Monika Marcel

Die Plattform am Rottweiler Testturm ist keine Baustelle für Menschen mit Höhenangst: Derzeit schwebt sie auf 175 Metern Höhe. Hier arbeiten bei Wind und Wetter die Monteure, um die Außenhülle aus einem Glasfasergewebe anzubringen.

Am Donnerstag durfte eine Gruppe Journalisten rauf, denn die Frage, ob die Verhüllung bis zur Einweihung des Bauwerks am ersten Oktoberwochenende fertig wird, treibt nicht nur in Rottweil die Leute um. Wird sie es? Die Frage beantwortete Hardy Stimmer von Thyssenkrupp Elevator (TKE) mit einem "99-prozentig". Und mit einer Einschränkung: Die untersten Teilstücke werden wahrscheinlich noch fehlen, wenn in Rottweil groß gefeiert wird am 7. und 8. Oktober. Und auch die Arbeitsplattform wird dann noch nicht abgebaut, aber den Gesamteindruck dürfte das nicht stören.

Erst Ende Oktober wird dann voraussichtlich an dem Turmstandort im Rottweiler Gewerbegebiet Berner Feld nichts mehr nach Baustelle aussehen. Dann ist auch der Baukran weg, hofft man bei TKE und Taiyo Europe, der Firma, die die Membran anbringt.

Und am Wochenende nach dem Fest soll auf jeden Fall die Plattform für die Allgemeinheit öffnen. Allerdings erstmal nur nach vorheriger Buchung der Tickets, denn die Zahl der Leute, die gleichzeitig hier oben sein dürfen, ist begrenzt.

  • Schwieriges Wetter: Daran, dass sich die Anbringung der Glasfasermembran so starkt verzögert hat, ist das Wetter schuld. "Wir haben hier sehr extremes Wetter", so Hardy Stimmer. Starke Windböen, die, je höher man geht, noch stärker werden, haben erst die Vermessung des Turms gebremst, und dann die Montage. Die einzelnen Teile der Membran sind 240 Quadratmeter groß, da darf es nicht mehr als fünf Meter pro Sekunde wehen.
Ein Blick unter die Verkleidung zeigt die Konstruktion der Textilfassade: Stahlschienen halten das Glasfasergewebe auf Abstand von der ...
Ein Blick unter die Verkleidung zeigt die Konstruktion der Textilfassade: Stahlschienen halten das Glasfasergewebe auf Abstand von der Betonwand des Turmes und fixieren die Membran zugleich. | Bild: Monika Marcel

Außerdem braucht man Freikletterer, die Montage kann nicht allein von der Plattform aus gemacht werden. Für sie liegt die Grenze bei acht Meter pro Sekunde. Und bei 14 Metern werden die Arbeiten ganz unterbrochen. Der ganze Turm ist gespickt mit Windmessern, und die haben in den letzten Wochen immer wieder zu starken Wind angezeigt. Außerdem gab es ständig Unwetterwarnungen. "Wir haben hier hochmotivierte Leute, aber die schicken wir nicht da oben raus, wenn es gefährlich ist", sagt Hardy Stimmer.

  • Spezielle Monteure: Die Kletterer sind Spezialisten aus ganz Europa, die wissen, wie man so eine Membran anbringt. Aber in solcher Höhe wurde das eben noch nie gemacht, betont Frank Höreth von Taiyo Europe. Er verspricht aber: Seit 40 Jahren arbeite man mit solchen Verkleidungen aus teflonbeschichteter Glasfaser, und seitdem sei noch keine so kaputt gegangen, dass sie hätte ausgetauscht werden müssen.
    Für kleinere Probleme hat TKE eine Drohne (und mehrere Leute mit dem dazugehörigen Führerschein): Damit kann man sehen, ob es irgendwo Probleme gibt.

Derzeit arbeiten die Spezialisten auf der Plattform rund um die Uhr, tagsüber sind 22 Arbeiter auf der Plattform, nachts zwölf. Auch am Wochenende wird gearbeitet, um die bisher verlorene Zeit aufzuholen. Aber das Wetter kann eben auch weiterhin für so manche Unterbrechung sorgen.

  • Besonderes Textil: Die Membran aus Glasfasern ist bei der Anbringung bräunlich, was in Rottweil anfangs für einen kleineren Aufruhr sorgte. Aber nun werden die zuerst angebrachten Stücke schon weiß. Höreth verspricht: Sie werden nach ein paar Wochen rein weiß sein. Die Brauntönung komme von der unter Wärme aufgebrachten Teflonbeschichtung, aber das UV-Licht der Sonne bleiche den Stoff schnell aus.