Es soll ein schöner Urlaub in Südfrankreich werden. Daraus wird für einen Villinger aber nichts: Sein Rucksack wird in Lyon gestohlen. Das zieht für den 27-Jährigen jede Menge Ärger nach sich. Das Transportunternehmen zeigt sich aus seiner Sicht auch wenig kulant.

Maximilian Meisner, der in Villingen im IT-Sektor arbeitet, plant Ende Mai, sich kurz nach seinem Geburtstag eine entspannte Reise zu gönnen. In Südfrankreich will er eine Woche an der Mittelmeerküste verbringen. So weit, so gut, doch so weit kommt es gar nicht.

Nachdem er seine Fahrt nach Marseille gebucht hat, besteigt er den Flixbus in Schwenningen. Dann muss er das erste Mal in Freiburg umsteigen. Das verläuft problemlos. Frühmorgens um vier Uhr erreicht Meisner dann Lyon. Hier, mitten in der Nacht, muss er die Schuhe anziehen, erreicht nach seinen Worten zügig die schon offenen Gepäckklappen.

Plötzlich ist der Rucksack weg und keiner hilft

Dort eingetroffen, glaubt er, seinen Augen nicht zu trauen: Sein Rucksack ist verschwunden, darin zum Teil neues Equipment im Wert von 800 Euro: Schlafsack, Taschenlampe, Kleider, alles weg. Von den Busfahrern ist nichts zu sehen, sie sitzen wieder im Cockpit und beschäftigen sich mit ihren Handys. Dies zumindest ist die Wahrnehmung von Maximilian Meisner.

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Er macht sich bemerkbar, will wissen, was zu tun sei. Doch die Beiden sprechen weder Französisch noch Englisch. Auch die Umgebung ist wenig vertrauensvoll, düster, zwielichtige Gestalten durchstreifen die Nacht. Ein Anruf bei der Flixbus-Hotline hilft nicht weiter: Er könne ja am nächsten Tag ein Online-Formular ausfüllen, so der lapidare Rat.

Zum Glück trifft er zwei französische Polizisten, einer spricht ein paar Wörter Englisch, sodass der Villingen-Schwenninger vom Diebstahl berichten kann. Er wird später auch noch eine Anzeige aufgeben.

Verstörende Begegnung mit mysteriöser Frau

Dann bucht er online ein Rückfahrtticket. Doch bevor es wieder zurück in den Schwarzwald geht, hat er noch ein verstörendes Erlebnis. An der Flixbus-Station trifft er eine Frau wieder, die er schon in der Nacht zuvor dort gesehen hat und die jetzt seinen Rucksack auf dem Rücken trägt.

Meisner reagiert zunächst erfreut, geht davon aus, dass die Frau sein Gepäck gefunden hat. Der Schwarzwälder spricht sie an, will sich bedanken, doch sie reagiert seltsam. Sie nimmt den Rucksack ab, packt ihre Sachen wortlos aus und gibt ihn zurück. Dann verschwindet sie.

Wie die Diebe den Rucksack öffnen

Der Rucksack war ursprünglich mit Schlössern gesichert, ist an den Seiten aufgetrennt. Seine Sachen sind natürlich weg. Doch was war das jetzt, fragt sich der Villingen-Schwenninger: eine Diebin oder jemand, der mit den Dieben unter einer Decke steckt?

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Maximilian Meisner wird das nicht herausfinden, weil er sich nicht selbst in Gefahr bringen möchte. Am Morgen des ereignisreichen Tages besteigt er jedenfalls wieder den Bus in Richtung Heimat.

Zurück im Schwarzwald ist seine Bestandsaufnahme ernüchternd: Beträchtlich ist die Enttäuschung über den nicht zustande gekommenen Urlaub, die verschwundenen Gegenstände. Immerhin trug er seine Wertsachen am Körper, sonst wäre der Schaden noch größer gewesen.

Reaktion des Unternehmens enttäuscht

Ebenso enttäuscht ist er über die Reaktion von Flixbus. Dem Unternehmen schildert er zurück in Villingen-Schwenningen den Vorfall. Für den 27-Jährigen völlig unverständlich ist, dass nicht zumindest einer der Busfahrer an der Klappe blieb, bis das Gepäck entladen war. Der Villingen-Schwenninger hält dies für fahrlässig.

Flixbus selbst hat ihm nach mehreren Wochen Wartezeit aus Kulanz 150 Euro angeboten. Das hält der Villingen-Schwenninger für eine Frechheit und lehnt ab. Den Diebstahl will er nun auch deswegen publik machen, um andere Urlauber zu sensibilisieren.

Das sagt Flixbus zur Gepäcksicherheit

Doch was sagt Flixbus zu dem Vorfall? „Grundsätzlich achten unsere Busfahrer auf die sichere Lagerung von Reisegepäck beim Ein- und Ausstieg“, erläutert Flixsprecher Sebastian Meyer. Leider könne das Unternehmen dennoch nicht ausschließen, dass es vereinzelt zu Gepäckverwechslungen oder gar zu Fällen von Diebstahl kommt.

„In solchen Situationen haben die Fahrgäste die Möglichkeit, sich mittels Kontaktformular an unser Fundbüro zu wenden“, erklärt Meyer weiter. Ebenso arbeite man auf Anfrage mit Polizeibehörden zusammen.

In dem geschilderten Fall habe der Kundenservice eine Entschädigung von 150 Euro aus Kulanz angeboten und stehe dazu weiterhin mit dem Fahrgast in Kontakt.

Polizei wird nicht in jedem Fall verständigt

Wichtig zu wissen: Ein zunächst nicht auffindbares Gepäckstück werde normalerweise von der Polizei nicht sofort als Diebstahl gewertet. Aus diesem Grund hätten die Fahrer auch nicht die Anweisung, die Polizei in diesen Fällen umgehend zu verständigen.

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Was das Kulanzangebot an den Reisenden angehe: „Die Kaufbelege weisen nicht nach, dass die Gegenstände tatsächlich im abhandengekommenen Gepäckstück waren.“ Gerne lasse das Unternehmen den Fall auch erneut von der Rechtsabteilung prüfen.

Welche Chancen der Anwalt sieht

Ein Anwalt für Reiserecht, der Königsfelder Harald Irion, betont auf Anfrage, dass das Unternehmen die Haftung von vornherein auf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit beschränkt habe. Bei einem Unfall zahle Flix, bei Diebstahl müsse grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen werden.

„Grobe Fahrlässigkeit muss dem Unternehmen nachgewiesen werden.“
Harald Irion, Anwalt für Reiserecht

In einem Fall, als die Gepäckklappen auf beide Seiten offenstanden und nicht beaufsichtigt waren, zog das Unternehmen tatsächlich einmal den Kürzeren. Insofern sind die Chancen von Maximilian Meisner nicht einmal so schlecht. Er müsse allerdings Zeugen benennen können, betont der Jurist, beispielsweise andere Fahrgäste, die den Missstand ebenfalls beobachtet haben.