Rottweil (dpa/lsw) – Die Rottweiler dürfen am Sonntag (19. März) über die weitere Planung zum Bau einer Hängebrücke zwischen ihrer Altstadt und einem neuen Testturm für Aufzüge entscheiden. Folgende Frage steht zur Abstimmung: „Soll die Stadt Rottweil die Voraussetzungen dafür schaffen, dass ein privater Investor eine Hängebrücke zwischen dem Berner Feld und der historischen Kernstadt errichten kann?“ Knapp 20 000 Bürger sind stimmberechtigt. Der Entscheid ist für die Verwaltung bindend, wenn das sogenannte Quorum erreicht wird, das heißt, wenn mindestens rund 4000 Stimmen für Ja oder Nein abgegeben werden.
Nach Plänen des privaten Investors und Bauunternehmers Günter Eberhardt aus Hohentengen (Kreis Waldshut) soll die Brücke 950 Meter lang werden, bis zu 40 Meter hoch über dem Neckartal hängen und rund sechs Millionen Euro kosten. Sie soll den Testturm, der mit Deutschlands höchster Aussichtsplattform auf 232 Metern voraussichtlich viele Besucher anziehen wird, mit der Altstadt verbinden. Eberhardt rechnet mit 70 bis 80 Prozent Zustimmung zum Bau der Hängebrücke.
Die Gegner von der Initiative „Rottweil ohne Hängebrücke“ lehnen das Projekt ab, weil sie fürchten, die Altstadt werde durch Besuchermassen zum Rummelplatz. Außerdem müsse die Stadt die Folgekosten des Besucherstroms zahlen.
Unterstützung erhielten sie kürzlich vom Landesdenkmalamt, das sich bei einer Versammlung kritisch zum Projekt äußerte. „Aufgrund der erheblichen Beeinträchtigungen der Gesamtanlage Rottweil und der Kulturdenkmale am Bockshof wird das Landesamt für Denkmalpflege als Fachbehörde erhebliche Bedenken gegen den Bau einer Fußgängerbrücke erheben“, teilte ein Sprecher der Behörde mit. Im sogenannten Bockshof, wo einst Friedhöfe waren, soll die Brücke anlanden.
Befürworter der Brücke versprechen sich eine Belebung der Stadt. Die Stadtverwaltung erwartet, dass durch Turm und Brücke jährlich bis zu 200 000 Besucher mehr nach Rottweil kommen. Oberbürgermeister Ralf Broß (parteilos) hält die Brücke für eine „einmalige Chance“. Eines seiner Argumente: „Wer die Brücke nutzt, lässt das Auto stehen.“ So rolle weniger Verkehr in die Altstadt.
Die Rottweiler hatten schon 2015 in einem Bürgerentscheid für ein Großgefängnis in ihrer Stadt votiert. Bei grundsätzlichen Fragen zur Stadtentwicklung schätze die Verwaltung das Instrument, weil es allen Bürgern die Möglichkeit gebe, sich einzubringen, sagte der Stadtsprecher.