Heimat ist sein Hobby: Seit Jahren hat es sich Wilhelm Butschle zur Aufgabe gemacht, den Vorfahren seines Heimatortes Ippingen ein Gesicht zu geben. Als Quelle für seine Forschungen dienen dem passionierten Heimatforscher zunächst sogenannte Sterbebilder, die in Erinnerung an eine verstorbene Person gedruckt wurden.

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Sein Aufruf an die Ippinger Bevölkerung und auch an ehemalige Einwohner des Ortes, ihm Sterbebilder zur Verfügung zu stellen, hatte eine große Resonanz. Mit 70 solcher Totenzettel konnte Butschle sein Vorhaben starten. Soweit die Besitzer eine Rückgabe wünschten, fotografierte er diese ab und gab das Original zurück. Inzwischen sind so 175 Exemplare zusammen gekommen.

Bei Auswertung stößt Butschle an seine Grenzen

Zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts reicht seine Sammlung. „Die Sterbebilder haben den Vorteil, dass diese neben dem Namen und einem Foto des Verstorbenen auch eine ganze Anzahl authentischer Daten enthalten, die für die ohnedies mühsame Zuordnung von Personen sehr wertvoll sind“, erklärt der Ahnenforscher.

Sterbebilder sind eine wertvolle Quellen für die Ahnenforschung.
Sterbebilder sind eine wertvolle Quellen für die Ahnenforschung. | Bild: Franz Dreyer

Im Laufe der Zeit musste der Chronist erkennen, dass die Auswertung solcher liebevollen Erinnerungen an Grenzen stößt zumal die Zahl der überlassenen Exemplare sich mehr und mehr erschöpfte. Er erweiterte deshalb sein Projekt und sammelte alte Personen-, Hochzeits-, Familien-, Schul- und Gruppenbilder, die ihm die Bevölkerung für seinen Zweck ebenfalls zur Verfügung stellte.

Butschle: „Total interessant, an was sich manche Leute erinnern“

Es erwies sich jedoch oft als nicht leicht, die abgebildeten Personen zu identifizieren, da ein großer Teil von ihnen nicht mehr lebte und es auch immer weniger ältere Bürger gibt, die die frühere Zeit miterlebt haben. „Es ist total interessant, an was sich manche Leute alles erinnern können und welche Schicksale hinter so manchem Bild stecken“, so seine Erfahrungen.

Wilhelm Butschle mit seiner Häuserchronik: In dem Buch hat er auf 300 Seiten alle bis zum Zweiten Weltkrieg erstellten Ippinger ...
Wilhelm Butschle mit seiner Häuserchronik: In dem Buch hat er auf 300 Seiten alle bis zum Zweiten Weltkrieg erstellten Ippinger Wohngebäude mit ihren Bewohnern dokumentiert. | Bild: Franz Dreyer

Inzwischen verfügt Butschle über einen Bestand von über 60 solcher Erinnerungsstücke mit 500 abgebildeten Personen. So geht beispielsweise die älteste Abbildung auf das Jahr 1899 zurück und zeigt die in der Gemeindewaldsaatschule am Flachhans tätigen Jugendlichen.

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Neben einem Hochzeitsbild von 1901 sind beispielsweise auch Mitglieder des Militärvereins von 1905 oder die Kindergartenkinder im Dritten Reich dokumentiert. Besonders wertvoll findet es Wilhelm Butschle, dass manche Bilder die Personen nicht nur in Festtagskleider zeigen, sondern im Alltagshäs.

Heimatforscher will Recherche in Buch veröffentlichen

Zur Auffrischung der Aufnahmen setzt er im Einzelfall zur Bildbearbeitung auch moderne Software ein und kann so die Schwarz-Weiß–Aufnahmen in Farbe auswerten. Mit seinem Projekt richtet der 55-jährige Schlosser und Elektriker nicht nur einen faszinierenden Blick in die Vergangenheit seines Heimatortes. All die Mühen und die Zeit, welche er aufwendet, dient nicht nur seiner Sammlerleidenschaft, sondern dem angestrebten Ziel, ein Ippinger Ortsfamilienbuches.

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Das wäre bereits das zweite Werk des Heimatforschers. Im Jahr 2006 gab er bereits eine Häuserchronik mit dem Namen „Ippingen, das Dorf, seine Häuser und seine Bewohner“ heraus. Dort dokumentierte er auf 300 Seiten alle bis zum Zweiten Weltkrieg erstellten Ippinger Wohngebäude mit ihren Bewohnern. Das Buch beinhaltet über 240 alte und neue Bilder 30 Kartenausschnitte, 18 teils mehrseitige Baupläne.