Niedereschach Bestens organisiert von der zweiten Vorsitzenden und Schriftführerin des Geschichts- und Heimatvereins Niedereschach (GHV), Irmgard Klee, zog am zurückliegenden Öffnungssonntag die Lesung von Ralf Siegen führ aus seinem prämierten Buch „127 Tage, Einsatz in Kundus“ im Museumscafé die Anwesenden in ihren Bann.

Ebenso spannend wie das Buch gestaltete sich die anschließende lange Frage- und Diskussionsrunde, bei der Siegenführ mit der ihm eigenen Offenheit keine Antwort schuldig blieb. Dabei ging es vor allem auch um die Frage, was der Einsatz nach dem unrühmlichen Abzug der internationalen Truppen im August 2021, nachdem die Taliban die Kontrolle über Afghanistan wieder übernommen hatten, letztlich gebracht hatte. Im Grunde waren sich die Diskussionsteilnehmer darüber einig, dass der ganze Einsatz nichts gebracht hatte und mehr als unglücklich zu Ende ging. Das von Siegenführ geführte Tagebuch während seines Kundus-Einsatzes war übrigens ursprünglich nicht für sein nun erschienenes Erstlingswerk gedacht, sondern für seine Familie – für den Fall, dass im etwas zustoßen sollte.

Insbesondere nach dem militärischen Abzug aus Afghanistan sei es Siegenführ jedoch ein Bedürfnis gewesen, seine Erlebnisse im Rahmen des Isaf-Einsatzes aus dem Jahr 2009 seinen Mitmenschen zugänglich zu machen, wie er im Heimatmuseum betonte.

Bei der Lesung konzentrierte er sich auf drei informative und aussagekräftige Textsequenzen. Einmal auf den Beginn des Einsatzes in Donaueschingen und die Anreise nach Afghanistan, die nicht wie man hätte erwarten können mit einer Bundeswehrmaschine erfolgte, sondern mit einer usbekischen Maschine. „Wir fühlten uns nach unserer Ankunft in Afghanistan alles andere als willkommen“, verdeutlichte Siegenführ.

In der zweiten Sequenz ging er auf die ersten Spähtrupp-Einsätze und fehlende Nachtsichtgeräte ein, was ein bezeichnendes Licht auf die unzureichende materielle Ausstattung der Soldaten warf.

Sehr spannend wurde es, als Siegenführ im dritten Abschnitt über ein Feuergefecht berichtete, bei dem er als verantwortlicher Zugführer auch aus dem Bauch heraus bei einem Angriff der Taliban die richtigen Entscheidungen traf und dadurch Schlimmeres für sich und seine Kameraden verhindern konnte.