Löffingen – Schon als Kinder träumten sie davon, eine Löffinger Hexe zu sein. Nachdem sie 20 Jahre alt waren, intensivierten sich diese Wünsche. Und nun, mit fast 30 Jahren, haben sie es geschafft: Die Aufnahme in die Löffinger Hexengruppe. Die Rede ist von Daniel Schwendemann, Maximilian Benz und Jens Vogt.

Um in die Löffinger Hexengruppe zu kommen, die als eine der ältesten in der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte gilt, gibt es einige Hürden zu bestehen und Herausforderungen zu meistern. Erst wenn eine der 28 Hexen sich zur Ruhe setzt, wählt die gesamte Gruppe einen Nachfolger. „Es gibt immer mehr Anfragen, als wir besetzen können“, informiert Hexenchef Benjamin Hofmeier. In diesem Jahr wählte die Hexengruppe am 11.11. bei ihrer Versammlung den 28-jährigen Prozessingenieur Maximilian Benz sowie die beiden 28-jährigen Anlagenmechaniker Jens Vogt und Daniel Schwendemann. Doch bevor diese von der Hexengruppe mit dem Hexenhäs, den rot-weißen gestrickten Socken und den Strohschuhen ausgestattet werden, sind erst noch ihre handwerklichen Fähigkeiten gefragt.

Die Löffinger Hexengruppe ist die einzige ihrer Art, in der die Masken von den Anwärtern selbst geschnitzt werden müssen. Seit 1994 steht der Lehrmeister Roland Müller den Neuen zur Seite, um aus einem Lindenholz-Rohling ein Hexengesicht zu schnitzen. Mit entsprechenden Schnitzeisen entstehen nach in über 50 arbeitsintensiven Stunden und unter Mithilfe von Roland Müller die individuellen Masken. „Zwar gibt es alte Masken, die als Vorbild dienen, doch letztlich hat jede Maske ihren ureigenen Charakter“, so Roland Müller, der schon rund 40 Hexenanwärtern zu ihrer Maske verholfen hat. Es sei schon eine große Herausforderung gewesen, erklärt Jens Vogt. Auch Maximilian Benz musste sich erst in das Material Holz einarbeiten. „Holz ist zwar mein Ding“, so Zimmermann Daniel Schwendemann, doch das Schnitzen sei schon eine ganz andere Arbeit.

Lehrmeister Roland Müller hat für jedes Problem eine Lösung, im Notfall wird ein Stück Holz angeleimt. Blickt man auf die alten Masken, die von Adolf Kaufmann und später von Käthe Kaufmann mit geschnitzt wurden, so kann man die Unterschiede erkennen. Heute sind die Masken differenzierter, Nase, Mund, Augen, Kinn und Falten, Warzen und Zähne sorgen für einen interessanten Gesichtsausdruck.

Dieser Tage traf sich die Gruppe beim Vize-Hexenchef Michael Oschwald, um dort mit seinen Gerätschaften die Masken auszuhöhlen. „Am Rand der Maske werden Löcher gebohrt, um den Haarzopf anzubringen. Der kommt natürlich aus dem Friseurgeschäft Hofmeier, denn bereits Opa Hermann, Vater Franz und Bruder Thomas waren Hexenchefs“, so der siebte Hexenchef Benjamin Hofmeier. Nun wird sie von Roland Müller grundiert, bemalt und wettersicher gemacht. Ganz zum Schluss bekommt die Maske noch Haltegummis und natürlich das rote Kopftuch.

Seit dem 11.11. sind die Hexenbesen aus Heidelbeersträuchern schon fertig. Gemeinsam gehen die Hexen ans Werk, denn jedes Jahr muss ein neuer Hexenbesen her. Doch wer glaubt, dass die Hexenanwärter nun für die Aufnahme bereit sind, der irrt. Am Fasnetmändig werden sie auf dem Hexenbrunnen vor der Stadtkirche getauft. Ein besonderes Spektakel, das von den Neuen einiges abverlangt. Doch dann werden sie von ihren Paten, den Hexen-Göttis, eingekleidet, um ganz offiziell der Löffinger Hexengruppe anzugehören.