Seit dieser Woche greift die sogenannte 3G-Regel am Arbeitsplatz. Jeden Tag müssen Ungeimpfte einen negativen Schnelltest vorzeigen. Sonst dürfen sie ihre Arbeitsstätte nicht betreten.

ebm-papst: Zahl der Tests gut zu stemmen

Bei ebm-papst in St. Georgen ist man froh über die neue Regel. „Wir begrüßen die 3G-Regel am Arbeitsplatz sehr. Sie erlaubt nicht nur einen besseren Einblick, sondern hilft auch, erkrankte Mitarbeitende unmittelbar zu erkennen und die gesunden Mitarbeitenden zu schützen“, sagt Pressesprecherin Melanie Pegatzki. Sie fügt an: „Bei ebm-papst St. Georgen wurde der Impf- beziehungsweise Genesenenstatus bei den Mitarbeitenden abgefragt und durch die Vorgesetzten dokumentiert.“

ebm-papst-Geschäftsführer Raymond Engelbrecht bei seiner Auffrischungsimpfung.
ebm-papst-Geschäftsführer Raymond Engelbrecht bei seiner Auffrischungsimpfung. | Bild: Ebm-Papst St. Georgen

Die tägliche Testung der Ungeimpften erfolge vor der Arbeit und unter Aufsicht der Vorgesetzten oder deren Stellvertretern oder einer mit dieser Aufgabe betrauten Person. Durch diese Verteilung lasse sich die Anzahl Tests, die das Unternehmen zur Verfügung stelle, gut stemmen. Zudem hat ebm-papst in der vergangenen Woche für Angestellte eine Auffrischungsimpfung angeboten. 170 Mitarbeiter haben sich in St. Georgen impfen lassen.

J.G.Weisser: Test beim Vorgesetzten zeigen

Den negativen Test müssen die Angestellten der Firma J.G. Weisser in St. Georgen, die nicht geimpft oder genesen sind, täglich bei ihrem Vorgesetzten vorweisen. Eine Kontrolle über einen zentralen Eingang sei, wie Susanne Rieger sagt, nicht möglich. Die geimpften und genesenen Mitarbeiter hatten die Möglichkeit, sich durch die Bekanntgabe ihres Impfstatus von der Testpflicht zu befreien.

Bei J.G. Weisser muss man seinen Test beim Vorgesetzten zeigen, wenn man nicht geimpft oder genesen ist.
Bei J.G. Weisser muss man seinen Test beim Vorgesetzten zeigen, wenn man nicht geimpft oder genesen ist. | Bild: Ganter, Patrick

Continental: Mitarbeiter müssen sich um Test selbst kümmern

Bei Continental in Villingen müssen aktuell etwa 100 Mitarbeiter einen Test vorlegen, sagt Standortleiter Ludger Trilken. Das variiere aber von Tag zu Tag. Um die Tests müssen sich die Mitarbeiter vor Arbeitsbeginn selbst kümmern. Eine eigene Teststelle bietet Continental nicht an. Die Testergebnisse würden dann vom Werksschutz kontrolliert.

Ludger Trilken, Standortleiter bei Continental in Villingen.
Ludger Trilken, Standortleiter bei Continental in Villingen. | Bild: Continental AG

Da viele der rund 750 Mitarbeiter im Homeoffice seien, sei schwer zu sagen, wie viele von ihnen geimpft seien. Continental habe bereits in der Vergangenheit Erst- und Zweitimpfungen über den Betriebsarzt angeboten und werde auch – im Rahmen der Impfkapazitäten – wieder Auffrischungsimpfungen anbieten. „Das Interesse ist groß und es gibt bereits viele Anmeldungen“, so Trilken.

Steuerkanzlei Frisch/Dietz: Schnelltest unter Aufsicht

Auch vor kleinen Betrieben machen die Regelungen nicht Halt. Die Steuerkanzlei von Alexander Frisch und Roland Dietz aus Villingen mit zehn Mitarbeitern muss die 3G-Pflicht genauso umsetzen. „Nur ein sehr kleiner Teil bei uns ist nicht geimpft“, sagt Alexander Frisch. Hier müsse an den Präsenztagen unter Aufsicht ein Antigen-Test gemacht werden.

