Hans-Jürgen Götz

Schick sind sie schon und vor allem schnell, leise und komfortabel, die neuen S-Bahn-Triebwagen, die seit Sonntag Villingen im Stundentakt mit Freiburg und dem Kaiserstuhl verbinden. 

Triebwagenführer Kevin Schmidt fährt den Landrat und seine Delegation mit dem neuen S-Bahn-Zug von Typ Alstom nach Döggingen. Von ...
Triebwagenführer Kevin Schmidt fährt den Landrat und seine Delegation mit dem neuen S-Bahn-Zug von Typ Alstom nach Döggingen. Von Villingen bis Donaueschingen können die Züge bis 130 Kilometer schnell fahren, auf der Strecke durch das Höllental sind maximal 80 Stundenkilometer möglich. | Bild: Hans-Juergen Goetz

So nutzte am Montag auch Landrat Sven Hinterseh den neuen Zug, um mit einer kleinen Delegation von Mitarbeitern, Kreisräten und Bürgermeistern die neuen Bus- und Bahnlinien im südlichen Bereich der Baar zu „erfahren“. Während für die Delegation die Bahnfahrt problemlos und angenehm verlief, gab es zum Start am Sonntag und am Montag jedoch Verdruss. Die groß angekündigten Züge fuhren nicht, der Ärger unter den Reisenden war dementsprechend groß. Als Grund wurden Störungen auf der Strecke zwischen Endingen und Gottenheim am Kaiserstuhl angegeben, die inzwischen behoben wurden.

Während Landrat Sven Hinterseh sein Handy-Video von der Eröffnung zeigt, genießen sie die schnelle Fahrt i n der neuen S-Bhan, vlnr. ...
Während Landrat Sven Hinterseh sein Handy-Video von der Eröffnung zeigt, genießen sie die schnelle Fahrt i n der neuen S-Bhan, vlnr. Frank Feetzer (Leiter des Strassenverkerhsamts), Mathias Merz (Busunternehmer), Landrat Sven Hinterseh und Bräunlingen‘s Bürgermeister Micha Bächle | Bild: Hans-Juergen Goetz

In nur 21 Minuten ging es über Donaueschingen und Hüfingen bis zur neuen Haltestelle in Döggingen. Die Planungen für die neue S-Bahn gehen schon einige Jahre zurück. Und bevor es so weit war, musste der Landkreis zuerst einmal 18 Millionen Euro ausgeben, um die 13,5 Kilometer zwischen Döggingen und Donaueschingen für die neuen Züge elektrifizieren zu können. „Das ist sehr viel Geld für solch ein einzelnes Projekt und daher ist es um so wichtiger, dass die Bevölkerung dieses neue ÖPNV-Angebot nun auch annimmt und nutzt“, erklärt Landrat Sven Hinterseh.

Die neue S-Bhan bei der Einfahrt im Villinger Bahnhof.
Die neue S-Bhan bei der Einfahrt im Villinger Bahnhof. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Auch der 535 Meter lange Tunnel aus dem Jahre 1900 bei Döggingen musste dafür 70 Zentimeter tiefer gelegt und auf den neuesten Sicherheitsstandard gebracht werden. Neben einer Rettungsstraße wurde dort unter anderem auch ein 30 Kubikmeter großer Löschwassertank im Berg eingebaut.

Durch die neuen S-Bahn-Züge ist die eingleisige Strecke durch das Höllental nun auch voll ausgelastet. Und die technisch herausfordernden Flügelbindungen und Trennungen in Titisee und am Kaiserstuhl bereiten den Verantwortlichen bei der Bahn aktuell noch etwas Kopfweh. Diese müssen innerhalb weniger Minuten fehlerfrei ablaufen, ansonsten kommt es unmittelbar zu Störungen auf der ganzen S-Bahnline, da die Züge sich nicht mehr im geplanten Takt auf den Bahnhöfen der eingleisigen Strecke begegnen und ausweichen können.

So bleibt auch abzuwarten, ob der Wunsch nach einer zusätzlichen Schnell-S-Bahn-Verbindung erfüllbar sein wird, da die Kapazität dieser Strecke jetzt fast schon am Limit des Machbaren ist. Während die neuen Züge zwischen Villingen und Donaueschingen immerhin mit 130 Stundenkilometern unterwegs sind, können sie auf der kurvigen und steileren Strecke über das Höllental maximal 80 Stundenkilometer fahren. Auch wenn die neue Linie die Ringzughaltepunkte entlang der Brigach nicht bedient, so sind doch alle Anschlusspunkte mit dem Ringzug und den Bussen bestens vertaktet, so dass es nur noch kurze Umsteigezeiten gibt.

Allerdings hält die S-Bahn in den frühen Morgenstunden in Brigachtal und Marbach-West, um den Schülertransport zusätzlich zum Ringzug zu verstärken.

„Das ist ziemlich komplex, die ganzen Bedarfe, Verkehrsmittel und Strecken zu optimieren, dass alle glücklich sind“, so die Planerin des Landkreises, Sabine Preiser. Es müssen ja auch die Ruhezeiten des Personals und die Umläufe des Materials berücksichtigt werden, um auch möglichst wenig Leerfahrten zu generieren.

Auch in den neuen Zügen gibt es natürlich kostenfreies WLAN, das aber abhängig von der Geschwindigkeit des LTE-Netzes entlang der Strecke ist. Eine einfache Fahrt mit der neuen S-Bahn von Donaueschingen nach Freiburg kostet regulär 9,20 Euro. So viel muss man normalerweise allein schon für das Parkhaus in Freiburg einplanen. Den Strafzettel in der 30er-Zone noch nicht einmal mitgerechnet, wie selbst er bei einer versehentlichen Übertretung von nur fünf Kilometern neulich erst am eigenen Leib verspüren durfte, wie der Landrat verlauten ließ.

So rückt nicht nur das Oberzentrum näher an die Breisgaumetropole, sondern die Freiburger haben jetzt die Chance, dem Nebel im Herbst bei einem gemütlichen Einkaufsbummel durch die Einkaufsstraßen von Donaueschingen und Villingen zu entgehen und der drückenden Hitze im Sommer mit einem Besuch im Kneippbad entgegenzuwirken. Dies ist zumindest einer der kühneren Wünsche von Landrat Hinterseh.

Ob der Landkreis mit der Verdichtung und stündlichen Taktung des neuen ÖPNV-Angebots näher an Schweizer Verhältnisse heranrückt, bleibt noch abzuwarten, denn in diesen ersten Tagen des neuen Fahrplans läuft es noch nicht ganz rund. Aber alle Beteiligten hätten den Ehrgeiz, dass die neue S-Bahn bald ebenso präzise läuft wie ein Schweizer Uhrwerk und von der Bevölkerung entsprechend kräftig genutzt wird, heißt es.

Nun liegt es an den Menschen im Landkreis, das zu nutzen, wofür ihre Steuergelder ausgegeben wurden.

Kevin Schmidt ist Lokführer bei der DB-Regio und freut sich über den Komfort und die Fahrleistungen seines neuen Arbeitsgerätes, dem ...
Kevin Schmidt ist Lokführer bei der DB-Regio und freut sich über den Komfort und die Fahrleistungen seines neuen Arbeitsgerätes, dem S-Bahn-Zug vom Typ Alstom Coradia Continental. | Bild: Hans-Juergen Goetz