Ob es am morgendlichen närrischen Gottesdienst mit seinen Fürbitten um schönes Wetter gelegen hatte, sei dahingestellt.

Auf jeden Fall bescherte der Wettergott – entgegen den ursprünglichen Voraussagen – der Niedereschacher Narrenzunft am gestrigen Sonntag zu ihrem 50. Geburtstag ein Wetter wie aus dem Bilderbuch mit strahlendem Sonnenschein, sodass die Besucherzahlen alle Erwartungen sprengten.

Freundlichkeit und Güte prägen die Traditionsfigur der Niedereschacher Narrenzunft, der Eschach-Schnurri.
Freundlichkeit und Güte prägen die Traditionsfigur der Niedereschacher Narrenzunft, der Eschach-Schnurri. | Bild: Gerhard Jerger

Angesagt zum Jubiläumsumzug waren insgesamt 33 närrische Gruppen mit mehr als 2000 Umzugsteilnehmern.

Auch Dirigent Thomas Solt mit dem Musikverein Niedereschach strahlt beste Laune aus
Auch Dirigent Thomas Solt mit dem Musikverein Niedereschach strahlt beste Laune aus | Bild: Gerhard Jerger

Sie wurden angeführt vom Musikverein Harmonie Niedereschach sowie der Niedereschacher Jubiläumszunft mit ihrer Traditionsfigur, dem Eschach-Schnurri, Zunftmeisterin Tanja Bayer und ihrer Stellvertreterin Sandra Burgbacher.

Eindrucksvolles Häs: Im Narrenbund ist auch die Deifelzunft mit vorne im Umzug dabei.
Eindrucksvolles Häs: Im Narrenbund ist auch die Deifelzunft mit vorne im Umzug dabei. | Bild: Gerhard Jerger

Sie zogen durch ein schier unüberschaubares Spalier von närrischen Zuschauern aus nah und fern – sehr zur Freude der zahlreichen Besenwirtschaften entlang der Umzugsstrecke – bis hinaus zur Eschachhalle. Dort an der närrisch dekorierten Halle erwartete ein großes Narrendorf mit Barzelt und 20-Meter-Theke die Umzugsteilnehmer.

Umzugssprecher als Glücksfall

Ein besonderer Glücksfall war es, dass der fastnachtsverrückte Alexander Pfaff aus dem benachbarten Horgen als Umzugssprecher neben Claudia Durli vor der Modler-Tankstelle gewonnen werden konnte.

Der fastnachtsverrückte Alexander Pfaff (links unter dem Schirm) begrüßt nahezu jeden Zunftmeister persönlich.
Der fastnachtsverrückte Alexander Pfaff (links unter dem Schirm) begrüßt nahezu jeden Zunftmeister persönlich. | Bild: Gerhard Jerger

Pfaff hat in seinem dortigen Wohnhaus ein kleines Narrenmuseum eingerichtet mit einer Sammlung aus mehreren tausend Exemplaren von Narrenmäskerle. Kaum eine Zunft im Bereich der schwäbisch-alemannischen Fastnacht, die in dieser Sammlung nicht vertreten ist.

Hexen, soweit das Auge reicht in einem Spalier närrischer Zuschauer
Hexen, soweit das Auge reicht in einem Spalier närrischer Zuschauer | Bild: Gerhard Jerger

Und so war es auch kein Wunder, dass dieser fastnachtsversessene Umzugssprecher zu jeder der 33 Zünfte eine eigene Geschichte über Tradition und Gepflogenheiten beitragen konnte, ganz zu schweigen davon, dass er so gut wie jeden Zunftmeister und jede Zunftmeisterin persönlich kannte und begrüßte.

Die Villinger Fazenedle geben ein prächtiges Bild ab.
Die Villinger Fazenedle geben ein prächtiges Bild ab. | Bild: Gerhard Jerger

Und wer ihn kennt, konnte schon darauf warten, dass er auch in Niedereschach absolut kein Blatt vor den Mund nahm, wenn es darum ging, einige Zünfte wegen ihrer närrischen Vergehen – sei es das Ausstreuen von Narrensome oder das Zünden von Rauchfackeln – gnadenlos in die Schranken wies mit dem Hinweis, ob sie nicht gelesen hätten, dass dies in Niedereschach nicht erwünscht sei.

Die Tuninger Tännle-Geister präsentieren sich mit viel Rauch und Gestank.
Die Tuninger Tännle-Geister präsentieren sich mit viel Rauch und Gestank. | Bild: Gerhard Jerger
Bürgermeister Martin Ragg (rechts) verfolgt mit seinem Vorgänger Otto Sieber und Frau Theresia das närrische Geschehen.
Bürgermeister Martin Ragg (rechts) verfolgt mit seinem Vorgänger Otto Sieber und Frau Theresia das närrische Geschehen. | Bild: Gerhard Jerger

Begonnen hatten die Jubiläumsfeierlichkeiten bereits am Sonntagmorgen mit einem humorvoll gestalteten Gottesdienst mit Pfarrer Frederik Reith und dem ehemaligen Schwenninger Stadtpfarrer Frank Banse.

Die musikalische Umrahmung gestaltete der Musikverein Harmonie unter der Leitung von Dirigent Thomas Solt zusammen mit dem Sing- und Spielkreis der katholischen Kirchengemeinde.

Hervorrand besucht war der närrische Gottesdienst am Sonntagmorgen
Hervorrand besucht war der närrische Gottesdienst am Sonntagmorgen | Bild: Gerhard Jerger

Ehrenzunftmeister Knut Deckert verglich in seiner Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper die darin erwähnte Freundlichkeit und Güte mit der Traditionsfigur der Narrenzunft, dem Eschach-Schnurri, der im Gegensatz zu den üblichen Fastnachtsschemen wie Hexe oder Teufel durch ihre lächelnde und freundliche Art hervorsticht.

Im Gottesdienst wird auch viel gelacht und kräftig geschunkelt – ganz dem närrischen Anlass entsprechend.
Im Gottesdienst wird auch viel gelacht und kräftig geschunkelt – ganz dem närrischen Anlass entsprechend. | Bild: Gerhard Jerger

Dies war dann auch Anlass für die Eschach-Schnurris, auf einem roten Sofa die beiden Pfarrer und die Gottesdienstbesucher über die Historie der Niedereschacher Narrenzunft, die Besonderheiten des Häs und der Scheme aufzuklären.

Im Gottesdienst wurde auch viel gelacht und kräftig geschunkelt, aber nicht nur das. Ein regelrechtes Fitnesstraining hatten sich die Organisatoren des Gottesdienstes ausgedacht.

Zwei Eschach-Schnurris klären auf dem roten Sofa die beiden Geistlichen über das Brauchtum der Narren auf.
Zwei Eschach-Schnurris klären auf dem roten Sofa die beiden Geistlichen über das Brauchtum der Narren auf. | Bild: Gerhard Jerger

So waren die Besucher eingebunden, bei bestimmten Symbolen auf der Leinwand aufzustehen oder sich zu setzen, abwechselnd die linke und rechte Seite der Kirchenschiffs. Das glich einem flotten närrischen Konditionstraining, das für viel Heiterkeit sorgte.

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