Moritz Menath ist zufrieden. Der 18-Jährige hat die Führerscheinprüfung in Theorie und Praxis erfolgreich hinter sich gebracht. Für den Villinger war das kein Problem. Andere haben da inzwischen mehr Schwierigkeiten, wie Statistiken zeigen.

Im Jahr 2022 sind laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) in Baden-Württemberg erneut mehr Prüfungsteilnehmer als im Vorjahr durch die theoretische wie auch die praktische Fahrprüfung gefallen.

Es fallen mehr Fahrschüler durch die Prüfung

Im Theorie-Test haben es rund 40 Prozent der rund 257.000 Prüflinge nicht geschafft, unter der Fehlergrenze zu bleiben. Das ist eine Steigerung von fast fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2021.

Er hat die Lizenz zum Fahren in der Tasche: Moritz Menath aus Villingen hat die Prüfungen erfolgreich bestanden und ist seitdem mit dem ...
Er hat die Lizenz zum Fahren in der Tasche: Moritz Menath aus Villingen hat die Prüfungen erfolgreich bestanden und ist seitdem mit dem Auto mobil – anders als eine wachsende Zahl von Führerscheinbewerbern, die mit Problemen kämpfen. | Bild: Stein, Moritz

Auch bei der praktischen Prüfung sah es nicht sonderlich besser aus. In den mehr als 244.000 praktischen Prüfungen konnten sich fast 28 Prozent im Anschluss nicht über den Führerschein freuen. Das ist sogar ein Anstieg um mehr als sechs Prozent.

Für den Schwarzwald-Baar-Kreis gibt es keine spezifischen Zahlen, wie der TÜV mitteilt. Doch auch in der Region fallen vermehrt Fahrschüler durch die Prüfung.

Keine Angst vor Fehlern

Die theoretische Prüfung war für Moritz Menath auch nicht mit Stress verbunden. In einem Intensiv-Kurs beschäftigte er sich eine Woche jeden Tag mit dem Stoff und lernte mit der App für die Prüfung.

Ein bisschen mehr beschäftigte Menath die praktische Prüfung. „Da steht man natürlich mehr im Fokus“, sagt Menath.

Der Villinger hat jedoch generell kein Problem mit Prüfungssituationen: „Man braucht auch keine Angst zu haben. Ein paar Fehler kann man auch machen. Dann ist es aber wichtig, sich auf den weiteren Verlauf der Prüfung zu konzentrieren.“

Wer die Prüfungen nicht packt und wiederholen muss, hat aber nicht nur erneuten Stress mit den Tests: Das Ganze geht dann auch noch ins Geld – und ein Führerschein ist ohnehin nicht ganz billig.

Menaths Familie hat für den Führerschein circa 2300 Euro gezahlt. Er erzählt, dass die Prüfungen alleine 340 Euro kosteten. „Wenn ein Fahrschüler dann durchfällt, kostet es schnell 3000 Euro“, berichtet Menath. Das ist für manche ein zusätzlicher Stressfaktor.

Fahrlehrer beobachtet Veränderungen

Doch nicht nur der Prüfungsstress ist eine Herausforderung für manchen Fahrschüler. Das weiß Stefan Hamberger. Er leitet eine Fahrschule in Villingen-Schwenningen und ist Kreisvorsitzender des Fahrlehrverbands im Schwarzwald-Baar-Kreis.

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In dieser Funktion ist er Ansprechpartner für gut 40 Fahrschulen im Landkreis und kennt die Situation seiner Kollegen.

Aus seiner Sicht gibt es verschiedene Gründe, warum die Zahl an gescheiterten Prüfungen im Vergleich zu früheren Zeiten so merklich angestiegen ist.

Höhere Ansprüche

Ein Thema seien die Ansprüche an die Führerscheinbewerber, sagt Hamberger: „Die sind enorm gestiegen.“ Alleine dass die Fahrschüler eine längere Zeit geprüft werden als früher, sei da ein Faktor.

