Werden die Hüfinger Dörfer benachteiligt? Wie eine einfache Broschüre zum großen Politikum wird
80 Seiten über die Stadt Hüfingen und ihre Ortsteile. Eigentlich soll die Bürgerinfobroschüre sich an Neubürger und Interessierte richten. Doch im Gemeinderat sorgte sie für einen Schlagabtausch.
Wie eine Broschüre zum Politikum wird: Stadtrat Michael Steinemann (links) und Bürgermeister Michael Kollmeier nehmen die Bürgerinfobroschüre ganz unterschiedlich war.
| Bild: Jakober, Stephanie
Das Verhältnis zwischen Dörfern und Kernstadt: Immer wieder wird das Thema in den vergangenen Monaten thematisiert. Hatte die Stadt Hüfingen die unechte Teilortswahl im Jahr 2014 abgeschafft, war es um das Thema lange ruhig. Bis Sommer 2018 als ein paar Ortsteilbewohner die unechte Teilortswahl mit Hinblick auf die Kommunalwahl im Mai 2019 wieder auf den Tisch brachten.
Das Bürgerforum Starke Ortsteile wurde gegründet und für die Kommunalwahl eine eigene Liste mit neun Kandidaten präsentiert – davon hatten sechs Bewerber ihre Wohnsitz in einem Ortsteil, die anderen drei stammten aus der Kernstadt. Die neue Liste erhielt aus dem Stand 8,1 Prozent und damit auch einen Sitz am Ratstisch, den Michael Steinemann, der mit 1971 Stimmen nicht nur die meisten Stimmen seiner Liste, sondern auch mehr als 1000 Stimmen mehr als der Zweitplatzierte erhalten hat.
Seither macht Steinemann gemeinsam mit den beiden Grünen-Stadträten Peter Albert und Hannah Jaag, die ebenfalls neu im Gemeinderat sind, in Hüfingen Politik. Den Ausgang der Wahl kommentierte Kollmeier im Mai noch mit einem neutralen: „Die Sitzungen werden länger dauern.“ Und auch gleich die erste Zusammentreffen des neuen Gemeinderates bestätigte diese Vermutung. Als es um die Verteilung der Posten ging, wollte die neue Fraktion kräftig mitmischen. Einen eigenen Bürgermeisterstellvertreter bekamen sie allerdings nicht: Drei Stellen wurden nach Fraktionsgröße verteilt. An andere Stelle zeigte sich die SPD-Fraktion kompromissbereit.
Seit Mai wird auch öfter das angebliche Missverhältnis zwischen Kernstadt und Ortsteilen angesprochen – vorzugsweise von Steinemann. Dabei wird das Thema durchaus in den unterschiedlichsten Bereichen gespielt. Beispielsweise bei der Aquari-Sanierung oder bei den Grundstückspreisen. Doch auch bei der gerade erschienenen Bürgerinfobroschüre bietet Anlass zur Verwaltungskritik. Diese wird auch in anderen Zusammenhängen gerne von der BFSO/Grünen-Fraktion gerne und oft betreibt.
Bürgermeister Michael Kollmeier bezieht deutlich Stellung
Bürgermeister Michael Kollmeier hatte bislang in öffentlicher Sitzung stets den diplomatischen Weg gewählt. Doch im Bezug auf die Bürgerinfobroschüre wurde er deutlich.
Wir haben die Aussagen von Michael Kollmeier und Michael Steinemann gegenüber gestellt, damit sich jeder selbst ein Urteil bilden kann.
Bilder aus den Ortsteilen:
Hier ist Michael Steinemann der Meinung, dass die Ortsteile mehr Platz erhalten hätten sollen. Kollmeier sieht das aber ganz anders.
Ortschaftsräte
Auch bei den Ortschafträten kann man unterschiedlicher Meinung sein. Steinemann will sie in der Broschüre, Kollmeier verweist auf die Übersichtlichkeit
Vereine
Während Steinemann anführt, dass die Ortsteilvereine kaum vorkommen, argumentiert Kollmeier, jeder Verein hätte teilnehmen können.
Kirchen
Die alt-katholische Kirche und die beiden islamischen Gemeinschaften vermisst Steinemann. Kollmeier bezieht auch hier Stellung.
Ökologie
Über das Wort Ökologie kann man ebenfalls ganz unterschiedlicher Meinung sein.
Herstellung
Steinemann will Missstände beheben, Kollmeier kann keine entdecken.