Wegen eines Tötungsdelikts ermitteln Beamte der Kriminalpolizeidirektion Rottweil zusammen mit der Staatsanwaltschaft Konstanz gegen einen 27-Jährigen aus Furtwangen.
Der junge Mann steht laut einer Mitteilung im Verdacht, am Donnerstagabend in Neukirch seinem Vater bei einer Auseinandersetzung schwere Verletzungen zugefügt zu haben, an denen der 61-Jährige am Freitag in einem Krankenhaus erlag.
Das Motiv für die Tat ist noch unklar. Die Staatsanwaltschaft beantragte einen Haftbefehl gegen den Mann.
Familienstreit eskaliert
Gemeldet wurde der Vorfall bei der Polizei gegen 20.30 Uhr. Wie bisher bekannt, kam es innerhalb der Familie zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Verdächtigen, der noch zuhause wohnt und seinem Vater. Im weiteren Verlauf des Abends habe sich die Situation zugespitzt, worauf der Sohn mit einer Schusswaffe auf den 61-Jährigen geschossen haben soll. Danach habe er das Haus verlassen und sei mit einem Auto davon gefahren.
Sohn wird noch am Abend festgenommen
Bei einer sofort eingeleiteten Fahndung mit mehreren Streifen und zivilen Kräften der Polizei konnte der Verdächtige auf der Landesstraße bei Gutach im Breisgau etwa um 21 Uhr widerstandslos festgenommen werden.
Unterdessen kämpften Einsatzkräfte um das Leben des 61-Jährigen. Die Feuerwehr mit Fahrzeugen der Abteilungen Neukirch und Furtwangen leuchtete eine Wiese am Sportplatz für die Landung des Rettungshubschraubers aus. Der schwer verletzte 61-Jährige wurde dann ins Schwarzwald-Baar-Klinikum geflogen. Am Morgen des Heiligabens verstarb der Mann trotz aller Anstrengungen der Mediziner.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Konstanz wurde der Verdächtige einem Haftrichter vorgeführt. Die weiteren Ermittlungen wegen des Tötungsdelikts dauern noch an. Unterdessen betreute noch am Tatabend die Psychosoziale Notfallversorgung die geschockten Angehörigen.
Familie war in Neukirch gut verwurzelt
Es soll sich um eine in Neukirch bestens integrierte Familie handeln – „Neukircher durch und durch“, heißt es. Der Tatverdächtige und sein Bruder seien in Neukirch in die Grundschule gegangen. Der Vater war in mehreren Vereinen Mitglied.
Bürgermeister ist erschüttert
Josef Herdner sucht lange nach Worten: „Man denkt immer, so etwas passiert nur weit weg, in großen Städten“, sagt der Bürgermeister von Furtwangen. Erschütternd sei das, was in Neukirch passiert ist. Am Morgen des 24. Dezembers war er noch in Furtwangen unterwegs, hat einige Bürger getroffen. „Alle waren sehr erschüttert.“
Zu dem Zeitpunkt allerdings gingen die Furtwanger und auch Herdner noch davon aus, dass der 61-jährige Familienvater schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Als der Bürgermeister von dessen Tod erfährt, ist Herdner tief getroffen: „Schlimmer geht es nicht. Das ist einfach brutal.“

„Da denkt man immer, wir sind hier auf dem Land, auf dem Dorf, wir haben hier doch noch eine heile Welt. Aber die Realität, die gibt es auch hier“, sagt Herdner. Nicht nur in den großen Städten, sondern auch in Furtwangen könne so etwas passieren. „Wir versuchen immer, die Realität in die großen Städte zu schieben, aber wir haben sie auch hier.“
Man höre ja immer wieder, dass es rund um die Weihnachtszeit zu solchen Tragödien kommt – in ganz Deutschland, in Baden-Württemberg, nun auch in Furtwangen. „Weihnachten ist ein emotionales Fest, das mit sehr hohen Erwartungen verbunden ist. Alles muss stimmen, alles muss passen – egal, was das restliche Jahr war“, sagt der Bürgermeister. Und auch die Corona-Situation mache es nicht gerade leichter. Familienkonflikte seien da sicher keine Seltenheit, sondern ein Stück weit Realität. „Und jetzt ist die Realität ganz nahe bei uns.“
„Das Dorf steht unter Schock, wir finden keine Worte.“Rainer Jung, Ortsvorsteher
Als der Rettungshubschrauber gegen 22 Uhr auf dem Sportplatz landete, dachte Neukirchs Ortsvorsteher Rainer Jung noch, es handele sich um einen medizinischen Notfall. Ein Unglücksfall, der für die Angehörigen auf das Weihnachtsfest einen Schatten werfen würde.
Dass dieses Ereignis an Weihnachten auch für die Dorfgemeinschaft so schlimm werden würde, hätte niemand ahnen können. „Das Dorf steht unter Schock, wir finden keine Worte“, äußerte sich Ortsvorsteher Rainer Jung zu den Ereignissen am Donnerstagabend.