Schönwald – Heiraten ist aus der Mode – das lassen zumindest die Zahlen in Baden-Württemberg vermuten. Nicht so in Schönwald: Hier hat sich die Zahl der standesamtlichen Trauungen seit 2012 mehr als verdoppelt. Standesbeamtin Monika Ganter kennt die Gründe.
Sind die goldenen Tage der Ehe vorbei? Zumindest wer sich die Zahl der Eheschließungen in Baden-Württemberg seit den 1950er-Jahren ansieht, könnte zu diesem Schluss kommen. Lag die jährliche Zahl der standesamtlichen Hochzeiten laut statistischem Landesamt Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre noch über 70.000, sank sie in den Folgejahren enorm. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts stagniert die Zahl der standesamtlichen Trauungen – von gelegentlichen Ausreißern abgesehen – etwa im Bereich von 50.000 geschlossenen Ehen pro Jahr. Ähnlich ist die Entwicklung in vielen Gemeinden.
„Da läuft es bei uns ganz anders“, sagt Monika Ganter, Standesbeamtin bei der Gemeindeverwaltung Schönwald, mit Blick auf die Ehe. Seit 2012 führt sie die Statistik über die Zahl der in Schönwald geschlossenen standesamtlichen Ehen. Und seitdem geht der Trend ziemlich klar in eine Richtung – nämlich nach oben. Gaben sich 2012 noch 14 Paare das Ja-Wort in Schönwald, so stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 35 – ein regelrechter Heiratsboom. Den vorläufigen Höhepunkt bildet mit 36 standesamtlichen Ehen ausgerechnet das Corona-Jahr 2020.
Wer heiratet in Schönwald? Größtenteils, sagt Ganter, kommen die Paare aus der Gemeinde selbst. Doch auch aus der ganzen Raumschaft kommen die Heiratswilligen nach Schönwald, erzählt die Standesbeamtin. Darüber hinaus finden auch Paare aus dem oberen Bregtal, aus Richtung Villingen-Schwenningen oder aus dem Freiburger Raum ihren Weg in die Gemeinde. Und manchmal kommen die künftigen Eheleute auch von viel weiter her: „Das ist eher die Ausnahme, aber hin und wieder haben wir auch Paare, die einmal im Urlaub hier waren und dann zurückkommen, um hier zu heiraten“, erklärt Ganter. Die kommen dann bisweilen auch aus dem Ausland ins Dorf.
Was das Alter der Paare anbelangt, sei es bunt gemischt, sagt Ganter. Zwar habe man auch einige Paare im mittleren Alter, die sich in Schönwald das Ja-Wort geben. „Aber auch die 1990er-Jahrgänge sind schon ganz gut vertreten“, meint die Standesbeamtin. Mehrere gleichgeschlechtliche Paare haben ebenfalls bereits ihre Hochzeit in Schönwald gefeiert.
Was verursacht den Heiratsboom? Da hat Ganter durchaus die eine oder andere Idee. „Man sieht einfach, dass unser Rezept aufgeht“, freut sie sich. Am wichtigsten ist aus Sicht der Standesbeamtin, dass der Tag der Trauung ein außergewöhnliches Erlebnis wird. Heutzutage, weiß Ganter, heiraten viele Menschen ausschließlich standesamtlich. Die kirchliche Trauung, in deren Rahmen man früher zu einem großen Fest eingeladen hatte, fällt bei immer mehr Paaren weg. „Deshalb soll der Tag der standesamtlichen Hochzeit für immer mehr Paare etwas ganz Besonderes sein“ – und genau darauf habe man sich in Schönwald eingestellt.
Zwar gibt es auch in Schönwald eine klassische Amtsstube in der Uhrmacher-Ketterer-Halle, die für standesamtliche Trauungen genutzt werden kann. „So eine Amtsstube muss man auch vorhalten“, erklärt Ganter. Tatsächlich finden hier jährlich aber nur eine Handvoll Trauungen statt – drei oder vier, schätzt die Standesbeamtin. Sehr viel beliebter sind die beiden anderen, spezielleren Trauorte, welche die Gemeinde mit dem Reinertonishof und der Hubertuskapelle bietet, berichtet Ganter. „Die sind voll der Renner“, meint die Standesbeamtin – vor allem, weil sie nicht nur für die Trauung, sondern, sofern gewollt, auch für das weitere Fest eine tolle Kulisse bieten.
Wichtig ist Ganter auch die Gestaltung der Trauung. „Natürlich gibt es rechtliche Vorgaben – und die muss man einhalten“, sagt die Standesbeamtin. Doch darum herum gebe es noch vieles, was sich individualisieren lasse – Gelegenheiten, die Ganter nur zu gerne nutzt. So schreibt sie zum Beispiel für jede Hochzeit eine eigene Traurede, die auf das künftige Ehepaar abgestimmt ist: „Es ist mir einfach wichtig, dass es ein Tag ganz für die zwei ist und keine Trauung von der Stange.“
Wird die Zahl der standesamtlichen Trauungen weiter steigen? Eine genaue Prognose, wie sich die Zahl der standesamtlichen Trauungen entwickeln wird, kann Ganter natürlich nicht geben. Doch zumindest so viel: Für das laufende Jahr hatte die Standesbeamtin bereits am Jahresanfang wieder einige Anmeldungen – und ein Paar hat sich sogar schon seinen Hochzeitstermin für das Jahr 2025 gesichert.