Gerold und Silvia Bächle

Auf eine knapp 195-jährige Geschichte kann das Gasthaus Linde in Löffingen zurückblicken. Was einst als Bierwirtschaft begann, ist heute ein Genießerlokal mit regionaler Kochraffinesse. Die Krönung erhielt der 53-jährige Küchenmeister Michael Meßmer dieser Tage, als der Naturparkwirt mit einem „Löwen“, der höchsten Auszeichnung der Dachorganisation „Schmeck den Süden“, ausgezeichnet wurde. Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch übergab Meßmer die Auszeichnung vor erlesenem Fachpublikum.

Neben der großen Kräuterspirale kann Küchenmeister Michael Meßmer auch auf einen großen Gemüsegarten blicken.
Neben der großen Kräuterspirale kann Küchenmeister Michael Meßmer auch auf einen großen Gemüsegarten blicken. | Bild: Silvia Bächle

Seit 2008 ist Michael Meßmer Naturparkwirt. Er bekam mit dem jüngsten Erfolg den dritten „Löwen“; landesweit wurden bislang 28 vergeben, erklärt Roman Mattheis vom Projektrat der Dachorganisation. Zwar sei es hier in der Region schon eine Herausforderung, mit Produkten zu kochen, die zu 90 Prozent aus Baden-Württemberg stammen müssen; Meßmer verstehe es aber, dies mit Können und Kreativität umzusetzen. „Michael Meßmer ist nicht nur ein Koch mit Leib und Seele, sondern auch ein Mann der Region, der seine Kochkunst mit der regionalen Küche vereint“, so die Staatssekretärin Gurr-Hirsch bei der Preisverleihung.

Die Auszeichnung für die Linde überbrachte die Staatssekretärin Friedlinge Gurr-Hirsch (links) Michael und Christina Meßmer.
Die Auszeichnung für die Linde überbrachte die Staatssekretärin Friedlinge Gurr-Hirsch (links) Michael und Christina Meßmer. | Bild: Gerold Bächle

Meßmers Motto: „Vom Einfachen nur das Beste“. Dass das regionale Kochen zugleich auch Nachhaltigkeit bedeutet, hob der Vorsitzende der Naturparkwirte, Klaus Günter Wiesler, hervor. Damit werde auch die regionale Landwirtschaft gestärkt. So bekommen Michael und Christina Löffler das Wildfleisch von den heimischen Jägern, das Rindfleisch vom Haslachhof, das Schweinefleisch von Sebastian Butsch, das Lamm vom Schäfer Bernhard Stürmer, das Gemüse von Irina Zegran – alle aus Löffingen. Hinzu kommen Mehl aus der Blattermühle Wellendingen und Eier aus Geisingen.

Auf eine knapp 200-jährige Geschichte blickt das Gasthaus Linde in Löffingen zurück.
Auf eine knapp 200-jährige Geschichte blickt das Gasthaus Linde in Löffingen zurück. | Bild: Gerold Bächle

„Für mich ist es wichtig, zu wissen, woher die Produkte kommen. Je kleiner der Radius, umso besser“, sagt Michael Messmer. So hat er die Coronazeit genutzt, um eine große Kräuterspirale anzulegen. Die 30-jährige Schwiegertochter Anna hat hinter der Linde einen großen Gemüsegarten kultiviert. Mit intensiven Online-Recherchen hat sich die Hotelfachfrau alles zum Thema Mischkultur, Fruchtfolge und Gartenbau angeeignet. Vom Kohlrabi bis zu den Tomaten im Eimer wächst hier fast alles. „Mit Bohnen und Erbsen hatte ich kein so großes Glück“, sagt die Mutter der fünfjährigen Rosalie und des zweijährigen Matteo.

Das Traditionshaus Linde in Löffingen kann auf eine knapp 200-jährige Tradition zurückblicken. Hier die Familie Meßmer (von links): Anna ...
Das Traditionshaus Linde in Löffingen kann auf eine knapp 200-jährige Tradition zurückblicken. Hier die Familie Meßmer (von links): Anna und Marc, Michael und Christina mit Enkel Matteo, Tochter Anna und Senior Rolf mit Ingrid. | Bild: Gerold Bächle

Während der 28-jährige Sohn Marc neben dem Hotelfach sich auch um die Zertifizierung seines Elternhauses Linde als „Haus der Baden-Württemberger Weine“ verdient gemacht hat, tüftelt Vater Michael an Süßgetränken aus eigenen Früchten. So gibt es Apfelsaft von den eigenen Äpfeln, die in Ewattingen gepresst werden, Johannisbeere-, Holunder, Birnen- und entsprechende Mischobstsäfte. Eingestellt wurde zum Frühstück der traditionelle Orangensaft, heute servieren Christina und Michael Meßmer dem Gast eine Apfel-Orangen-Mischung.

Ein Ort der Begegnung

„Die Linde ist ein Ort der Begegnung und für Löffingen ein wichtiger Faktor“, untermauerte Bürgermeister Tobias Link. Schon als der Ur-Ur-Ur-Opa und die Ur-Ur-Ur-Oma das Gasthaus Linde eröffneten. Hier traf man sich, um sich auszutauschen, Gäste zu beherbergen, die Pilger zum Witterschneekreuz und die Besucher des bekannten Kornmarkts aufzunehmen. Einen wesentlichen Grundstein für den Hotelbetrieb legten Rolf und Ingrid Messmer, für den heutigen Betrieb mit 25 Betten.