Thomas Schröter

Auf sehr großes Interesse stieß die öffentliche Vorstellung der beiden Bewerber um das Amt das Amt des Geisinger Bürgermeisters am Donnerstagabend im Hans-Sorg-Saal der Stadthalle Geisingen. Rund 800 Besucher aus der Kernstadt und den Ortsteilen drängten sich im Saal und auf der Tribüne. Auf der Bühne präsentierten sich zwei Bürgermeister-Kandidaten, wie sie schon rein optisch unterschiedlicher nicht sein könnten.

Hier der hemdsärmelige Thomas Braun mit seiner bärenhaften Statur, dort der korrekt im Anzug auftretende Martin Numberger, der neben Braun beinahe schon grazil wirkt. Hier Braun, der bei seiner 15-minütigen Ansprache auch mal – „ich bin halt ein Macher und kein Schwätzer!“ – kurz aus dem Konzept gerät. Dort Numberger, dessen Rede anzumerken ist, dass er nicht zum ersten Mal vor großem Publikum spricht und die kleinen Tricks und Kniffe kennt, mit denen man ein Auditorium schnell für sich gewinnen kann. Authentisch wirkten sie beide, jeder auf seine Art.

Wer im Vorfeld der Veranstaltung geglaubt hatte, Thomas Braun habe so etwas wie einen Heimvorteil, weil er die Region Geisingen von Geburt an wie seine Westentasche kennt, wurde sehr schnell eines Besseren belehrt. Martin Numberger hatte seine Hausaufgaben in den letzten Wochen und Monaten offenbar gemacht, er stand seinem Konkurrenten in nichts nach, wenn es um die Kernthemen geht, die Geisingen und seine Ortsteile bewegen.

Martin Numberger will die Stadt Geisingen weiter voranbringen.
Martin Numberger will die Stadt Geisingen weiter voranbringen. | Bild: Stephan Rieger

So unterschiedlich die beiden Kandidaten im Auftreten sind, eine fast schon auffällige Gemeinsamkeit teilen die beiden neben Schlagfertigkeit und Humor dann doch: Sowohl Braun als auch Numberger betonten mehrmals, wie wichtig ihnen „das Miteinander“ ist. „Eines meiner wichtigsten Ziele ist es, die Bürger sowohl in Entscheidungen als auch Maßnahmen einzubinden“, meinte etwa Thomas Braun. Er wolle, so Braun weiter, das ungenutzte Potential, das die Region Geisingen biete, zusammen mit allen Bürgern ausschöpfen und nutzen. Der Jugend will Braun Mitspracherecht in Form eines Jugendstadtrats einräumen.

Thomas Braun hat viele Ideen für Geisingen.
Thomas Braun hat viele Ideen für Geisingen. | Bild: Stephan Rieger

„Im Beruf des Bürgermeisters steckt aus meiner Sicht die Chance und der Reiz, aber auch die Verpflichtung, die Dinge gemeinsam, im Dialog, zu gestalten. Impulsgeber sein, moderieren, zuhören, zusammen Visionen entwickeln und die beste Lösung suchen – das würde ich gerne als Ihr Bürgermeister. Sie wollen und sollen informiert sein. Sie sollen mitreden können und sollen auch ernst genommen werden. Das wird ein Schwerpunkt meiner Arbeit sein“, führte Martin Numberger aus.

In die Hand versprachen sowohl Braun als auch Numberger ihrem Publikum auf Nachfrage, dass es mindestens ein Mal jährlich eine Bürgerversammlung in der Kernstadt und den Ortsteilen geben werde. Numberger will darüber hinaus auch Bürgersprechstunden – „Sie sprechen und ich höre zunächst einmal zu“ – einrichten und kann sich darüber hinaus vorstellen, einen Infostand von Rathaus beziehungsweise Stadtverwaltung auf dem Wochenmarkt zu etablieren.

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Zu den Themen, die beide Kandidaten mit Priorität angehen wollen, zählen unter anderem die Kindergarten- und Schulstandorte, die Gestaltung der Geisinger Hauptstraße, das Glasfasernetz für das schnelle Internet, Flächen- und Gebäudemanagement sowie die Schaffung von möglichst bezahlbarem Wohnraum. Was die Herangehensweise an die jeweiligen Fragestellungen anbelangt, traten die Mentalitätsunterschiede zwischen den beiden Kandidaten teils deutlich zutage.

Während Thomas Braun – ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt – den Eindruck erweckte, als ließe sich vieles quasi „im Handstreich“ erledigen ließe, darunter auch das Gewinnen von Privatinvestoren für die Schaffung von günstigem Wohnraum, scheute Martin Numberger sich nicht, darauf hinzuweisen, dass bestimmte Themen – darunter die Lärmschutzfrage, das Glasfasernetz und der Nahverkehr – dicke Bretter sind, die lange und nachhaltig gebohrt – „aber wir werden bohren und nicht nachlassen!“ – werden müssen.

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Gefragt, woher sie ihre Qualifikation und Kompetenz nehmen, um an 16 erfolgreiche Jahre unter Bürgermeister Walter Hengstler anknüpfen zu können, verwies Martin Numberger auf seinen Werdegang, während Thomas Braun mit fast schon entwaffnender Ehrlichkeit konterte: „Ich muss ohne Zweifel noch viel lernen, dessen bin ich mir bewusst. Aber mit der Unterstützung von Stadtverwaltung, Gemeinde- und Ortschaftsräten und der Bevölkerung werde ich diese Herausforderung meistern.“

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Glaubwürdig und mit Herzblut bei der Sache sind beide Kandidaten, das haben sie bei der Vorstellungsrunde bewiesen. Jetzt liegt es an den Geisinger Wählern, wem sie am Sonntag, 30. Juni, ihre Stimme und damit ihr Vertrauen schenken.