Das vergangene war kein einfaches Jahr für die Hochschwarzwälder Bäckerei Gehri. Es dürfte das schwierigste in der Geschichte des Unternehmens gewesen sein – und wohl auch das letzte in der derzeitigen Konstellation.
Der Betrieb aus Titisee-Neustadt hat am 29. Dezember Insolvenz angemeldet und bleibt jetzt dauerhaft geschlossen.
Das Amtsgericht Freiburg hat am Montag, 29. Januar, ein reguläres Insolvenzverfahren über das Vermögen der Gehri Hochschwarzwälder Bauernbrotbäckerei GmbH & Co. KG angeordnet.
Florian Schiller von der Pluta Rechtsanwalts GmbH wurde dabei zum Insolvenzverwalter bestellt. Das schreibt Pluta in einer Mitteilung.
Das bislang in Eigenverwaltung geführte Verfahren werde damit in ein Regelinsolvenzverfahren überführt. Schiller war zuvor als Sachwalter der Bäckerei tätig. Die Zahl der Mitarbeitenden wurde im Herbst mit rund 200 angegeben, 21 Filialen hat der Betrieb bislang.
Rollgatter heruntergelassen
In der Donaueschinger Filiale beim Bahnhof zum Beispiel ist jetzt vorne das Rollgatter heruntergelassen, hinter den Glasscheiben stapeln sich leere Kisten. Ein Aushang an der Fensterfront informiert über die aktuellen Entwicklungen.
Leider habe man keinen Investor gefunden, um den Betrieb weiterzuführen, heißt es dort im Namen der Geschäftsführer Melanie Rombach und Siegfried Meinert.
Bereits 2019 in Insolvenz geraten
Es ist nicht das erste Mal für die große Bäckerei, dass sie in ein Insolvenzverfahren geht. Das war schon 2019 der Fall, damals in Eigenverwaltung, die Geschäftsführung blieb handlungsfähig.
Der Gläubigerausschuss habe am Freitag, 26. Januar, dem Wechsel in ein Regelinsolvenzverfahren und der dauerhaften Betriebsschließung zugestimmt.
Eine Wiederaufnahme der Produktion und der Filialen zu einem späteren Zeitpunkt sei aus finanziellen Gründen nicht möglich. Allen rund 160 Mitarbeitern müsse daher leider gekündigt werden.
Hygienevorfälle 2023
Zuletzt hatte die Bäckereikette mit Hygienevorfällen in der Zentrale in Titisee-Neustadt zu kämpfen. Dazu soll es jetzt laut Mitteilung der Pluta wieder gekommen sein.
Hintergrund der Entscheidung sei eine angeordnete Schließung der Bäckerei aufgrund von Hygienemängeln.
Die Produktion ruhe seit Freitag, 26. Januar, daher seien alle 20 Filialen zwischen Lörrach, Waldshut, Hochschwarzwald und dem Schwarzwald-Baar-Kreis geschlossen.
Im Sommer und schließlich im Herbst 2023 wurden bei Kontrollen des Veterinäramtes Breisgau-Hochschwarzwald gravierende Mängel beanstandet. Die Lebensmittel-Kontrolleure meldeten Mäusebefall, Mäusekot, getrocknete Kadaver.
Damals musste die Produktion jeweils komplett gestoppt, die Mängel beseitigt werden. Brot und Brötchen konnten erst wieder entstehen, nachdem eine Nachkontrolle seitens des Amtes stattgefunden hatte. Ein herber Schlag, einerseits finanziell, aber natürlich auch für das Ansehen des Unternehmens.
Endgültiges Aus zu befürchten
Die zahlreichen Filialen vom Schwarzwald-Baar-Kreis bis weit in den Landkreis Waldshut und den Breisgau-Hochschwarzwald mussten alle geschlossen bleiben, kam doch aus der Zentrale in der Zeit keine Backware für den Verkauf mehr.
Zuletzt wurden vorbereitete Backwaren im Wert von 40.000 Euro vernichtet. Der damalige Geschäftsführer Thomas Schuble zog die Konsequenz und zog sich zurück. Jetzt ist das Unternehmen vermutlich vor dem endgültigen Aus.
Die Bäckerei Gehri mit Sitz in Titisee-Neustadt ist seit 1959 im südlichen Schwarzwald tätig. Mehr als sechs Jahrzehnte wurden die Backwaren nach althergebrachten Rezepturen in handwerklicher Arbeit hergestellt.
Warum geht es der Bäckerei so schlecht?
Die Gründe für die schlechte wirtschaftliche Lage der Gehri Hochschwarzwälder Bauernbrotbäckerei GmbH & Co. KG seien vielschichtig, heißt es von Pluta. Neben den Hygienemängeln belasteten die hohen Energie- und Materialkosten sowie die Kaufzurückhaltung der Kunden aufgrund der Inflation das Unternehmen.
Für eine langfristige Lösung hätte das Unternehmen einen finanzstarken Investor gebraucht. Interessenten habe es gegeben, doch die erneute Schließung habe die Hoffnungen zunichtegemacht, sagt Rechtsanwalt Michael Winterhoff von der Winterhoff Rechtsanwalts GmbH als Vertreter der Eigenverwaltung.
Waren die Maßnahmen rechtmäßig?
„Ob die Maßnahmen des Veterinäramtes rechtmäßig waren, werden Sachverständige klären müssen. Dies liegt nicht mehr in unserer Hand. Es ist schade um die traditionsreiche Bäckerei, die großen Wert auf ihre Handwerkskunst gelegt habe und von ihren Kunden allseits wertgeschätzt wurde“, so Winterhoff weiter.
Rechtsanwalt Florian Schiller erklärt: „Der Geschäftsbetrieb muss sofort eingestellt werden, da das Unternehmen ohne Verkaufserlöse hohe Verluste erwirtschaftet. Es gibt leider keine Alternative.“ Der Pluta-Anwalt wird das Verfahren im Interesse der Gläubiger bearbeiten.