Stefan Hamberger ist Kreisvorsitzender des Fahrlehrverbands Baden-Württemberg im Schwarzwald-Baar-Kreis und betreibt eine eigene ...
Stefan Hamberger ist Kreisvorsitzender des Fahrlehrverbands Baden-Württemberg im Schwarzwald-Baar-Kreis und betreibt eine eigene Fahrschule in Villingen-Schwenningen. | Bild: Stein, Moritz

Als der Fahrlehrer vor 35 Jahren angefangen hat, habe die praktische Prüfung eine halbe Stunde gedauert. Inzwischen sind es 45 Minuten.

„Da kommt ein Fahrschüler ganz schön herum“, meint Hamberger. Das erhöhe das Risiko durchzufallen, auch weil viele Leute sehr aufgeregt in der Prüfung seien.

Zudem haben die Prüfer inzwischen weniger Spielraum. Seit rund fünf Jahren kommen die Tester mit einem Tablet. Auf dem arbeiten sie die Aufgaben ab und müssen die einzelnen Leistungen des Schülers klar mit Grün, Gelb und Rot bewerten, erklärt Fahrlehrer Hamberger. Wenn zu viel Rot dabei ist, muss die Prüfung beendet werden.

Dennoch kommt es immer auf den Prüfer an. „Die, die das lange machen, haben natürlich immer noch viel Fingerspitzengefühl“, sagt die Erfahrung des Fahrschulleiters.

Der Führerschein Klasse B, mit dem Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen gefahren werden dürfen, ist nach wie vor sehr beliebt im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Der Führerschein Klasse B, mit dem Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen gefahren werden dürfen, ist nach wie vor sehr beliebt im Schwarzwald-Baar-Kreis. | Bild: Stein, Moritz

Technik als Herausforderung

Nicht nur die Technik bei den Prüfern hat sich verändert. Auch in den Fahrzeugen sind eine ganze Menge an Assistenzsystemen dazugekommen, mit denen die Führerscheinbewerber umgehen können müssen.

Die Systeme sollen das Autofahren zwar erleichtern, doch in der Prüfung kann das auch zur Herausforderung werden, wie Stefan Hamberger meint: „Viele meinen, durch die Technik wird es einfacher, doch den Anfängern machen die Systeme das Leben auch schwer.“

Auch Moritz Menath musste sein Können beim Fahren mit Assistenzsystemen unter Beweis stellen. „Ich musste auf der Landstraße mit Tempomat fahren“, erzählt er. Die vielen Knöpfe und Systeme stellten für Menath aber keine Herausforderung dar.

Probleme mit der deutschen Sprache

Mit Blick auf die Prüfungsversager-Statistik verweist Stefan Hamberger auch darauf, dass in den vergangenen Jahren Fahrschüler dazugekommen sind, die nicht gut oder kaum Deutsch sprechen, wie zum Beispiel Geflüchtete. Selbst wenn diese schon einen Führerschein haben, müssen sie in Deutschland ihren Führerschein umschreiben oder sogar neu machen.

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„Ich kann dann zwar sagen, was der Schüler machen soll, aber manchmal verstehen sie es nicht vollständig“, erklärt der Fahrschulchef. „Manchmal braucht es auch Freunde des Schülers als Übersetzer.“ Das kann zu Missverständnissen und Fehlern führen.

Andere Prioritäten

Manchmal spielt auch die Einstellung von Fahrschülern eine Rolle, wenn ein Test nicht auf Anhieb bestanden wird. Gerade bei der Theorieprüfung ist laut Fahrlehrer Stefan Hamberger bisweilen eine veränderte Mentalität spürbar: „Viele nehmen die Theorieprüfung auf die leichte Schulter.“

Das Lernen für die Theorieprüfung findet komplett online statt, jedoch werden diese Kurse oft nicht vollständig absolviert, weiß der Fahrlehrer zu berichten.

Allerdings sei es auch viel Stoff in der App, berichtet Moritz Menath: „Es sind mehr als 1000 Fragen.“ Die Fahrschüler könnten auch nicht alle Antworten auf diese vielen Fragen auswendig lernen, erklärt er.

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