Daheim ist es Biomüll – hier wird es jetzt zu Erdgas
Neue Technik wandelt den Abfall aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis jetzt in Biomethan um. Die Anlage in Deißlingen schickt das Gas zum Heizen wieder zurück in die Haushalte. Die Betreiber erklären, wie das funktioniert.
In dieser neuen Anlage in Deißlingen wird Biogas aus Biomüll jetzt zu Erdgas-Qualität veredelt. Das bringt mehr Geld als die bisherige Verstromung und ist erst noch besser für die Umwelt.
| Bild: Hans-Jürgen Götz
Aus dem Biomüll der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg wird ab jetzt Erdgas. Bisher wurde mit dem Biomüll in der Vergärungsanlage der BRS Bioenergie GmbH in Deißlingen in einem Blockheizkraftwerk Strom und Wärme erzeugt.
Seit 2003 ist diese Anlage bereits in Betrieb und hat jedes Jahr aus 25.000 Tonnen Bioabfall 125 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt. Das deckt den Energiebedarf von 3000 Haushalten.
Vor zwei Jahren wurde mit der Erweiterung auf 40.000 Tonnen pro Jahr begonnen. Die kommen etwa zu gleichen Teilen aus den braunen Haushaltstonnen der drei Landkreise Schwarzwald-Baar, Rottweil und Tuttlingen.
Der Deißlinger Bürgermeister Ralf Ulbrich, der Rottweiler Landrat Wolf Rüdiger Michel, Martin Handke und Eberhard Ludwig von der Geschäftsführung der BRS Bioenergie GmbH, der Schwarzwald-Baar-Landrat Sven Hinterseh und der Tuttlinger Landrat Stefan Bär besichtigen die neue Anlage.
| Bild: Hans-Jürgen Götz
Und nun folgt der Clou: Ab jetzt erzeugt die Anlage statt Strom Erdgas, genauer gesagt hochreines Biomethan. Dieses wird nun direkt in die Erdgasleitung eingespeist, die in direkter Nachbarschaft der Anlage vorbei läuft.
In dieser Anlage wird das Methan aus der Biogasanlage auf einen Druck 40 Bar verdichtet und in das Erdgasnetz eingespeist.
| Bild: Hans-Jürgen Götz
Thomas Grote ist Projektleiter bei der Terranets BW und überwacht an seinem Leitstand den Übergabeprozess in das Erdgasnetz.
| Bild: Hans-Jürgen Götz
Die erzeugte Leistung von 25 Millionen kWh deckt den Wärme- und Warmwasserverbrauch von 2000 durchschnittlichen Haushalten ab.
Viele Pumpen, Kompressoren, Rohre und Hochdruckbehälter bestimmen das Bild der neuen Anlage.
| Bild: Hans-Jürgen Götz
Doch der Umstieg von Strom- auf Gasproduktion ist nicht so einfach. In einer typischen Biogas-Anlage entsteht neben Kohlendioxid (CO2) und Schwefelwasserstoff (H2S) vor allem das begehrte Methan. Allerdings nur mit einem relativ niedrigen Reinheitsgrad von 63 Volumenprozent.
Das reicht zur Stromerzeugung in einem Blockheizkraftwerk, genügt aber so noch nicht den Qualitätsansprüchen an Erdgas.
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Eberhard Ludwig: So entsteht BiomethanVideo: Hans-Jürgen Götz
Und hier setzt die neue Anlage an. Sie erzeugt das begehrte Methan mit einem Reinheitsgrad von 97 Volumenprozent.
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Hier wird der Reinheitsgrad des Methans gemessen.Video: Hans-Jürgen Götz
Und da die Erdgasleitung in nur wenigen Metern an der Anlage vorbei läuft, kann das Produkt der Anlage dort über eine kleine Übergabestation direkt in das Erdgasnetz eingespeist werden. Zuvor muss sein Druck aber noch von sechs Bar auf 40 Bar erhöht werden.
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Thomas Grote: So kommt das Gas ins NetzVideo: Hans-Jürgen Götz
In die erste Anlage ihrer Art in Baden-Württemberg hat der Betreiber 6,5 Millionen Euro investiert. Und das hat zwei Gründe: Zum einen ist es wesentlich effizienter, aus Biogas Erdgas zu machen statt Strom, dessen Produktion auch Abwärme erzeugt. Zum anderen wird mit Erdgas schlichtweg mehr Geld verdient als mit Strom.
So sieht es im Inneren der Erdgas-Übergabestation aus.
| Bild: Hans-Jürgen Götz
Das alte Blockheizkraftwerk wird auch bestehen bleiben. Es dient als Ausweichlösung, falls mal etwas umgebaut oder repariert werden muss.
Einer der vielen Kompressoren, die die neue Anlage antreiben.
| Bild: Hans-Jürgen Götz
Was bleibt vom Abfall übrig?
Bereits jetzt entstehen im Prozess mehr als 20.000 Tonnen güteüberwachte Düngekomposte (Gärreste) und Flüssigdünger, die in der regionalen Landwirtschaft den Einsatz von künstlich erzeugten Düngern verringern.
Außerdem werden zehn Prozent der Bioabfälle als Grobabsiebung in Biomassekraftwerken energetisch verwertet. Das ergibt so viel Wärme, dass damit 7500 Tonnen Klärschlamm pro Jahr getrocknet werden können. Das wiederum entspricht bei fossilen Energieträgen 750.000 Litern Heizöl oder 750.000 Kubikmetern Erdgas, die somit vermieden werden.
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Die neue Anlage von AußenVideo: Hans-Jürgen Götz
Verschmutzter Müll?
Einziger Wermutstropfen ist die Qualität des Biomüllabfalls. Es scheint sich noch nicht bei allen Haushalten herum gesprochen zu haben, was genau in die braune Tonne gehört und was nicht.
So filtern die Betreiber vor der Verwertung noch jede Menge nichtorganischer Stoffe wie Plastik, Metall oder andere Materialien aus dem angelieferten Bioabfall.
Plastik im Biomüll? Vor der Verwertung müssen solche Fremdstoffe herausgefiltert werden (Symbolbild).
| Bild: Scherrer, Aurelia