Geisingen – Vor dem Hintergrund des Klimawandels hat sich die Stadt Geisingen ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Spätestens im Jahr 2040 soll die Region klimaneutral wirtschaften. Dieses Ziel und der Weg dahin sind in einer Energiecharta beschrieben, die der Gemeinderat einstimmig verabschiedet hat.
Aufhorchen lässt dabei das integrative Konzept, das die Stadt in ihrer Energiecharta verfolgt. Wie Bürgermeister Martin Numberger betonte, sollen die Bürger, die in der Region ansässigen Unternehmen und die Landwirtschaft von vornherein in die Planung und Umsetzung einbezogen werden und auch in wirtschaftlich-finanzieller Hinsicht profitieren. Zudem, so der Bürgermeister weiter, verfolge die Stadt einen technologieoffenen und ideologiefreien Ansatz. Dieses Zehn-Punkte-Programm soll zur grünen Null verhelfen:
- .Aus Geisingen für Geisingen: Die Planung und Umsetzung von Windkraftanlagen und Flächensolaranlagen in der Region Geisingen soll so gestaltet werden, dass von den finanziellen Vorteilen die in der Region ansässigen Unternehmen und die örtliche Bevölkerung profitieren. Daher will sich die Stadt Geisingen an neuen Anlagen umfassend finanziell beteiligen.
- .Gesamtplanung: Zukunftsprojekte mit Bezug zur Energiewende sollen nicht getrennt voneinander betrachtet, sondern in Form einer schlüssigen Gesamtplanung gebündelt werden.
- .Bürgerenergiegenossenschaft: Geisingen will schrittweise zu einer energieautarken Gemeinde heranwachsen. Die Bürger und Unternehmen in der Region sollen davon einen unmittelbaren Mehrwert haben und sich direkt an den Maßnahmen beteiligen können. Daher forciert die Stadt Geisingen die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft.
- .Zukunftsfähige Landwirtschaft: Statt auf Verbote will Geisingen auf Innovationen setzen und die Landwirte bei ihren Ideen und Anliegen unterstützen. Gemeinsam mit diesen sollen Synergien genutzt und eine Strategie ausgearbeitet werden, auf welchen Flächen Photovoltaikanlagen einen Mehrwert für Bürger liefern können, ohne landwirtschaftliche Flächen zu entnehmen.
- .Klimafonds: Durch städtische Klimaschutzmaßnahmen eingenommene Gelder sollen in einem kommunalen Klimafonds anlegt werden. Hieraus sollen Maßnahmen finanziert werden. Dem Gemeinderat sollen jährlich drei Vorschläge unterbreitet werden, von denen einer zur Umsetzung kommen soll.
- .Eigenstromverbrauch und Speichermöglichkeiten: Anlagen vor Ort sollen Energie vorrangig zum Eigengebrauch produzieren, damit Bevölkerung und Unternehmen von günstigeren Strompreisen profitieren können. In diesem Zusammenhang soll auch das Thema der Speicherung von Strom an zentralen Standorten vorangebracht werden.
- .Kommunale Wärmeplanung: Mit einer Ist-Analyse soll der derzeitige Wärmebedarf und -verbrauch einschließlich der hierfür eingesetzten Energieträger ermittelt werden. Daran soll sich eine Potenzialanalyse anschließen, die prüft, welche unterschiedlichen erneuerbaren Energien verfügbar sind und welche Lösung für den Bürger die preisgünstigste ist. Dabei soll insbesondere die Nutzung von überschüssiger Wärme aus der lokalen Industrie, Abwasser und der Donau betrachtet werden. Auch Solarthermie, Geothermie, grüner Wasserstoff, kalte Nahwärme und andere Quellen sollen betrachtet werden.
- .Generationengerechtes Handeln: Die Geisinger Energiecharta sieht die Gründung eines Klimarates vor, in dem sich Vertreter des Gemeinderats mit Mitgliedern aus Vereinen und Organisationen über Zukunftsthemen austauschen und beraten können. Es sollen Projekte entwickelt werden, die an bereits bestehende Tätigkeiten anknüpfen.
- .Schutz der Wälder: Die Stadt Geisingen will den bereits eingeschlagenen Weg zu einem klimagerechten Waldmanagement gezielt weiter vorantreiben und verfolgt dabei die zentrale Fragestellung, wie der Wald zukunftsgerecht bewirtschaftet werden kann.
- .Klimaschutz als Verwaltungsaufgabe: Ein Klimaschutzmanager soll künftig die aus der Klimacharta resultierenden Aufgaben und Projekte koordinieren. Ob dazu eine neue Stelle in der Geisinger Stadtverwaltung geschaffen werden soll, die Funktion in Kooperation mit der Gemeinde Immendingen – etwa unter dem Dach des Gemeindeverwaltungsverbandes Geisingen/Immendingen – oder extern vergeben werden soll, ist derzeit noch offen. Außerdem beabsichtigt die Stadtverwaltung Aktionen wie die Erstellung einer CO2-Klimabilanz, Bürgerinformationstage, Klimatage und Grüne-Themen-Wochen.
Fraktionsübergreifend betonten die Stadträte, dass die Umsetzungsphase möglichst schnell eingeläutet werden müsse. Zudem sei darauf zu achten, dass sich Projekte künftig aus sich heraus finanzieren und nicht zu Lasten des regulären städtischen Haushalts gehen.