Ein Projekt, ganz oben aufgehängt, musste erst mal auf die Beine gestellt werden. So könnte man die Sanierung der Kirche Peter und Paul, aber auch den langen Zeitraum der Umsetzung beschreiben. 2012 stand zunächst die Sanierung des Pfarrhauses im Raum. Diese wurde letztendlich verschoben. Ein paar Jahre später rückte eine Turmsanierung ins Blickfeld. Später stellte sich heraus, dass auch bei Langhaus und Chor im Dachbereich einiges im Argen liegt.
Problem dabei: Als sich die Rissbildung in der Kirchenfassade in den vergangenen Jahren verstärkten, wurde ein Bodengutachten gemacht. „Dabei stellte sich heraus, dass das Gebäude auf nicht tragfähigem Boden steht“, sagt der mit dem Projekt betraute Architekt Edgar Lasarzick. Derzeit laufe die Unterfangung der Kirche. Dies bedinge die Verzögerungen bei der Sanierung mit.
Bei einer Unterfangung wird, vereinfacht ausgedrückt, Beton ins Bruchstein-Fundament unter die Kirchenmauern gespritzt. Das ist momentan rund um das 1749 fertiggestellte spätbarocke Gotteshaus gut zu sehen. Rund um das gesamte Langhaus ist der Boden abgegraben, die Kirchentüre ist nur mit Kletterkünsten zu erreichen.
Die Unterfangung, so erklärt der Architekt, sei jeweils in Abschnitten ausgeführt worden. „Im Mittel gingen wir dabei 1,80 Meter in die Tiefe bis zur stabilen Tragschicht“. 80 bis 90 Zentimeter breit, dem Mauerwerk entsprechend, sei das neue künstliche Fundament.

Ebenfalls einer Stabilisierung unterzogen wird der Turm, der als ältestes Gebäudeteil aus der Gotik stammt. Schon vor etwa 20 Jahren sei festgestellt worden, dass der Turm am Langhaus zu abreißen droht, sagt Lasarzick. Die damals erfolgten statischen Maßnahmen seien aber nicht optimal gewesen.
Anker sind zehn Meter lang
Auch wenn jetzt keine Gefahr in Verzug anstehe, mache es Sinn, die Sicherung des Turms mit der Unterfangung zu verbinden. Dies geschieht mit einer Bodenvernagelung. Auf jeder Turmseite werden zehn Meter lange Verpressanker ins Erdreich gerammt. Über Hüllrohre wird Beton in den Boden gepresst. Die Krone des Bohrers misst 13 Zentimeter im Durchmesser.
Innerhalb des Turms erfolgen Arbeiten im Turmzugang. „Um die Arbeitssicherheit zu gewährleisten, müssen die Treppenläufe saniert werden“, erläutert Johannes Graumann von der Verrechnungsstelle für katholische Kirchengemeinden in Stühlingen. Als Vertreter des Erzbischöflichen Ordinariats ist er quasi als „Zahlmeister“ auf der Baustelle. Freiburg stemmt zwei Drittel der Kosten, ein Drittel bleibt dem eigentlichen Bauherrn, der Seelsorgeeinheit Auf der Baar zu bewältigen. Instandgesetzt werden einzelne Bauteile der Glockenanlage und die Turmuhr. „Hier wird das Ziffernblatt demontiert, entrostet und neu beschichtet“, informiert der Architekt.
Bleibt das Problem Dach. Hier hat sich der echte Hausschwamm eingenistet. Er gehe ans Holz und sitze auch im Mauerwerk. Die Sanierung sei eine Herausforderung. „Es gibt Möglichkeiten, aber das ist sehr aufwendig“, schickt Lasarzick voraus.
Saniert werden die Deckenanschlüsse im Traufbereich. Hier handelt es sich um Mauerlatten, die teils defekt sind. Um zu prüfen, wo diese Teile ersetzt oder vor Ort saniert werden müssen, wird in diesem Bereich das Dach aufgemacht. Eine neue Dämmung bekommt die Decke. Damit wird der Speicherboden wärmeisoliert.
Während der Sanierungsarbeiten wird die Dachkonstruktion provisorisch abgestützt. Die wertvolle Stuckdecke Kirche wird während der Dachsanierung durch ein Stützgerüst abgesichert, Stuckelemente sollen sich durch die Arbeiten nicht lösen. Nach der Sanierung wird ein Stuckrestaurator die Decke auf lose Teile prüfen und diese gegebenenfalls hinterspritzen.
„Das ist in den Sanierungskosten enthalten“, sagt der Architekt. Diese sind über die Jahre mit den Aufgaben gewachsen. 863.000 standen ohne Unterfangung im Kostenplan, heute sind es mit Turmsicherung 1,2 Millionen Euro. Zwei Drittel der Kosten übernimmt die Erzdiözese, 78.500 Euro schießt das Denkmalamt zu, 300.000 Euro verbleiben der Seelsorgeeinheit.
Das bindet dem Pfarrgemeinderat Ideen zur Kofinanzierung auf. Rund 80.000 Euro Mehrkosten durch die Turmsanierung bürden auch dem Bauträger einen höheren Anteil auf. Die Finanzierung sei zwar über den Haushaltsplan geregelt, sagt Jürgen Albicker, doch jetzt müsse man bezüglich des Mehraufwands Ideen entwickeln.
Dennoch überwiege das Gefühl der Dankbarkeit, dass sich „für unsere schöne Kirche alle reinhängen“. Bei der Sanierung, die in diesem Jahr fertig werden soll, werde alles Notwendige, aber nichts Unnötiges gemacht.

Sein Pfarrgemeinderatskollege Michael Happle, ebenfalls aus Hausen vor Wald, stimmt ihm zu. Die Unterstützung aus Freiburg und der ausdrückliche Wunsch, diese Kirche zu erhalten, zeigten, dass das Gemeindeleben vor Ort erhalten werden soll. Das sei eine wichtige Botschaft in Zeiten, in denen die Pläne von sehr großen Pfarreien die Menschen eher beunruhigten.