Steuerberater Alexander Frisch
Steuerberater Alexander Frisch | Bild: Alexander Frisch/privat

Weitaus größer sei der Aufwand, den die stetige Beachtung der aktuellen Regelungen erfordere. Allein die FAQ (Frequently asked questions, häufig gestellte Fragen) zum Betrieblichen Infektionsschutz des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales stehen auf nicht weniger als 81 Seiten – und ständig gebe es Änderungen. „Unsere Teamassistentin liest sich stetig ein und informiert uns über die Neuerungen“, sagt Alexander Frisch.

Für ihn ist klar: „Wir halten uns natürlich an alles, das haben wir von Anfang an getan.“ Schon im Frühjahr 2020 habe man zwei feste Teams gebildet, Homeoffice-Ausstattung für alle angeschafft und die gemeinsame Präsenz nahezu auf Null reduziert. Mit Blick auf die 3G-Regel sagt der Steuerberater aber auch: „Man mutet uns als Arbeitgeber auch Dinge zu, die nicht unsere Aufgabe sind.“

Tenneco: Zusätzliches Personal

Blumbergs größter Arbeitgeber Tenneco, bei dem rund 700 Mitarbeiter beschäftigt sind, hat extra zusätzliches Personal für die Werkspforten eingeplant, um den Mehraufwand bei Zugangskontrollen reibungslos bewältigen zu können.

Schichtwechsel bei Blumbergs größtem Arbeitgeber Tenneco. Alle Mitarbeiter werden bereits an der Pforte auf deren 3G-Nachweis ...
Schichtwechsel bei Blumbergs größtem Arbeitgeber Tenneco. Alle Mitarbeiter werden bereits an der Pforte auf deren 3G-Nachweis kontrolliert. Die Zugangskontrollen verlaufen reibungslos. | Bild: Simon Bäurer

Laut Mitteilung der Firma seien die entsprechenden Maßnahmen von der Belegschaft bis auf wenige Ausnahmen positiv angenommen worden. Bereits in den vergangenen zwei Wochen sei die Belegschaft proaktiv auf Corona getestet worden. Dabei wurden bislang keinerlei Infektionen festgestellt, so Unternehmenssprecher Stefan Zech.

Metz Connect: Testmöglichkeit im Betrieb

Bei Metz Connect werden alle Mitarbeiter werden durch die Vorgesetzten in den jeweiligen Abteilungen zu Beginn der Arbeitsschicht täglich kontrolliert. Laut Matthias Schmidt von der Personalabteilung sei es bereits zu Verspätungen der Arbeitnehmer gekommen. Dies liege daran, dass an den Teststellen lange Warteschlangen entstehen und man nicht sicher sein könne, ob man noch getestet wird, bevor die Teststelle schließt.

Bei Metz Connect haben die Mitarbeiter zweimal wöchentlich die Möglichkeit, sich betriebsintern testen zu lassen. Das Bild zeigt das ...
Bei Metz Connect haben die Mitarbeiter zweimal wöchentlich die Möglichkeit, sich betriebsintern testen zu lassen. Das Bild zeigt das Firmenareal im Nordwerk. | Bild: Simon Bäurer

Zweimal wöchentlich können sich die Mitarbeiter aber auch direkt im Betrieb testen lassen. Das funktioniere reibungslos. Die Impfquote liege derzeit bei rund 70 Prozent. Allerdings sei diese tendenziell höher, da sich einige Mitarbeiter im Urlaub befinden oder krankheitsbedingt fehlen würden und für diese Beschäftigten der Status noch fehlt, erklärt Schmidt.

Straub Verpackungen: Kritik an 3G-Vorgabe

„Vielleicht gut gemeint, aber sicher miserabel gemacht!“ Gaby Schrenk, Personalleiterin beim Bräunlinger Unternehmen Straub Verpackungen, übt deutliche Kritik an der neuen 3G-Vorgabe am Arbeitsplatz. Sie sei eine „typische politische „Schreibtisch-Regelung““ und ignoriere die Schwierigkeiten bei der Umsetzung in der Realität „gänzlich“. Die Vorschrift biete keinerlei hilfreiche Durchführungshinweise und missachte zudem das „ureigene Verantwortungsbewusstsein der Unternehmer“.

Aus ihrer Sicht hätten die Unternehmen von Anfang an „gewissenhaft und verantwortungsvoll gehandelt“, indem sie weitreichende Hygienekonzepte einführten. „Allein aus eigenem Existenzwillen“, so die Personalleiterin. Sie kritisiert die Kürze der Umsetzungsfrist von zwei Werktagen sowie die „praxisfremde Regelung“, die viele Fragen unbeantwortet lasse. Auch habe Straub Verpackungen derzeit Probleme, den Bedarf an Testkits zu decken, „zumal die Preise dafür durch die Decke geschossen sind.“ Für das Unternehmen seien das „belastende Zusatzkosten“.

