Es ist Ende Januar, als die Menschen im Kreis ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen. Tausende sind auf der Baar und im Schwarzwald auf die Straße gegangen, um Flagge gegen rechts zu bekennen. Ein großes Zeichen, viele Emotionen und ein Gefühl von Zusammenhalt.
Mittlerweile sind seitdem schon einige Wochen ins Land gezogen. Was ist von dem Gefühl geblieben – und hat sich die Sache mit den Demos im Januar schon erledigt?
In Donaueschingen hat SPD-Stadträtin Martina Wiemer damals zu den Menschen auf dem Rathausplatz gesprochen: „Für mich persönlich war das alles sehr bewegend“, sagt sie. Als klar wurde, dass es überall in Deutschland Demonstrationen geben werde, „da haben wir uns überlegt, dass es auch Donaueschingen gut stehen würde“, sagt Wiemer.
Also habe man die anderen Gemeinderatsfraktionen angefragt – „und alle waren dabei“. Es sei eine tolle Sache im Donaueschinger Rat, „dass wir zwar in der Sache streiten, aber immer konstruktiv arbeiten. Und letztendlich stehen wir zusammen und für den Bürger.“ Hier habe Donaueschingens Oberbürgermeister Erik Pauly eine tolle Ansicht: „Er sagt, dass der Gemeinderat die Gesellschaft widerspiegelt. Wir wollten zeigen, dass wir zusammenstehen – und das hat super geklappt“, so Martina Wiemer.
Keine Vielfalt
Sie sieht ein Problem in der Politik der AfD: „Sie setzt nicht auf Vielfalt, deren Chancen werden nicht bedacht.“ Das Parteiprogramm sei „feindlich ausgerichtet“ und rückwärtsgewandtes Denken herrsche vor. „Das gab es immer. Aber die AfD hat es salonfähig gemacht“, so Wiemer.

Auf der Demo sei immer wieder betont worden, wie toll es sei, dass man zusammenstehe: „Ich wurde auch auf dem Markt ständig angesprochen.“ Besonders in Erinnerung geblieben ist Wiemer der Anruf einer 83-Jährigen: „Sie hat mir erzählt, dass sie noch nie zuvor auf einer Demo gewesen sei. Und wie toll das gewesen sei.“ Das Thema scheint den Menschen am Herzen zu liegen.
Also habe man auch überlegt, ob sich das wiederholen lasse: „Da bin ich ein wenig im Zweifel. Ist das gut? Ob war das in der Größe oft wiederholen können – es wird dann eventuell etwas inflationär.“ Es reift jedoch eine andere Idee.
Eine Menschenkette im Städtedreieck
„Was ich schön fände, das wäre eine Menschenkette im Städtedreieck“, sagt Martina Wiemer. Menschen, die sich an die Hand fassen und eine große Kette von Donaueschingen nach Hüfingen und Bräunlingen bilden. „Ganz nach dem Motto: Wir halten zusammen“, erklärt sie.
Was bei den Demos besonders betont worden sei: „Es gab einen spürbaren Gemeinschaftssinn, dass alle zusammengehören. Das sollte bei solch einer Aktion auch durchkommen. Vielleicht kann man nach der Kette dann in jedem Ort noch etwas zusammen sein“, so Wiemer weiter.
Eine weitere Idee sei es, so etwas wie einen Demokratie- oder Polit-Stammtisch einzurichten und Leute einzuladen. „Mich würde brennend die Meinung jener interessieren, die ein Problem mit unserer Rechtsstaatlichkeit haben.“
Demos sehr positiv wahrgenommen
Auch in Villingen wurde die Demonstration im Januar von den Veranstaltern sehr positiv aufgenommen: „Es waren sehr viele Menschen. Und man hat gesehen, dass ein breites Bündnis vertreten war“, sagt SPD-Stadtrat Nicola Schurr von der Bürgerinitiative „VS ist Bunt“.

Die Aktionen gegen rechts seien nicht beendet, so Schurr. Man unterstütze hier zudem aktuell ein Bündnis in Rottweil. Unter der Bezeichnung „Rottweil bleibt bunt“ soll es gegen eine AfD-Veranstaltung Widerstand geben. In der Rottweiler Stadthalle soll wohl am 24. und 25. Februar der Landesparteitag der AfD stattfinden.
Weitere Aktionen angedacht
Außerdem seien viele weitere Aktionen angedacht, sagt Schurr: „Wir haben etwa überlegt, einen Kurzfilmabend im kommunalen Kino zu passenden Themen zu veranstalten.“ Was genau dann umgesetzt werde? „Es ist alles offen bis nach der Fasnet“, so Schurr weiter.
Wie emotional die große Veranstaltung in Villingen Ende Januar gewesen sei, das habe Schurr besonders im Nachgang gemerkt. Wie Martina Wiemer sei auch er vielfach angesprochen worden. Viele haben sich bedankt, viele seien das erste Mal überhaupt auf einer Demonstration gewesen: „Das ist ein sehr starkes Zeichen: Wir sind mehr!“