Vor knapp zwei Jahren hat der Schwarzwald-Baar-Kreis das Gebäude am Villinger Bahnhof erworben, in dem viele Jahre lang die Post untergebracht war. Weil die Verwaltung mehr Platz braucht, wird der Bau an der Bahnhofstraße derzeit umgebaut, sodass einige Einheiten der Landkreisverwaltung dort, fünf Gehminuten vom Landratsamt am Hoptbühl entfernt, unterkommen können. Mitte Oktober wurde mit dem Rückbau des Gebäudes begonnen, das im Grunde genommen komplett entkernt und anschließend saniert wird.

9,34 Millionen Euro plus Klima-Investitionen

Die aktuelle Kostenschätzung des Villinger Architekturbüros Flöß geht von Kosten in Höhe von 9 340 000 Euro aus. Diese Summe enthält laut Kreistagsvorlage alle Kostengruppen und auch voraussichtliche Preissteigerungen bis zum Bauzeitpunkt und zur geplanten Fertigstellung des Baus, die bislang für Ende 2021 vorgesehen war.

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Allerdings, so ist in der Vorlage weiter zu erfahren, basiert diese vom Kreistag genehmigte Summe von 9,34 Millionen Euro auf einer „konventionellen Bauweise“. Für die Außenhülle des Gebäudes waren Faserzementplatten vorgesehen. Geheizt werden sollte mit Gas, ohne Unterstützung durch eine Photovoltaikanlage. Auch die Raumlufttechnik ist auf das Notwendige beschränkt.

An der Rückseite des Gebäudes zur Brigach hin sind bereits kleine Bauarbeiten sichtbar. Aus dem oberen Stockwerk befördert eine Röhre ...
An der Rückseite des Gebäudes zur Brigach hin sind bereits kleine Bauarbeiten sichtbar. Aus dem oberen Stockwerk befördert eine Röhre anfallenden Bauschutt nach unten in einen Container. Im Frühjahr 2022 sollen die Mitarbeiter des Landratsamt in das dann frisch sanierte Gebäude einziehen. | Bild: Hahne, Jochen

Investitionen für den Klimaschutz

Nun aber kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, der für eine deutliche Kostensteigerung sorgen dürfte: der Klimaschutz. Dieser genieße schon seit vielen Jahren eine hohe Priorität für den Landkreis, gerade im Bereich Gebäudemanagement. Deshalb schlägt die Landkreisverwaltung gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden im Kreistag vor, für den Umbau des Postgebäudes ein „Begleitgremium“ einzurichten. Dieses Gremium, das voraussichtlich aus elf Kreisräten bestehen soll, soll das Bauprojekt unter dem Aspekt „klimaaktiver Landkreis„ begleiten, inklusive besonderer Entscheidungsbefugnisse mit Blick auf die Gestaltung und die Finanzen. Über Art und Umfang der Befugnisse soll in der heutigen Sitzung entschieden werden.

Kreisräte: Fridays-for-Future haben eine Rolle gespielt

Die Grünen entsenden Christian Kaiser und Ursula Roth-Ziefle in das Begleitgremium. Die Freien Wähler haben Walter Klumpp und Berthold Ummenhofer nominiert, die SPD schickt Anton Knapp. Für die FDP nimmt Adolf Baumann teil und die AfD wird von Martin Rothweiler vertreten. Die CDU, die vier Mitglieder stellt, wird ihre Kandidaten in der Sitzung benennen. Mehreren Kreisräten zufolge hat auch die Klimadiskussion rund um Fridays-for-Future, die auch in VS demonstriert haben, zu einem Umdenken unter den Kreispolitikern geführt.

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Hierfür wird konkret Geld ausgegeben

Konkret gibt es drei Bereiche, in denen im Sinne des Klimaschutzes Geld investiert werden soll. Das ist zum Einen die Gestaltung der Fassade, die Elektro- und Gebäudetechnik und drittens ein Energiekonzept mit Blick auf Heizung und Photovoltaik. Für diese drei Bereiche liegen die Mehrkosten bei „mindestens 380 000 Euro“, so die Vorlage. 40 000 Euro sollen in Mehrkosten für eine Holzfassade investiert werden. 125 000 Euro sollen für eine Trafostation ausgegeben werden, damit in Zukunft auch Schnellladesäulen für Elektroautos installiert werden können. Insgesamt 140 000 Euro soll eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der alten Post kosten. Mehrkosten für eine Brandwarnanlage anstatt von via Funk vernetzter Rauchmelder schlagen mit 15 000 Euro ins Kontor. Und schließlich fallen laut Vorlage Mehrkosten von 60 000 Euro für eine Fußbodenheizung ohne Heizungsanlage an. Hinzu und bereits jenseits der 380 000 Euro liegt der Vorschlag, eine Eisspeicherheizung und eine vollflächige Photovoltaik-Fassade anzubringen. Hinzu kommen jedoch auch Fördergelder aus dem Klimapaket.

Im Inneren wird bereits gewerkelt: Die gelben Schilder weisen noch auf die Postfiliale hin, die hier viele Jahre ihren Hauptsitz hatte. ...
Im Inneren wird bereits gewerkelt: Die gelben Schilder weisen noch auf die Postfiliale hin, die hier viele Jahre ihren Hauptsitz hatte. Seit Mitte Oktober wird das Gebäude nun rückgebaut. | Bild: Hahne, Jochen

Noch ist nicht klar, wie hoch der Beitrag zum Klimaschutz ist

Wie viel Klimaschutz die Bürger des Landkreises für dieses Geld bekommen, etwa eine Angabe zur eingesparten Menge an Kohlendioxid (CO2), wird in der Vorlage indes nicht erwähnt. In der Sitzung am Montag sollen jedoch zumindest die Mehrkosten „für alternative Brennstoffe oder ein innovatives Heizsystem“ mit den Kosten einer konventionellen Gasheizung verglichen werden. „Grundsätzlich ist ein Erdgas-Brennwertkessel die wirtschaftlichste Lösung, bedeutet aber auch einen sehr hohen CO2-Ausstoß“, heißt es aus dem Landratsamt.

Der Umzug verzögert sich um einige Monate

Durch die nun geplanten Änderungen am Gebäude in der Bahnhofstraße lässt sich der Zeitplan zum Bau nicht mehr einhalten. Der Einzugstermin verschiebt sich von Ende 2021 auf Frühjahr 2022. Damit muss auch der bestehende Mietvertrag für die externe Unterbringung des Personals entsprechend verlängert werden.