Gaby Schrenk, Personalleiterin bei Straub Verpackungen in Bräunlingen, zeigt sich verärgert über die „praxisfremde Regelung“.
Gaby Schrenk, Personalleiterin bei Straub Verpackungen in Bräunlingen, zeigt sich verärgert über die „praxisfremde Regelung“. | Bild: Straub Verpackungen

Für die Überprüfung der Vorgaben sind die jeweiligen Führungskräfte verantwortlich. Bei Geimpften und Genesenen erfolgt die Prüfung einmalig und wird dann für sechs Monate digital gespeichert. Alle anderen müssen ihr Testzertifikat täglich vor Arbeitsbeginn vorweisen. Grundsätzlich gelte, dass sich die Mitarbeitenden selbstverantwortlich um die Testungen kümmern müssten. „Wir kommen unseren Mitarbeitenden aber entgegen und bieten zwei zertifizierte Testungen pro Woche und pro zu testendem Mitarbeitenden an, die restlichen müssen bei öffentlichen Stellen besorgt werden“, teilt Personalleiterin Schrenk mit.

Die Straub-Mitarbeitenden seien zwar in der Mehrheit „verständnisvoll und kooperativ“, so Schrenk. „Es gibt aber Mitarbeitende, die dies alles als Schikane des Arbeitgebers sehen und mit angekündigten Krankmeldungen fernbleiben, unterstützt durch leider nicht ausreichend differenzierende Mediziner.“

Sick Stegmann: Einlasskontrolle durch externe Dienstleister

Bei Sick Stegmann in Donaueschingen erfolgt die Kontrolle über den Mitarbeiterausweis, wie Pressesprecherin Joanna Hahn erklärt. Dazu habe das Unternehmen zunächst alle Ausweise gesperrt, die den Zutritt auf das Werksgelände erlauben. Geimpfte und genesene Mitarbeitende könnten diesen wieder freischalten lassen. „Ohne Nachweis einer vollständigen Immunisierung können Mitarbeitende die Standorte nur mit einem aktuellen negativen Testergebnis über die Pforten betreten“, so Hahn weiter.

Blick in eine Produktionshalle von Sick Stegmann am Standort Donaueschingen.
Blick in eine Produktionshalle von Sick Stegmann am Standort Donaueschingen. | Bild: Roger Müller

Die Einlasskontrolle werde am Standort Donaueschingen von externen Dienstleistern durchgeführt. Arbeitnehmer ohne 2G-Nachweis können sich in der eigenen Teststation des Unternehmens testen lassen oder in einem offiziellen Testzentrum. Auch Selbsttests werden akzeptiert. Diese müssen jedoch unter Aufsicht in der Sick-Teststation durchgeführt werden.

Sie zeigt sich außerdem sehr zufrieden mit der Umsetzung: „Die Sick Mitarbeitenden reagieren überwiegend mit Verständnis, trotz der außergewöhnlichen Situation und den damit verbundenen individuellen Herausforderungen.“

IMS Gear: Geschultes Personal leitet die Tests

Auch IMS Gear hat in allen Werken eigene Teststationen eingerichtet. Das teilt Personalleiterin Kristin Schäkel mit. Dadurch wolle das Unternehmen den zeitlichen Aufwand für die Mitarbeiter „möglichst gering“ halten. IMS Gear wolle einerseits die Sicherheit und den Schutz der Belegschaft gewährleisten, „andererseits können und wollen wir auf die Arbeitskraft unserer Mitarbeiter nicht verzichten.“

Rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zehn Werken und 13 „Business Units“ fallen bei IMS Gear unter die Regelung. ...
Rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zehn Werken und 13 „Business Units“ fallen bei IMS Gear unter die Regelung. Die Umsetzung sei sehr „zeit- und kostenaufwändig“, sagt Personalleiterin Kristin Schäkel. | Bild: IMS Gear, Donaueschingen

Eigens geschultes Personal leite die Tests in den Stationen an. Das Prozedere sei dabei so organisiert, dass sich positiv Getestete ohne vorherigen Kontakt mit anderen Mitarbeitern in „heimische Isolation“ begeben könnten. Den 3G-Status kontrolliere dann der jeweilige Vorgesetzte. Schäkel spricht von einem erheblichen Kosten-, Personal- und Zeitaufwand.