Zwei Jahre war die Modellphase gelaufen, nun wurde das Projekt Docdirekt der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) fortgesetzt. „Wir hatten bis zu unserem technischen Neustart etwa 6000 Nutzer, die die App runtergeladen hatten. Durch die technische Umstellung mussten wir allerdings die App ersetzen und auch die bisherigen Nutzer mussten die App neu downloaden. Wir sind also gerade im Wiederaufbau“, sagt eine KVBW-Sprecherin auf SÜDKURIER-Anfrage.

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Bei Docdirekt handelt es sich um eine Handy-Anwendung, mit der Nutzer schnell, einfach und montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr Ärzte konsultieren können sollen – und zwar mit dem Smartphone. Dazu muss die Anwendung Docdirekt aus dem Appstore heruntergeladen werden. Anschließend müssen sich Nutzer mit ihren Daten – Name, Geburtsdatum, Krankenkasse und so weiter – registrieren.

Wenn Patienten dann einen Rat brauchen, werden ihre Personalien, die Krankheitssymptome und die Dringlichkeit von medizinischen Fachangestellten aufgenommen. Ein Tele-Arzt ruft den Patienten dann zurück und versucht, die Behandlung vollständig durchzuführen.

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Welcher Arzt das ist, entscheidet mehr oder weniger das Zufallsprinzip. Örtlich gebunden ist der jeweilige Mediziner jedenfalls nicht. Es kann also sein, dass ein Villinger Patient von einem Karlsruher Arzt beraten wird.

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„(...) Die Telemedizin ist eine gute Ergänzung zum normalen Praxisbetrieb“, wird Johannes Fechner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVBW, in einer Pressemitteilung zitiert. Demnach könnten etwa 80 Prozent der Anfrage per Videoanruf abschließend geklärt werden. In den restlichen 20 Prozent der Fälle verweisen die Teleärzte auf Praxen vor Ort.

Neben der KVBW bieten auch Krankenkassen alternative Wege im Vergleich zum klassischen Arztpraxisbesuch an. „Die AOK bietet das Med-Telefon an“, sagt Elke Rauls, Pressesprecherin der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg auf Anfrage. Es ist unter der 0800/1050501 365 Tage im Jahr erreichbar. Je nach Thema erhalten Patienten Rat von Ärzten, Krankenschwestern oder auch Ernährungsberatern aus Baden-Württemberg.

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Es gebe darüberhinaus eine spezielle Arzneimittelberatung, auch eine Kindersprechstunde biete die Versicherung ihren Mitgliedern an. Über das Angebot Telederm sollen Menschen mit Hautproblemen bei der AOK außerdem schneller an eine Diagnose kommen. Der Hausarzt könne dabei mit einer speziellen Lupe ein Bild etwa von einem Muttermal machen. Ein Dermatologe schaut sich die entsprechende Stelle dann an und gibt seine Antwort. Bei diesem Projekt arbeitet die AOK laut Rauls mit der Uni Tübingen zusammen. Genutzt werde das Angebot der AOK zumeist von Menschen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren.

Mit dem „Teledoktor“ versucht die Barmer-Versicherung ihren Kunden ein Angebot im Bereich der Telemedizin zu machen.
Mit dem „Teledoktor“ versucht die Barmer-Versicherung ihren Kunden ein Angebot im Bereich der Telemedizin zu machen. | Bild: Screenshot Matthias Jundt

Auch die Barmer bietet telemedizinische Angebote an. Eigenen Angaben zufolge war sie die erste gesetzliche Krankenkasse Deutschlands überhaupt, die die Kosten für eine internetbasierte Behandlung von Kindern mit Sehschwäche übernommen hat. Seit 2005 arbeiten die Barmer und die Berliner Charité auf dem Gebiet der telemedizinischen Forschung von Patienten mit Herzinsuffizient zusammen.

Den Teledoktor der Barmer gibt es seit dem Jahr 2001, seit 2017 existiert eine entsprechende App für das Smartphone. Über die App sollen Versicherte der Barmer rund um die Uhr eine kostenlose telefonische Beratung durch ein medizinisches Fachteam erhalten. Interessierte müssen sich vor der Nutzung registrieren. Anschließend kann der ärztliche Rat telefonisch oder per Videotelefonie eingeholt werden. In der Beratung werden Fragen zur Gesundheit, zu Erkrankungen, zu Therapien oder zu Medikamenten beantwortet. Wer nicht (video)telefonieren will, kann mit den Medizinern auch chatten.

Bild 2: Corona-Hotline, Videotelefonie mit dem Arzt, Gesundheitsberatung per Chat – diese telemedizinischen Angebote haben die Kassenärztliche Vereinigung, die AOK und die Barmer
Bild: Matthias Jundt

Die Ärzte des Teledoktors können außerdem Termine bei niedergelassenen Fachärzten für den persönlichen Arztbesuch vor Ort vereinbaren. Ziel der App ist es, die Wartezeiten zu verringern und Menschen rund um die Uhr zu beraten. Laut Barmer wurde die Teledoktor-App seit 2017 bislang 50 000 Mal heruntergeladen. Etwa 150 Ärzte sowie medizinisches Fachpersonal sind für den Teledoktor im Einsatz.

Betreut werde die App von der almeda GmbH. Die Barmer schreibt, dass die Ärzte und die medizinischen Teams – auch gegenüber der Barmer – der Schweigepflicht unterliegen.

Corona-Hotline

Corona habe nicht dazu geführt, dass die App häufiger als bislang genutzt wurde. Es gebe seit dem 29. Januar, also einen Tag, nachdem es die erste bestätigte Corona-Infektion in Deutschland gab, eine kostenlose Corona-Hotline, die Teil des Teledoktors ist. Diese Hotline wurde laut Barmer bislang 23 000 Mal angerufen, sie ist unter der 0800/8484111 zu erreichen.