Der 28. Januar ist ein Sonntag. Er ist Mustafa Al Ali gut in Erinnerung, denn wegen der Sache, die sich an diesem Tag abgespielt hat, war er bei der Polizei und hat eine Anzeige aufgegeben.
Keine einfache Sache für den 33-Jährigen, spricht er doch kaum Deutsch. Das Gespräch haben wir daher auf Englisch geführt.
Mustafa Abdulhussein Salih Al Ali und Israa Yousif Mohsin kommen aus dem Irak. Als sie von dort weg sind, kamen sie zuerst in Karlsruhe an, von dort ging es für die Familie dann nach Donaueschingen. Das ist mittlerweile drei Jahre her. Mit ihren zwei kleinen Kindern leben sie jetzt hier und fühlen sich sehr wohl. Ob es ihnen gefällt? „Ja, sicher.“
An jenem Sonntag, 28. Januar, ist es etwas hektisch, die Familie ist im Auto unterwegs. Rein und raus aus dem Fahrzeug, mit kleinen Kindern kann das unübersichtlich werden. Das Paar hat einen dreijährigen Jungen und ein fünf Jahre altes Mädchen. Gepäck aus dem Auto, das Spielzeug raus. Etwas wird allerdings vergessen.
Die Dokumente fehlen
Etwas später am Tag geht Mustafa Al Ali noch mal zum Fahrzeug. Darin sind nämlich die irakischen Pass-Dokumente. Genauer: Dort waren sie. Jetzt sind sie weg, etwas Geld war dabei und noch andere Papiere. Was besonders ärgerlich ist: „Ich habe vergessen, das Auto abzuschließen“, erklärt Al Ali. Ein Fehler, ja. In der Hektik mit den kleinen Kindern sei ihm das durchgegangen.
Davon abgesehen kann er sich auch einfach nicht vorstellen, dass in Donaueschingen so etwas möglich ist: „Hier ist noch nie etwas passiert. Wir dachten, das sei hier sicher.“ Also geht es zur Polizei.
„Dort haben sie uns gesagt, dass es ein Verbrechen ist – und dass sie nach den Ausweisen suchen werden. Sollten die Papiere auftauchen oder jemand sie finden, dann melden sie sich bei uns“, erklärt Al Ali. Er zeigt die Bestätigung der Anzeige seitens der Polizei. Und von den Ausweisen hat er wenigstens noch Kopien, die er zur Sicherheit angefertigt hat. Dort steht sein voller Name: Mustafa Abdulhussein Salih Al Ali.
Ausweis-Dokumente, besonders die Pässe aus seinem Land seien sehr wichtig in Deutschland, sagt Al Ali. „Die ID Card ist da eigentlich nicht genug.“ Kontrolliert werde man häufig – und dann werde nach dem Pass gefragt. Als Einheimischer ist es schon ein Ärgernis, den Ausweis zu verlieren. In der Situation der irakischen Familie sicher ein noch viel Größeres.
„Wenn wir spazieren und überprüft werden, dann wird gefragt, ob wir einen Ausweis haben. Wenn ich bestimmte Dinge kaufen möchte, etwa ein Mobiltelefon, dann brauche ich den Ausweis. Überall braucht es einen. Ich hoffe einfach, dass sie wieder gefunden werden.“
Und wenn das nicht der Fall sein sollte?
Dann müsse die Familie zum irakischen Konsulat und sich für viel Geld neue beantragen. Das Generalkonsulat der Republik Irak befindet sich in Frankfurt.
„Gemäß Paragraf drei Aufenthaltsgesetz müssen Ausländer für die Einreise und den Aufenthalt einen anerkannten und gültigen Pass oder Passersatz besitzen“, erklärt Kristina Diffring von der Pressestelle des Landratsamtes Schwarzwald-Baar. „In der Praxis verhält es sich unserer Erfahrung nach oft so, dass Ausländer allerdings oft verschiedene Dokumente unter dem Begriff ‚Pässe‘ verstehen.“
Über das Konsulat
Die Vorgehensweise der Familie in diesem Fall, eine Anzeige bei der Polizei aufzugeben, sei richtig gewesen, erklärt Diffring. Und was muss die Familie jetzt tun? „Die verlorenen Dokumente müssten nun nachbeschafft werden. Sollte das Ehepaar tatsächlich irakische Reisepässe besessen haben, wäre sodann über die irakische Botschaft – oder ein Konsulat – in Deutschland ein neuer Reisepass zu beantragen.“
Sollte noch mehr abhandengekommen sein, eventuell die Aufenthaltserlaubnisse, „ein sogenannter elektronischer Aufenthaltstitel (eAT), das ist eine Karte der Bundesdruckerei und kann über die zuständige Ausländerbehörde ersetzt werden“, sagt Diffring. Das wäre in diesem Fall die Ausländerbehörde der Stadtverwaltung Donaueschingen.
Mustafa Al Ali setzt auf ein Einsehen der Person, die die Dokumente an sich genommen hat: „Wenn zumindest unsere Pässe wieder auftauchen, damit wäre uns sehr geholfen.“