Markenklamotten, neuste Modetrends, Verlockungen aus Videos im Internet. Viele Jugendliche verfallen dem Markenwahn. Oft hängt die Identität der jungen Leute am Tragen der Kleidung und Schuhe bekannter Hersteller, an Accessoires wie Taschen, Sonnenbrillen, Uhren und Schmuck sowie elektronischen Geräten renommierter Marken. Davon möchten sich die Achtklässler des Löffinger Schulverbunds befreien und rufen zum gemeinsamen Umdenken auf.

Zusammen mit Fachlehrerin Isabella Greifenberg hatte sich eine Teilgruppe in AES (Alltagskultur, Ernährung, Soziales) des Themas Kleiderindustrie und textile Wertschöpfungskette angenommen und sich dabei auch mit den Schattenseiten befasst. Schnell kamen die Schüler zur Erkenntnis, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Die Fragen lauteten: „Brauchen wir so viel Kleidung oder Schuhe im Schrank? Müssen es wirklich Markenklamotten sein?“

„Die nicht mehr genutzte Kleidung braucht ein zweites Leben und darf nicht, wie derzeit bei dem Fall in Bulgarien, verbrannt werden“, so der Tenor in der Klasse. Der Rohstoffverbrauch und die oft unmenschlichen Bedingungen der Näherinnen, um die Kleidung am Ende wegzuwerfen, das dürfe einfach nicht sein, so Sophie. Interessanterweise stehen die Jungs mehr auf Markenkleidung, vor allem auf Markenschuhe, was auch in Löffingen erkennbar war. „Ich achte schon auf Marken, aber auch, dass ich nicht überkonsumiere“, bestätigte Erich.

Mutig stellte sich Luca diesen Fragen, der nur selbst genähte Kleidung anzieht. „Das sind Unikate von meiner Mutter“, betonte er. Viele der Schülerinnen haben Erfahrungen mit gebrauchter Kleidung, allerdings weniger aus Second-Hand-Geschäften in Neustadt oder Villingen, sondern eher aus Online-Geschäften. „Nicht immer ist die Qualität dort gut“, weiß Lilly zu berichten. Positive Erfahrung hat dagegen Emma gemacht, die dort vor allem ihre Sachen verkauft.

Rosalie und Iris bekommen oft Kleidung von größeren Geschwistern oder Cousinen. „Die Kleidung ist gut und auch noch modisch“, so die Schülerinnen. Dass Markenkleidung auch ein Statussymbol ist, wissen die Schüler meist aus Erfahrung. Viele möchten den Trends aus dem Internet folgen, so das Fazit. Und es bedarf schon Mut und Durchhaltevermögen, darauf nicht einzugehen. So hat eine Schülerin schon negative Erfahrungen sammeln müssen, da sie keine Markenkleidung trägt. „Da braucht man ein dickes Fell und viel Selbstvertrauen“, sagt sie.

Die Idee einer Kleiderbörse wurde in der Gruppe schnell geboren. „So bekommen die Kleider noch ein zweites Leben“, erklärte Valentina. Wie Lehrerin Isabella Greifenberg stolz berichtete, haben die Schüler schon Vorbereitungen getroffen. Die Schulleitung gab grünes Licht für den Kleidertausch-Tag. Die Idee dahinter ist es, dass Schüler von Klasse fünf bis zehn maximal drei Kleidungsstücke mitbringen. Diese kann man dann mittels eines Bons in ein „neues“ Kleidungsstück aus zweiter Hand umtauschen.