Auf den ersten Blick stehen ganz normale Gerichte auf dem Speiseplan dieses Kurses der Volkshochschule (VHS) Baar: ein Flammkuchen, Reibekuchen oder auch Frikadellen. Sogar das beliebte Bubble-Tea-Getränk steht auf dem Plan. Doch eine Besonderheit verbindet diese Gerichte: Sie werden mit Algen zubereitet.
Zusammen mit Kursleiterin und Köchin Hanna Koglin testen zehn Teilnehmer bei einem VHS-Kurs in Hüfingen, wie man mit dem vermeintlichen Unkraut aus dem Meer leckere Speisen zaubert.

Weltweit eine der einzigen Experten
Hanna Koglin ist eine sogenannte Algen-Sommelière. Und damit eine von zwölf Expertinnen und Experten weltweit, die sich auf Algen als Nahrungsmittel spezialisiert haben.
Die Reise der Freiburgerin in die Welt der essbaren Wasserpflanzen begann Ende 2023, erzählt sie. Damals habe man einen Nachfolger für die Geschäftsführung der Algenfirma „Algamar“ gesucht, und da ist Koglin eingesprungen.

Als sie nach einiger Zeit merkte, dass sie eigentlich gar nicht immer so genau wusste, was sie ihren Kunden da verkauft, und diese kaum beraten konnte, ließ sie sich kurzerhand zur Algen-Sommelière ausbilden. Die Ausbildung dauerte circa drei Monate und beinhaltete 54 Einheiten, erzählt Koglin.
Verwenden wie ein Gewürz?
Auf dem Kochplan des VSH-Kurses steht etwa ein Drei-Gänge-Menü, in dem verschiedene Algen verarbeitet werden. Es gibt klein gehackte Noriblätter, wie man sie zum Bierspiel bei Sushi kennt, oder Meeresspaghetti und Meersalat.

Je nach Gericht wird die Alge dann in den Kochprozess integriert und zum Beispiel mit Schmand vermengt.
Häufig diente die Alge auch nur „als Topping, um dem Gericht einen gewissen Twist zu verleihen“, erklärt Koglin. „Algen verwendet man am besten wie ein Gewürz, um die Gerichte etwas aufzupeppen“, so Koglin.
Leichte Zubereitung
Der Kochkurs von Koglin legte den Schwerpunkt darauf zu zeigen, dass man Algen auch in die badische Küche integrieren kann. Joey Schubert, einer der Teilnehmer, ist vollauf begeistert. „Von den Zutaten her ist es zwar aufwändig, aber in der Zubereitung einfach“, findet er.
Auch wenn sich alle Kochenden einig sind, dass sie den Kurs sehr inspirierend finden, sind zu Beginn nicht alle von der Alge im Kochtopf überzeugt. Teilnehmer Michael Schmid sagt, er müsse sich noch geschmacklich von dem Meeresgemüse überzeugen lassen.
Woher bekommt man hochwertige Algen?
Auch bei den Teilnehmern kam schnell die Frage auf, woher man diese exotische Superzutat denn überhaupt herbekomme. Da verweist Koglin natürlich auf ihren eigenen Onlineshop. „Aber es gibt in jedem größeren Markt auch ein Algensortiment“, ist die Spezialistin überzeugt.
Algen als Superfood
„Algen zeichnen sich durch ihren hohen Jod-Gehalt aus“, erklärt Koglin. Außerdem sollen sie reich an Omega-3-Fettsäuren und Vitaminen und daher besonders gesund sein, so die Expertin. Algen werden unter anderem von der Krankenkasse AOK als „Nahrung der Zukunft“ bezeichnet. Dabei sollen Algen helfen, „die Überfischung der Meere zu reduzieren und Menschen mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen“, erklärt die Algen-Sommelière.
„Algen sind eine unerschöpfliche Quelle“, so Koglin. Sie wachsen zehn bis 20 Mal schneller als Landpflanzen und benötigen keine Ackerfläche, schreibt das Gesundheitsmagazin der AOK online. Zudem sei die Ernte sehr umweltfreundlich und hinterlasse keine Rückstände.
Doch die Expertin betont, dass man mit der exotischen Zutat sparsam umgehen solle. Grund dafür sei der hohe Jod-Gehalt, den Mitteleuropäer nicht gewohnt seien. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt aufgrund des hohen Jod-Gehalts in Algen nur eine Verzehrmenge von einem Gramm pro Tag. Und es gibt noch mehr zu beachten, um die Verzehrmengen im Blick zu behalten: Laut DGE werden bei Untersuchungen mitunter hohe Gehalte an Schwermetallen wie Cadmium, Blei, Arsen und Aluminium in getrockneten Algenblättern nachgewiesen.
Wie ist das Urteil der Teilnehmer?
Beim VHS-Kurs sind am Ende alle Teller leer und die Stimmung ist top. Jedem hat es geschmeckt, und die meisten waren überrascht. „Die Algen riechen wie ein Spaziergang am Meer“, fasste die Sommeliere den Eigengeruch der Alge zusammen.
Letztlich konnte Koglin alle zehn Teilnehmer für die Algen begeistern. „Ich koche jetzt mit Algen!“, ist das Fazit von Joey Schubert.