noch nicht in Anspruch genommen worden: „Es gibt in Bräunlingen ein gutes Netz und die Leute helfen sich auf persönlichem Weg. Wenn jemand Hilfe bräuchte, dann ginge das auch über das Rathaus“, erklärt Micha Bächle. In der Stadt zeige man sich solidarisch mit den Unternehmen und auch der Gastronomie. Es werden Gutscheine gekauft oder Essen bestellt. Mit der Onlineplattform „Südbaar Handelt“ habe man eine weitere Hilfe geschaffen. „Wir freuen uns, wenn auch hier unterstützt wird“, sagt Bächle.
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  • Polizei: Keine einfache Zeit, auch nicht für die Polizei. „Ich denke, als die Corona-Verordnung in Kraft getreten ist, war es für viele schwierig, wie genau sie eigentlich ausgelegt wird“, sagt Thomas Knörr, Polizeirevierleiter Donaueschingen. Am Anfang habe die Polizei gesagt, man mache Kontrollen im engen Schulterschluss mit der Stadt und sei für die Leute „eine Hand am Arm. Das muss ja alles erst in den Köpfen sein.“ Bis auf kleinere Verstöße habe Knörr jedoch das Gefühl, dass die Verordnung auch eingehalten werde. „Wir überwachen und kontrollieren moderat. Wir sind täglich unterwegs. Wenn es Verstöße gibt, sanktionieren wir sie auch.“ Meist seien Uneinsichtige mit einem kurzen Gespräch zu beruhigen. Gespannt ist Knörr auf die anstehenden Osterfeiertage: „Je länger eine solche Maßnahme anhält, desto eher wird sich auch infrage gestellt. Und an Ostern wird ja traditionell auch die Familie besucht, es soll schönes Wetter geben.“ Allerdings sei man auch mit mehr Personal im Einsatz, außer Corona gebe es momentan wenig andere Problemstellungen.
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  • DRK-Versorgungsdienst: Der Donaueschinger Ortsverein bietet an, für Betroffene und Risikogruppen die notwendigen Besorgungen zu erledigen. Wie die stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe, Julia Berchtenbreiter erklärt, seien es jedoch „noch nicht wahnsinnig viele, die das in Anspruch nehmen.“ Man sei also noch nicht ausgelastet, was bei den aktuellen Fallzahlen in der Stadt nicht verwunderlich sei. Beim Ortsverein sei man mit täglichen Abfragen der verschiedenen DRK-Verbände beschäftigt: „Wir verfassen viele Statusberichte, Inventurlisten werden erstellt, Seriennummern der Geräte erfasst“, erklärt Berchtenbreiter.
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