In Windeseile zog die Nachricht durch Löffingen, dass die Praxis Grohmann vorübergehend geschlossen sei. Auf dem Anrufbeantworter und am Schild an der Tür ist zu lesen, dass die Patienten ihre Termine in der Praxis in Hüfingen wahrnehmen können. Bereits Anfang des Jahres hatte Hausärztin Kerstin Murchner Löffingen verlassen, um sich in Hinterzarten niederzulassen.
Auf Anfrage informierte Bürgermeister Tobias Link, dass er am Freitagmorgen völlig überrascht gewesen sei, als Winfried Grohmann ihn über Schließung informiert habe. Die Stadt habe mit dem Mediziner auf die Zukunft gesetzt, man habe sogar schon Gespräche über ein Medizinisches Versorgungszentrum im geplanten Altenpflegheim gesprochen, sagt Link. Winfried Grohmann habe in den Gesprächen immer wieder beteuert, dass er die hausärztliche Versorgung in Löffingen aufrechterhalten wolle. Bürgermeister Link setzte sich sofort mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Freiburg in Verbindung. „Wir werden alles Menschenmögliche tun, um schnellstmöglich wieder einen Hausarzt nach Löffingen zu bekommen, ich denke nicht, dass die Praxis wieder öffnet“, sagt Link. So glühen seit dem Wochenende die Telefone beim Bürgermeister, seinen Stellvertretern und Fraktionsvorsitzenden, denn dieses Ziel wird nicht einfach zu erreichen sein. Die KV informierte Link, dass es einfach zu wenige Hausärzte gebe. Doch dies ist nicht das einzige Problem. Laut Winfried Grohmann hat er händeringend nach Personal gesucht, aber keine medizinische Fachkraft gefunden. Zuletzt habe ein Helfer auf 1. Juli gekündigt, sodass die Schließung die einzige Möglichkeit gewesen sei, um in den anderen Praxen Hüfingen, Bonndorf und Lenzkirch die volle Versorgungsleistung anbieten zu können.
„Wir haben es uns nicht leicht gemacht, aber die Konsolidierung war unabdingbar“, so informiert Winfried Grohmann im Gespräch. Die Situation habe sich schon seit geraumer Zeit verschlechtert. Bisher habe er versucht, durch Personalverschiebung alle Praxen erhalten zu können. Das sei nicht mehr möglich gewesen. Nach reichlicher Überlegung habe er sich entschlossen die Praxis in Löffingen zu schließen, da die Patienten per Auto, Zug oder Bus schnell und unkompliziert nach Hüfingen kommen könnten. Selbstverständlich würden alle Patienten in Hüfingen aufgenommen. Rezepte könnten per Telefon angefordert werden, diese würden auf Wunsch von ihm oder einer Helferin in die Löffinger Apotheke gebracht. Außerdem versorge er nach wie vor die Patienten im Altenpflegeheim. „Nach zwölf Jahren die Praxis zu schließen, ist nicht einfach, die Patienten sind mir ans Herz gewachsen. Aber ich hatte einfach keine andere Möglichkeit“, erklärt Winfried Grohmann.
Enttäuscht zeigten sich die Kreisräte Norbert Brugger und Rudolf Gwinner. „Wir haben alles getan, um die Wünsche für die Praxis zu erfüllen“, sagt Brugger, „wir brauchen in Löffingen dringend eine weitere Hausarztpraxis.“ Die mehr als 10.000 Einwohner könnten nicht allein von der Praxis Karvouniaris und Neymayer in Rötenbach betreut werden, zumal hier auch noch das Altenheim mit 50 Bewohnern und die Seniorenwohnanlage mit 26 Wohnungen bestehe. Der Bedarfsplan der KV sehe für den Breisgau-Hochschwarzwaldwald eine Überversorgung durch Hausärzte; allerdings seien diese im Speckgürtel Freiburg und nur wenige im ländlichen Raum zu finden, so Brugger.