Im Landgerichtsprozess um den möglichen Macheten-Angriff eines 46-Jährigen auf seine Ehefrau im Landkreis Rottweil kam am Dienstag unter anderem die 21-jährige Tochter des Paares zu Wort. Sie berichtete von einem jahrelangen Martyrium durch den Vater.
Ihr Bruder und sie seien immer mit Schlägen bestraft worden. Richtig schlimm sei es aber geworden, als sie etwa neun Jahre alt war. Der Vater habe da zu trinken angefangen. „Ich hab das meiste abbekommen. Meine Mutter hat mich beschützt. Aber je älter ich wurde, desto schlimmer wurde es.“
Lehrer und Jugendamt stoßen nur auf Schweigen
Manchmal habe ihr Vater am Tag eine bis zwei Flaschen Wodka getrunken. In der Schule habe der Lehrer Verdacht geschöpft, nach den blauen Flecken bei ihr und dem jüngeren Bruder gefragt.
„Aber wir haben geschwiegen, weil wir Angst hatten, wir würden in eine andere Familie kommen.“ Später sei auch das Jugendamt in die Wohnung gekommen, „aber auch da haben wir nichts gesagt.“
Die junge Frau schilderte einen Vorfall, nach welchem die Mutter mit den Kindern zur Großmutter floh. Der Vater habe an dem Tag beim Geschirr helfen wollen und sei dabei ausgerastet.
„Meine Mutter hat gesagt, ich soll mich auf dem Klo verstecken.“ Draußen sei der Streit zwischen den Eltern eskaliert, der Vater sei dann betrunken weggefahren. Erst da habe sie sich wieder aus dem Klo heraus getraut.
Mutter wird wieder schwach und kehrt zurück
Nach einer Woche bei der Oma sei die Mutter aber schwach geworden und wieder zurückgekehrt. „Es war so ein Spiel: Er hört auf, um uns zurückzubekommen. Und dann fängt er wieder an, aus Gründen, die wir nicht kennen.“
Laut der jungen Frau sei die Situation dann weiter eskaliert. Eines Abends hätten die Nachbarn die Polizei geholt, weil der Vater ausrastete, als sie sich in der Küche eine Suppe kochen wollte.
Polizei bringt Vater in die Klinik
Die Polizisten hätten sie dann gefragt, ob sie sie mit dem Vater alleine lassen könnten, und seien gegangen. Aber sobald sie weg waren, sei der Vater wieder ausgerastet. Die Beamten hätten unten gewartet und ihn in eine Klinik gebracht.
Sie sei dann zu ihrem Freund gezogen, in der Annahme, dass es sich zu Hause beruhigen würde, wenn sie nicht mehr da wohne.
Wüste Drohungen
Kurz vor dem mutmaßlichen Machetenangriff, der im aktuellen Landgerichtsprozess im Fokus steht, sei ihre Mutter bei ihr zu Besuch gewesen. Sie habe ihr berichtet, dass sie in eine eigene Wohnung ziehen wolle.
Der Vater habe immer wieder angerufen und der Mutter unterstellt, sie sei mit einem anderen Mann zusammen. „Ich werde Euch zwei abstechen“, habe er gedroht.
Tochter leidet seit Jahren unter Alpträumen
Die 21-Jährige erzählte, dass sie seit Jahren unter Alpträumen leide, ständig davon träume, dass der Vater die Familie umbringen würde. Sie sei im Moment dabei, deshalb einen Therapieplatz zu suchen.
Seit der Vater im Gefängnis sitze, gehe es der Mutter besser. Und auch ihrem Bruder, der endlich wieder Dinge unternehme und sich nicht nur in seinem Zimmer verstecke.
Ihre Tante, die Schwester des Angeklagten, hatte zuvor ausgesagt, dass die Mutter unter Geistererscheinungen und Angstphobien gelitten habe. Dies konnte die Tochter allerdings nicht bestätigen.
Der Prozess wird am Donnerstag, 10. Oktober fortgesetzt.