Ob es am morgendlichen närrischen Gottesdienst mit seinen Fürbitten um schönes Wetter gelegen hatte, sei dahingestellt.
Auf jeden Fall bescherte der Wettergott – entgegen den ursprünglichen Voraussagen – der Niedereschacher Narrenzunft am gestrigen Sonntag zu ihrem 50. Geburtstag ein Wetter wie aus dem Bilderbuch mit strahlendem Sonnenschein, sodass die Besucherzahlen alle Erwartungen sprengten.

Angesagt zum Jubiläumsumzug waren insgesamt 33 närrische Gruppen mit mehr als 2000 Umzugsteilnehmern.

Sie wurden angeführt vom Musikverein Harmonie Niedereschach sowie der Niedereschacher Jubiläumszunft mit ihrer Traditionsfigur, dem Eschach-Schnurri, Zunftmeisterin Tanja Bayer und ihrer Stellvertreterin Sandra Burgbacher.

Sie zogen durch ein schier unüberschaubares Spalier von närrischen Zuschauern aus nah und fern – sehr zur Freude der zahlreichen Besenwirtschaften entlang der Umzugsstrecke – bis hinaus zur Eschachhalle. Dort an der närrisch dekorierten Halle erwartete ein großes Narrendorf mit Barzelt und 20-Meter-Theke die Umzugsteilnehmer.
Umzugssprecher als Glücksfall
Ein besonderer Glücksfall war es, dass der fastnachtsverrückte Alexander Pfaff aus dem benachbarten Horgen als Umzugssprecher neben Claudia Durli vor der Modler-Tankstelle gewonnen werden konnte.

Pfaff hat in seinem dortigen Wohnhaus ein kleines Narrenmuseum eingerichtet mit einer Sammlung aus mehreren tausend Exemplaren von Narrenmäskerle. Kaum eine Zunft im Bereich der schwäbisch-alemannischen Fastnacht, die in dieser Sammlung nicht vertreten ist.
Und so war es auch kein Wunder, dass dieser fastnachtsversessene Umzugssprecher zu jeder der 33 Zünfte eine eigene Geschichte über Tradition und Gepflogenheiten beitragen konnte, ganz zu schweigen davon, dass er so gut wie jeden Zunftmeister und jede Zunftmeisterin persönlich kannte und begrüßte.
Und wer ihn kennt, konnte schon darauf warten, dass er auch in Niedereschach absolut kein Blatt vor den Mund nahm, wenn es darum ging, einige Zünfte wegen ihrer närrischen Vergehen – sei es das Ausstreuen von Narrensome oder das Zünden von Rauchfackeln – gnadenlos in die Schranken wies mit dem Hinweis, ob sie nicht gelesen hätten, dass dies in Niedereschach nicht erwünscht sei.

Begonnen hatten die Jubiläumsfeierlichkeiten bereits am Sonntagmorgen mit einem humorvoll gestalteten Gottesdienst mit Pfarrer Frederik Reith und dem ehemaligen Schwenninger Stadtpfarrer Frank Banse.
Die musikalische Umrahmung gestaltete der Musikverein Harmonie unter der Leitung von Dirigent Thomas Solt zusammen mit dem Sing- und Spielkreis der katholischen Kirchengemeinde.
Ehrenzunftmeister Knut Deckert verglich in seiner Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper die darin erwähnte Freundlichkeit und Güte mit der Traditionsfigur der Narrenzunft, dem Eschach-Schnurri, der im Gegensatz zu den üblichen Fastnachtsschemen wie Hexe oder Teufel durch ihre lächelnde und freundliche Art hervorsticht.

Dies war dann auch Anlass für die Eschach-Schnurris, auf einem roten Sofa die beiden Pfarrer und die Gottesdienstbesucher über die Historie der Niedereschacher Narrenzunft, die Besonderheiten des Häs und der Scheme aufzuklären.
Im Gottesdienst wurde auch viel gelacht und kräftig geschunkelt, aber nicht nur das. Ein regelrechtes Fitnesstraining hatten sich die Organisatoren des Gottesdienstes ausgedacht.

So waren die Besucher eingebunden, bei bestimmten Symbolen auf der Leinwand aufzustehen oder sich zu setzen, abwechselnd die linke und rechte Seite der Kirchenschiffs. Das glich einem flotten närrischen Konditionstraining, das für viel Heiterkeit sorgte.