Königsfeld (pm/rob) Aus einer Fachklinik in Bad Dürrheim war Felicitas Fahlisch vor zweieinhalb Jahren in die psychosomatisch orientierte Mediclin Baar-Klinik als Chefärztin gewechselt. Nun zog es sie allerdings wieder nach Bad Dürrheim zurück. Der Mediclin-Geschäftsführung gelang es, die frei gewordene Stelle ohne zeitliche Lücke schnell wiederzubesetzen. Neuer Chefarzt der Baar-Klinik ist seit Juli Daniel Hermelink. Das berichtet die Klinik in einer Pressemitteilung.

Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie war bislang Chefarzt der Wendelstein-Klinik in Gammertingen. Die Privatklinik für Psychiatrie und Psychosomatische Medizin hatte Ende Mai ihren Betrieb eingestellt. „Wir sind sehr froh, dass wir mit Daniel Hermelink einen so engagierten und kompetenten Chefarzt gefunden haben. Ich bin davon überzeugt, mit ihm und den anderen Kollegen der Klinikleitung gemeinsam die kommenden Herausforderungen erfolgreich zu meistern“, so der kaufmännische Direktor der Mediclin-Baar Klinik und Albert Schweitzer-Klinik in Königsfeld, Matthias Waschkies.

„Mit dem Schwarzwald verbindet mich einiges“, erzählt der neue Königsfelder Chefarzt. Einst in Tübingen geboren, besuchte er oft seine Großmutter in Freiburg und den als Pfarrer in Schopfheim tätigen Onkel. Als Jugendlicher machte er sich mit einem Freund auf, neun Tage lang den Westweg quer über das Mittelgebirge entlang zu wandern.

Hermelink ist Arzt und Psychotherapeut. Mit ihm erhalte die Baar-Klinik einen breit interessierten Fachmann für psychische Belastungen und Erkrankungen. Sein Erststudium absolvierte er in Berlin. Nach dem Abschluss als Diplom-Psychologe interessierte sich Hermelink jedoch auch für darüber hinausreichende Themen und schloss ein Zweitstudium der Medizin an. Während seines Medizinstudiums war Hermelink ein halbes Jahr in Ghana und dort unter anderem in einem Missionskrankenhaus tätig. „Völlig neue, horizonterweiternde Eindrücke über die Arbeit in einem Entwicklungsland erhielt ich hier“, so Hermelink im Gespräch. Seine Doktorarbeit drehte sich an der Universität München um eine wissenschaftliche Studie zur „Transkraniellen Magnetstimulation“, bei der mit Hilfe starker Magnetfelder therapeutische Wirkungen erzeugt werden sollen. „Ich sah mich aber nach der Dissertation eher als Psychotherapeut denn als Wissenschaftler“, bekundet der neue Chefarzt. Im Rahmen der Facharztausbildung war Hermelink auch in zwei neurologischen Rehakliniken sowie im Inn-Salzach-Klinikum des Bezirks Oberbayern, dort auch in der Forensik (Arbeit mit Straftätern), tätig. Innerhalb der Psychotherapieausbildung entwickelte er ein besonderes Interesse an der Psychoanalyse – einem berühmten, einst von Sigmund Freud begründeten Therapieverfahren. Hermelink schloss die komplexe Ausbildung hierzu 2010 ab. Ein weiterer Interessenschwerpunkt findet sich bei Hermelink in der Traumatherapie, die er in Weiterentwicklung von Konzepten mit therapeutischen Gemeinschaften in der Klinik in München erfolgreich integrierte.

Und noch eine Therapieform innerhalb der Traumaforschung interessiert den inzwischen 69-Jährigen: EMDR, die „Eye Movement Desensitization“ – ein aus den USA stammendes Verfahren, mittels Augenbewegungen eine innere Reorganisation dysfunktionaler Traumaerfahrungen zu bewirken. „EMDR ist ein sehr strukturiertes und effektives Verfahren“, so Hermelink. „Einst nach 20 Jahren der psychiatrischen Arbeit aus München wegzugehen, fiel mir viel schwerer als nun aus Gammertingen“, lacht Hermelink.

Um die Stellenübernahme angesichts des weiten Pendelwegs zu ermöglichen, stellte die Klinikleitung dem neuen Chefarzt vorerst ein kleines Appartement in Königsfeld zur Verfügung.

Eigentlich könnte er in Rente gehen, aber die Arbeit als Psychologe, Psychotherapeut und Facharzt für Psychiatrie mache ihm großen Spaß. „Solange es geht, werde ich versuchen, Menschen mit psychischen Problemen professionell zu helfen. Wichtig ist mir, die Patienten, die oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich haben, ernst zu nehmen, sie mit Würde und Respekt zu behandeln, aber sie auch zu ermutigen, ihre inneren Kräfte und Lebensenergie wieder zu nutzen für ein aktives, zukunftsgerichtetes Leben in eigener Identität“, wird der Mediziner zitiert.