Moni Marcel

Im Januar hatte ein 58-jähriger Mann im Rottweiler Jobcenter auf eine damals 50-jährige Mitarbeiterin eingestochen und die Frau schwer verletzt. Seit Donnerstag muss er sich deswegen vor dem Rottweiler Landgericht verantworten. Der Mann wurde nach kurzer Untersuchungshaft in der Psychiatrie untergebracht, habe eine wahnhafte Störung und leide unter einer paranoiden Schizophrenie, so die Staatsanwältin, die dem Mann versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vorwirft.

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Der Mann soll, so die Anklage, an dem Vormittag bei der Mitarbeiterin am Schreibtisch gesessen und dann völlig unvermittelt auf die ihm zuvor unbekannte Frau eingestochen haben, mit einem zehn Zentimeter langen Küchenmesser. Der Frau wurden dabei zwei Rippen gebrochen, sie erlitt Risse in der Lunge, dem Zwerchfell und der Milz, letztere wurde ihr inzwischen entfernt. Grund für die Tat laut Staatsanwaltschaft: Hass auf das Jobcenter, von dem er sich ungerecht behandelt fühlte. Er hatte seine Tat zuvor auf Twitter angekündigt.

Angeklagter greift Gericht an

Der Angeklagte zeigte sich zu Prozessauftakt störrisch, stand nicht auf, als das Gericht eintrat, erwiderte das „Guten Morgen“ des Vorsitzenden Karlheinz Münzer zunächst nicht, dann mit einem knappen „Salut“. Er wolle keine Angaben machen, ließ er seinen Pflichtverteidiger ausrichten. Nachdem die Anklage verlesen wurde und danach Briefe von ihm, wurde der Mann allerdings laut: „Geben Sie das doch den Leuten, damit sie das auch lesen können! Nicht dieses Gestammel!“ Seine Vernehmung mache doch keinen Sinn, die Behörden seien die Täter. Er selbst sei das Opfer, das Gericht ein „Unrechtsgericht. Sie wissen nicht einmal, was Recht ist!“ Münzer bezeichnete er als „Lakai, Sie sind genauso wie die Richter im NS-Regime. Das Amt ist Ihnen nicht von Gott verliehen worden!“ Auf Münzers Frage, ob er zu der Tat berechtigt gewesen sei, antwortete er mit Ja, das sei Notwehr gewesen.

Aussage des Opfers ohne Angeklagten

Allerdings kam es dann auch schnell zum Geständnis: „Ich hab nicht getötet“, rief er, auf den Tisch hauend. „Ich hab schon zu den Polizisten gesagt, die wird das überleben. Ich hätte genug Zeit gehabt, sie zu töten!“ Die Aussage des Opfers fand dann ohne den aufgebrachten Angeklagten statt, er musste die Aussagen der traumatisierten Frau per Video aus einem anderen Raum verfolgen. Es sei der Frau nicht zuzumuten, ihre Aussagen im Beisein des Angeklagten zu machen, hatte das Gericht beschlossen.

Frau leidet unter Tat

Die schmale, dunkelhaarige Frau erzählte dann, wie sie, als sie sich kurz zur Seite drehte, plötzlich einen Schlag in der Seite verspürt habe. Erst danach habe sie das Messer gesehen, dann versucht, zur Tür zu flüchten. Doch er habe immer weiter auf sie eingestochen, in Richtung Herz, „da habe ich gewusst, jetzt will er mich töten“. Mehrere Stiche konnte sie mit der Hand abwehren, dann habe sie es geschafft, den Bürostuhl zwischen sich und den Mann zu bringen. Schließlich hörte eine Kollegin ihre Hilferufe und kam in den Raum, worauf der Mann von ihr abließ. Den Blick des Mannes bezeichnete sie als „teuflische Augen“. Die Frau leidet heute noch unter der Tat, sie habe Probleme beim Atmen, könne nur noch spazieren gehen, joggen wie früher könne sie nicht mehr, und auch ihre Familie leide.

Der Prozess wird am Montag, 10. August, um 9 Uhr fortgesetzt, ein Urteil wird es voraussichtlich am Freitag, 21. August geben.